Es soll ein Versuchsballon der „Vereinigung der Nudisten von Paris“ sein: ein Vormittag im Pariser Kunstmuseum Palais de Tokyo, wo alle Besucher die Werke der Ausstellung „Discorde, fille de la nuit“ (Zwietracht, Tochter der Nacht) komplett nackt besichtigen können. Oder müssen: Denn Bekleidete, die sich unter die Nackedeis mischen, sind nicht erwünscht.
161 Plätze waren kostenlos zu vergeben für den 5. Mai – und innerhalb weniger Stunden belegt. „Wie bei einem Konzert von Madonna“, staunte Cédric Amato, Vizepräsident des Vereins.
20.000 hatten Interesse
Die nächste Überraschung: Mehr Frauen als Männer haben sich für den kulturellen Nudistenausflug angemeldet. „Die meisten sind jung, zwischen 18 und 34 Jahre alt“, sagte Amato. Auch einige Familien haben sich angemeldet. Insgesamt hätten mehr als 20.000 Personen auf Facebook Interesse an einer Teilnahme bekundet, berichtet der Verein.
In Paris und Frankreich ist der hüllenlose Museumsbesuch eine Premiere. Vor einigen Jahren hat allerdings das Leopold Museum in Wien bereits Nacktführungen durch die Ausstellung „nackte männer“ angeboten. Die Initiative ging vom Palais de Tokyo aus, das häufig interaktive oder provokante Ausstellungen umsetzt.
Nudisten sind in Frankreich eine Rarität
Die Nudistenaktion füge sich in eine Strategie der „Öffnung“ ein und sei ein Test, sagte die Sprecherin des Museums, Dolores Gonzales. Bei der aktuellen Ausstellung gehe es um Konflikte, um Andersartigkeit. „Wir fanden es zweckmäßig, dass die Besucher mit ihren Kleidungsstücken einen Teil ihrer sozialen Identität an der Garderobe abgeben.“
An sich gibt es in Frankreich keinen stark verbreiteten Nudistentrend. Selbst in der Sauna behalten die Menschen üblicherweise Badebekleidung an, und auf Theaterbühnen lassen Schauspieler seltener die Hüllen fallen als in Deutschland.
Von RND/Birgit Holzer