Tully. Mütterliche Depressionen als Filmstoff: Das sieht man selten. Regisseur Jason Reitman und Drehbuchautorin Diablo Cody aber spüren gern Alltagskatastrophen nach und kitzeln die absurden Momente hervor (siehe ihre Teenager-Komödie „Juno“). Nun hockt Charlize Theron als erschöpfte Mama in einer verwüsteten Küche und zapft ihren Brüsten Babymilch ab.
Transit. Die Sirenen klingen zu schrill, die Polizeiwagen kurven zu schnell um die Ecken: Eine seltsame Verunsicherung geht von Christian Petzolds Verfilmung von Anna Seghers’ Exilantenroman aus. Der Regisseur hat eine radikale Entscheidung getroffen: Er löst die Figuren aus ihrem historischen Kontext. Gebannt verfolgt man diese zwischen Vergangenheit und Gegenwart irrlichternden Gestalten.
Feinde – Hostiles. Melancholie liegt über der Prärie: Captain Blocker (Christian Bale) übernimmt einen letzten Job. Er soll nach den Indianerkriegen den schwerkranken Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) in sein Stammesland bringen. In diesem Western ist die Eroberung Amerikas eine traurige Angelegenheit – unschwer erkennbar als Völkermord.
Von Stefan Stosch