Albig Spitzenkandidat mit 98,4 Prozent der Stimmen

Es ist der unbestrittene Höhepunkt des dreitägigen SPD-Landesparteitags. Dreyer war 2016 das Kunststück gelungen, das Ruder bei der Landtagswahl gegen CDU-Herausforderin Julia Klöckner herumzureißen, obwohl diese in Umfragen doch deutlich überlegen gewesen war und in der Asylpolitik auf einen schärferen Kurs gesetzt hatte. Dreyer regiert in Mainz mit Unterstützung einer Ampelkoalition. Verlässlichkeit sei eine zentrale Botschaft, sagt sie, auch Engagement. „Das Trikot schwitzt nicht von alleine.“ Aber wichtigste Voraussetzungen für den Sieg seien Geschlossenheit und gute Laune. Zumindest zwei Tage lang hatte sich die SPD in Lübeck in diesen ungewohnten Disziplinen geübt. Nach dem bereits außergewöhnlich guten Knapp-92-Prozent-Ergebnis von Landeschef Ralf Stegner am Freitag konnte Ministerpräsident Torsten Albig am Sonnabend noch stärker auftrumpfen. 190 Ja-Stimmen bei nur zwei Ablehnungen und einer Enthaltung bedeuteten 98,4 Prozent. Mancher Parteifreund witzelte später auf Facebook voller Hochachtung von sozialistischen Verhältnissen. Seine große Rede hielt Spitzenkandidat Albig erst am Sonntag. Bilderreich sprach er vom Elefanten, der an einer kleinen Kette an einem ebenso kleinen Stock festgebunden ist, ohne sich loszureißen, obwohl das doch so einfach wäre. Warum sich der Elefant das gefallen lasse? Weil er es in jungen Jahren so gelernt habe. Albig: „Viele Menschen haben den Glauben an ihre Kraft verloren.“ Stattdessen sage man ihnen, dass ihnen vermeintlich starke Männer die Aufgaben abnehmen würden. „Aus unserer Geschichte heraus wissen wir aber: Wir sind die, die nie akzeptiert haben, dass wir an Ketten hängen.“ Um eine gerechtere Gesellschaft zu erhalten, müsse man bereit sein zu ackern. Albig warb für ein neues soziales Bündnis, zu dem er auch das neue 100-Euro-Krippengeld zählte und das SPD-Vorhaben, den Besuch von Krippen und Kindergärten schrittweise kostenfrei zu machen. Starke Gewerkschaften seien nötig, um „Profiteure an den gemeinsamen Tisch zu zwingen“. Er wolle etwas vom Kuchen abhaben und davon Kitas, Schulen und Hochschulen bauen. „Wir wollen keine Almosen“, rief Albig ins Mikro. Es gehe um einen gerechten Anteil. „Wir können Pflöcke herausreißen, wir wollen Pflöcke herausreißen. Wer will verhindern, dass wir das in Deutschland auch machen?!“ Während es am Sonnabend bei Stegners Vorschlag zur 48 Plätze umfassenden Landtagswahlliste keinen einzigen Gegenkandidaten gab, regte sich am Sonntag zur Bundestagsliste Widerstand. Erste Details daraus waren bereits am Vorabend auf der Parteitagsparty durchgesickert und hatten die Stimmung eingetrübt. Aktuell bilden neun Abgeordnete die SPD-Landesgruppe in Berlin, und im Nord-Verband äußerte mancher die Sorge, dass es bei einem Wiedereinzug der FDP in den Bundestag und einem Erstarken der AfD nur noch fünf oder sechs sein könnten. Bettina Hagedorn (Ostholstein, 174 Ja-Stimmen), Sönke Rix (Eckernförde, 180), Nina Scheer (Lauenburg, 169), Ernst Dieter Rossmann (Pinneberg, 169) und Gabi Hiller-Ohm (Lübeck, 157) konnten sich noch ohne Gegenkandidaten durchsetzen. Dann aber gab es Kampfabstimmungen: Karin Thissen (Dithmarschen, 125) fegte ihren Kollegen Matthias Ilgen (Nordfriesland, 60) von Platz 6. Auf Platz 7 folgte Juso Alexander Wagner, auf Platz 8 Clemens Teschendorf (Flensburg-Schleswig, 94). Der Kieler Matthias Stein auf Platz 9 tritt mit Kiel in einem sicheren Wahlkreis an. Torsten Albig - sein Leben in Stationen:

Nord-SPD - Albig Spitzenkandidat mit 98,4 Prozent der Stimmen