„Nachtclub“ und „Nightlounge" im NDR: Protest gegen Programmumbau

Die Sendung von Kult-Moderator Paul Baskerville (59) etwa, der seit 1980 für den NDR arbeitet („Musik für junge Leute“), ist am Sonntag zum letzten Mal auf NDR Info gelaufen. NDR: Sparmaßnahmen treffen Moderatoren hart: Hintergrund des kostensparenden Umbaus ist, dass der NDR ab 2021 für die fast bundesweite ARD-Infonacht von 22 bis 6 Uhr verantwortlich ist. Dadurch wechselt etwa der Jazz zu NDR Kultur, „Nachtclub“ und „Nightlounge“ verlieren ihre UKW-Frequenz und werden nur im Digitalprogramm Blue und bei N-Joy zu finden sein. Der „Nachtclub“ ist zudem nur noch montags bis freitags von 20 bis 22 Uhr zu hören, die Sendezeit für Baskerville wird auf eine Stunde pro Woche halbiert. Entsetzen unter den Fans von "Nachtclub": Die „Nachtclub“-Moderatoren, zu denen Ruben Jonas Schnell, Matias Boem, Ralf Dorschel, Uli Kniep und Thomas Haak gehören, äußern sich nicht dazu. Hilmar Kraft, der eine akribisch bestückte Baskerville-Fanpage mit üppigen Archiven und Playlists seit 1982 betreibt, ist entsetzt: „Der Nachtclub ist eine der letzten verbliebenen Sendungen im Radio, die von qualifizierten Musikjournalisten mit viel Liebe und Expertise zusammengestellt wird und uns Hörern neue Musikhorizonte eröffnet.“ Dass er nun an der entlegensten Stelle, im Low-Budget-Programm Blue, laufe, sei eine Abwertung und wirke für die Moderatoren wie ein Abstellgleis. Die Vorschau offenbare nicht einmal, wer von ihnen wann im Einsatz ist. Lesen Sie auch: Musikensembles unter Sparzwang Massenhaft Unverständnis im Internet: Auf Facebook macht eine Vielzahl von Hörern ihrem Unmut Luft. Erich Tegtmeier etwa schreibt: "Es ist beschämend, Paul Baskerville nur noch eine Stunde Sendezeit zu geben. Vielleicht sollten wir hier mal einen Sammelbeschwerdebrief ins Leben rufen, um diesen mit den ganzen Unterschriften dem NDR zukommen zu lassen." Oder Britta Pe: "Die Musikvielfalt im Rundfunk wird durch Paul Baskerville hochgehalten. Ich bin der Meinung, dass dies zwei Stunden im „linearen“ Radio wert sein sollte." Und Thomas Postier: "Hiermit möchte ich mein völliges Unverständnis über die Verlegung und Kürzung des Nachtclubs äußern. Über das komplette Entfernen dieser Sendung auf UKW reagiere ich völlig verständnislos." Auch Peter Petersen: "Die Auslagerung empfinde ich als langjähriger Hörer der verschiedenen Sendungen als schweren Verlust und mangelnde Wertschätzung dieser wichtigen Sparte." Nach bisherigen Informationen soll die Sendung von Paul Baskerville ab 7. Januar bis auf Weiteres immer donnerstags von 21 bis 22 Uhr zu hören sein. Das wird aus dem "Nachtclub": Der „Nachtclub“ ist ab 2021 montags bis freitags von 20 bis 22 Uhr im Digitalprogramm NDR Blue zu hören. Von 22 Uhr bis Mitternacht wird es dort „Nachtclub in Concert“ mit Liveaufnahmen geben und dann bis 6 Uhr die „Nachtclub Nightlounge“. Fortgeführt wird auch „Nachtclub ÜberPop“, wo mit Studiogästen popkulturelle Themen diskutiert werden. „Nachtclub Classics“ soll es laut NDR ebenfalls weiterhin geben. Neu hinzu kommen regelmäßige Formate mit Hip-Hop, House und Electro auf N-Joy, allerdings mit N-Joy-Moderatoren. Der Jazz wandert zu NDR Kultur. Dort soll es fünfmal die Woche von 22.33 bis 23.30 Uhr eine erste Strecke geben und danach mit „Round Midnight“ bis Mitternacht eine zweite. N-Joy plant zudem mit der „Nachtclub“-Redaktion für das erste Quartal 2021 eine neue Spezialsendung mit dem Schwerpunkt auf junger Musik aus Deutschland.