Theater im Werftpark: Kinderoper "Zwerg Nase"

Wenn es doch nur so einfach wäre - und eine Pastete einen Krieg beenden würde. Im Märchen jedenfalls geht das. Und das ist schön so. So schön wie bei Wilhelm Hauffs „Zwerg Nase“, dessen Premiere im Werftpark-Theater das Publikum zu Jubelstürmen hinriss. Zwischen Popcorn-Krone und Pappbecher-Perücken hier, schnöden Sneakers und Trainingsanzügen dort, legte Regisseurin Lara Pansegrau den Fokus ihrer so unterhaltsamen wie dichten Inszenierung auf Themen, die Jugendliche besonders bewegen: Selbstbestimmung und Selbstvertrauen, Mut und Toleranz, Hoffnung und Freundschaft. Als Kinderoper in der Fassung von Sigrid Liebenspacher-Helm (Text) und Thomas Nutzenberger (Musik) erlebte der Stoff beim Oppenheimer Gemeindefest 2017 seine Uraufführung. Und auch wenn die Geschichte von Jakob, der auf dem Weg zu sich selbst einige Hürden zu bewältigen hat, ziemlich gestrafft wurde, bleibt der Kern doch uneingeschränkt erhalten. Jakobs Abenteuer und der Weg zu sich selbst: Es ist das Abenteuer von Jakob, der von der bösen rotmähnigen Fee Kräuterweis in einen „häßlichen Zwerg“ mit – sagen wir – auffallender Nase verwandelt und aufgrund seiner Andersartigkeit von seinem Umfeld böse verspottet und abgelehnt wird. Nicht einmal die eigene Mutter erkennt ihn. Er gibt aber nicht auf und reüssiert als Koch beim Hofe des Herzogs. Dort reift eine tiefe Freundschaft zu der ebenfalls verzauberten Gans Mimi. Lesen Sie auch Kinder- und Jugendchor proben am Werftpark-Theater "Zwerg Nase" Nachdenkliches Doppelspiel: "Name: Sophie Scholl" im Theater Die Komödianten Gleichzeitig aber kämpft Jakob als „Zwerg Nase“ aber auch um seinen Kopf. Denn wenn er nicht die Spezialität „Souzeraine“ artgerecht auf den Tisch bringt, mit der der Herzog vor dem Fürsten prahlen will, verliert das Reich den Frieden und „Zwerg Nase“ sein Leben. Entspannung bringt schließlich die Entdeckung des Zauberkrautes „Niesmitlust“, das für die Rückverwandlung der verzauberten Kinder sorgt. Am Ende wird dann auch noch der berühmte „Pastetenfrieden“ geschlossen. Kinder- und Jugendchor stimmlich und darstellerisch glänzend: Aus Krankheitsgründen nicht ganz vollzählig angetreten und stimmlich womöglich etwas angeschlagen, glänzten Chor und Solisten gleichwohl musikalisch und darstellerisch. Der Bitte vor der Vorstellung „Seien Sie nachsichtig mit uns“ musste hier also niemand Folge leisten. Im Mittelpunkt standen „Zwerg Nase“, den Jonas Domeier mit einer schon erstaunlichen reifen Stimme und viel Spielfreude auf die Bühne brachte. Und Mimi. Als keck-liebevolle Punk-Göre übernahm Klara Straßburg sowohl die Rolle der Erzählerin als auch die der verzauberten Gans. Gesanglich groovte sie sich mehr und mehr ein und konnte schließlich wirklich strahlen. Aber auch die übrigen Solisten brachten im wunderbaren Zusammenspiel mit dem Chor ordentlich Leben, Witz und musikalische Qualität auf die Bretter. Kinderoper mit Witz zwischen Realität und Phantasie: Kostümbildnerin Theresa Dettmann unternimmt eine klare Unterteilung zwischen heutiger Jugendrealität und bonbonfarben überzeichneter Märchenwelt, die mit einem enormen Ideenreichtum, Phantasie und Humor auftrumpft. Isabell Stöcker gestaltet ein cleveres und überaus wirksames Bühnenbild. Eingefasst von weißen Treppen und Quadern bildet eine „handbetriebene“ Drehbühne unter einer Art rundem Schleierkranz das Zentrum der Szene. So gelingt es, die verschiedenen Handlungsorte abzubilden und gleichzeitig die Phantasie anzuregen. Und Kostümbildnerin Theresa Dettmann unternimmt eine klare Unterteilung zwischen heutiger Jugendrealität und bonbonfarben überzeichneter Märchenwelt, die mit einem enormen Ideenreichtum, Phantasie und Humor auftrumpft. Kompaktes Orchester bei jedem Takt gewappnet: Das hinter halbdurchsichtigen Stellwänden auch optisch stets präsente Ensemble aus Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Kiel lieferte unter der Leitung von Kapellmeister Moritz Caffier eine exzellente Vorstellung und zeigte sich bei jedem Takt der vom Komponisten eigens für Kiel neu instrumentierten Musik gewappnet für die musikalische Vielfalt, die von orientalischen Klängen über Zitate aus Jazz, Pop und Musical bis hin zu Walzerklängen reichte. Der Klangkörper bildete so nicht nur ein äußerst stabiles Gerüst für den musikalischen Rhythmus des Abends, er unterstützt und forciert den Chor, ohne auch nur einen Millimeter seines Freiraums zu beschneiden. Großer Applaus, nein, Jubel! Theater im Werftpark. 12., 13.,14.,16.,17. und 19. April (ausverkauft). Karten: www.theater-kiel.de und unter Tel. 0431/901 901