Kennen Sie noch die Montagsmaler? Eine bundesrepublikanische Familiensendung aus den Siebzigern zum Mitraten mit Frank Elstner, einem Moderator, der schon deshalb prima ins Fernsehen passte, weil seine Brillengläser so groß waren wie kleine Bildschirme.
Die Montagsmaler lagen in der Reihe "lustige Fernsehsehsendungen mit Wochentagsnamen" klar vor "Mittwochslotto" und "Wort zum Sonntag", wurden aber schneller abgeschafft. Was schade ist. Denn das Sendungsprinzip "Einer malt, die anderen raten" war handgemacht und zeitlos, und montags hatte man eh nichts Besseres zu tun.
Die Zeiten haben sich geändert
Die Zeiten haben sich geändert, nicht nur weil das Genre jetzt Gameshow heißt. Gut, "Malratesendung" steht 2016 nicht im Verdacht, per se einen Zuschauersog auszulösen. Aber das Prinzip ist nach wie vor einfach und gut. Wobei das Raten schwerer ist. Wenn man früher einen Herd malen musste – ganz einfach: Kasten, vier Kreise, Klappe, fertig.
Aber malen Sie mal einen Induktionsherd! Oder so ein Ceranfeld, bei dem man wie bekloppt auf der Platte herumdrückt, bis man keinen Hunger mehr hat oder frustriert essen geht. Oder einen selbstreinigenden Backofen mit Grill und versenkbaren Reglern! Der ja gar nicht mehr unter dem Herd ist, sondern auf Augenhöhe links daneben. Da wird’s kompliziert. Da können die anderen lange raten.
Kinderwagen damals und heute
Oder malen Sie einen Kinderwagen. Früher ganz einfach: ein dünnes Gestell mit vier dünnen Rädern und einem Korb mit Henkel obendrauf. Heute ein Fahrzeug mit schwenkbaren, achtfach gefederten Luftreifen für Straße, Schotter und Sumpfgebiet, das man bei Bedarf auf Handschuhfachgröße zusammenfalten kann. Malen Sie das, ohne dass ein Rateteam das für einen modernen Allzweckrollator hält! Die sehen nämlich genauso aus. Schwierig.
Oder malen Sie eine Postfiliale zwei Tage vor Weihnachten. Früher: Fünf frierende, rauchende Menschen mit Paketen. Heute: eine Schlange von 200 whatsappenden Amazon-Kunden mit T-Shirt und Abholschein! Von einem Justin-Bieber-Konzert in der Schalterhalle nicht zu unterscheiden. Vielleicht doch besser Jauch gucken.