Jetzt gilt‘s! Das Gelände ruft. Weck das Mammut in dir. Zeig dein Northface, sei kein Mufflon und lass dir die Sun auf deine Wolfskin burnen. Im Outdoorshop haben sie nach deinem Besuch die Tür zu und eine Flasche Sekt aufgemacht. Und du? Hast den ersten Viertausender hinter dir. Finanziell. Bist jetzt arm, aber bereit. Gebrandet bis zum Scheitel, stellst du dich dem ungleichen Kampf gegen die Natur.
Wenn du mit Spaltaxt, Sturmhaube und Jetboil-Flash-Kocher in die Straßenbahn steigst, die dich zum Flughafen bringt – beachte sie nicht, die Neider, die Schwächlinge, die dich schwitzend anglotzen. Sag, du fliegst nach Syrien, dann hast du auch schnell einen Sitzplatz oder eine ganze Sitzreihe.
Kaufe nichts mehr. Alles, was du jetzt noch brauchst, hält die Natur für dich bereit. Huflattich zum Beispiel, der in der Überlebenskünstlerszene als Wanderers Klopapier einen guten Ruch genießt. Auch Nahrung findet sich überall, du musst sie nur fangen. Und erlegen. Und ihr Gewalt antun. Oder dich schlagartig auf deine veganen Wurzeln besinnen.
Sind deine Knochen zu müde zum Jagen und Eselsdistel mit Ackersenf noch blöder, als zu verhungern, geh zurück in den Outdoorladen. Wenn die Verkäufer noch nicht besoffen sind, frag nach Outdoornudeln im Standbeutel. Man gießt einfach heißes Wasser drauf, fertig. Schmeckt wie beim Italiener. Fragt sich nur, welche Berufsgruppe. Wenn ein bisschen Salz fehlt – das Tagesshirt über dem Standbeutel auswringen und abschmecken. Aber: Das beste Gewürz ist frische Luft, sagt der Outdoorgourmet. Er ist halt ein Schwätzer.
Und wenn die erste Nacht hereinbricht, das GPS-Gerät doch komplizierter ist, als du beim Entsorgen der Bedienungsanleitung dachtest, wenn der kurze Strich vor der Zahl auf dem Thermometer sich mit der Realität außerhalb deiner Zelthaut deckt, wenn du überlegst, deinen bereits erfrorenen Schlafsack wenigstens kurz mit dem Jetboil-Flash-Kocher aufzuheizen, das Vorhaben aber daran scheitert, dass du die Sturm-Zündhölzer mit deinen klammen Fingern nicht halten kannst – dann, ja, dann kannst du das, was du auf der Viertagesradtour „Donauromantik“ mit Hotelanbindung nicht konntest: dich spüren.
Irgendwann jedenfalls. Wenn der Frost raus ist.