Nach der tödlichen Attacke auf einen Achtjährigen im Frankfurter Hauptbahnhof wird die Mutter des Jungen nach Expertenansicht Jahre brauchen, um das Trauma therapeutisch bearbeiten zu können. „Dieses Schicksal ist enorm schwer zu verarbeiten“, sagte Amelie Thobaben, Mitglied des Bundesvorstandes der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung. Die Ereignisse von Gleis sieben seien „ganz besonders unfassbar“, weil sie von Menschenhand ausgelöst wurden und nicht etwa durch eine Naturkatastrophe oder einen Unfall.
Ein 40 Jahre alter Eritreer soll am Montag die Frau und ihren Sohn vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Die 40-Jährige aus dem Hochtaunuskreis hatte sich retten können. Der Junge wurde vom Zug erfasst und getötet. Der Tatverdächtige, der Vater dreier Kinder ist und zuletzt in der Schweiz lebte, sitzt in Untersuchungshaft.
Lesen Sie auch:
Kriminalpsychologe über Bahnschubser: „Täter sind meistens Männer“
Es gehe darum, „das Unfassbare auszuhalten“
„Dieser Fall ist sehr extrem“, sagte die Psychologische Psychotherapeutin aus Bremen. Zu Beginn müsse man der Frau helfen, den Alltag zu bewältigen, indem man diesen auf das Nötigste reduziere. „Alles andere ist in der ersten Zeit Überforderung.“ Zugleich gehe es darum, „das Unfassbare auszuhalten“. Erst später könne man „irgendwann“ das Trauma psychotraumatherapeutisch bearbeiten - „da sprechen wir von Jahren“. Ein solches Trauma überfordert das autonome Nervensystem und habe Folgen wie Erregungszustände, Wiedererleben der Situation oder Schlafstörungen.
Im Video: 400 Menschen gedenken des in Frankfurt getöteten Jungen
Mehr zum Attentat in Frankfurt
Kind in Frankfurt vor einfahrenden ICE gestoßen – Junge (8) tot
Junge vor Zug gestoßen: Motiv bleibt weiter unklar
Was wir über den Täter und die Tat wissen
Seehofer: „Ausländerkriminalität nicht instrumentalisieren, aber auch nicht verharmlosen“
Chronologie des Schreckens: Wenn Täter fremde Menschen vor einen Zug stoßen
Junge (8) vor ICE gestoßen: „Die Leute sind heulend zusammengebrochen“
Verdächtiger ist dreifacher Familienvater und lebt in der Schweiz
Kriminologe zur Tat in Frankfurt: „Perfekte Voraussetzungen für einen Racheakt“
Tatort Bahnsteig: „Jetzt Angst zu haben, ist völlig normal“
Grablichter, Blumen, Kuscheltiere: Reisende ringen nach Tod von Jungen um Fassung
Chef der Polizeigewerkschaft warnt: „Aufpassen, dass es nicht zu Nachahmungstaten kommt“
Linken-Chef Riexinger wirft AfD nach Attentat in Frankfurt rassistische Hetze vor
„Haltet doch mal den Mund, ihr Hetzer!“: So kommentiert die Presse die Tat von Frankfurt
Von RND/dpa