Theater Kiel: Volles Programm nach dem Lockdown

„Im Moment ist es so, dass nicht wir die Ereignisse machen, sondern die Ereignisse uns bestimmen“, so der Generalintendant des Theaters Daniel Karasek. „Wir werden die Planung da immer wieder anpassen müssen.“ Der Spielplan aber soll - auch wenn wohl weiterhin mit „Überraschungen“ zu rechnen sei, möglichst breit realisiert werden. Mit fertigen Produktionen in den Startlöchern: Manches wurde verschoben, anderes neu ins Programm genommen. In den Startlöchern aber stehen in Oper, Ballett und Schauspiel erstmal die Produktionen, die gerade noch geprobt wurden. Die Ballett-Interpretation des Oscar-Wilde-Romans Das Bildnis des Dorian Gray gehört dazu, ebenso wie Allesandro Scarlattis Barockoper Il Cambise – Geliebter Feind, die laut Operndramaturg Ulrich Frey seit 300 Jahren nicht mehr auf der Bühne zu sehen war und an der Regisseur Joachim Radtke Anfang Dezember in der Neuen Salzhalle arbeitete. Dazu das für Ostern geplante Musical Honk! mit der Chorakademie des Kieler Theaters. Raritäten in der Oper: In der Oper bleibt es spannend mit Eugen d’Alberts Tiefland (1903), einer Rarität des Verismus, verfilmt Anfang der Vierziger von Leni Riefenstahl unter anderem mit Bernhard Minetti. In Kiel wird sich mit Martin G. Berger, jüngst für seine Ariadne auf Naxos in Weimar mit dem Theaterpreis Faust geehrt, mit der Gemengelage aus Inhalt und Rezeptionsgeschichte auseinandersetzen; Benjamin Reiners dirigiert. Selten gespielt auch Iolanta, (Regie: Carlos Wagner), die letzte Oper von Peter Tschaikowsky, für die sich auch Anna Netrebko mehrfach stark gemacht macht. Jerry Bocks Musical-Klassiker Anatevka in der Regie von Musical-Spezialist Marco Dott und mit GMD Benjamin Reiners am Pult komplettiert das Programm. Opern-Gala statt "Zauberflöte": Auf das kommende Jahr verschoben wird Mozarts Zauberflöte in einer Textfassung von Roland Schimmelpfennig; stattdessen soll die dafür gebuchten Gäste in einer Operngala zum Zuge kommen. „Dass die Zauberflöte unter Corona-Bedingungen nicht machbar war, war schnell klar", sagt Daniel Karasek, „bei Tiefland mit seinen drei Protagonisten sieht das anders aus.“ Auch Shakespeares Maß für Maß im Schauspiel hält er für machbar. Zuvor aber hat das Schauspiel gleich drei fertige Produktionen im Köcher: Neben Ingrid Lausunds Monologstück Nebenan und Simon Stephens’ Country Music im Studio auch Roland Schimmelpfennigs Hans-Christian-Andersen-Bearbeitung Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin, die eigentlich als Weihnachtsmärchen vorgesehen war. Spurensuche nach "Alice": Auf der großen Bühne geplant sind mit Der Riss durch die Welt (2019) ein weiterer Schimmelpfennig (Regie: Ulrike Maack) und Kleists Michael Kohlhaas. Regisseur Dariusch Yazdkhasti wird in der Bühnenfassung der Novelle einen neuen Blick auf die Geschichte des unerbittlich um sein recht streitenden Protagonisten werfen. Im Studio, das dann auch wieder bespielt werden soll, zeigt Josua Rösing den Monolog All das Schöne mit Almuth Schmidt. Für Alice kommt Anna-Elisabeth Frick, die dem Landestheater verschiedene originell-brisante Inszenierungen, darunter Goethes Faust, bescherte. In ihrem Kiel-Debüt wird die Regisseurin mit drei Schauspielerinnen um Lewis Carrolls Romanfigur Alice im Wunderland ein eigenes Stück entwickeln. Für all das gibt mittlerweile auf der Website auch Theater-Gutscheine, die zu Hause gedruckt werden können. „Es geht auch darum, die Verbindung zum Publikum zu halten“, erklärt Karasek. „Darum, zu zeigen: Wir sind weiterhin da.“