Die Ankündigung ist in Anbetracht der zahlreichen anderen Affären im Verteidigungsministerium politisch nachvollziehbar, geht aber nicht weit genug: Denn eigentlich ist die „Gorch Fock“ bereits seit Jahren museumsreif. Kaum eine Marine von Bedeutung weltweit bildet seine Rekruten heute noch auf Segelschiffen aus. Es gibt offensichtlich fortschrittlichere Methoden, Matrosen mit den Notwendigkeiten auf hoher See vertraut zu machen.
Wozu riskiert von der Leyen also, dass nach den bisherigen 70 weitere 65 Millionen Euro auf Steuerzahlerkosten in das Schiff gesteckt werden, obwohl die Erfolgsaussichten höchst ungewiss sind? Dieses Geld lässt sich zukunftsträchtiger investieren. Vermutlich ist sich von der Leyen dessen auch bewusst.
Dass die Ministerin die „Gorch Fock“ politisch bisher nicht endgültig „versenkt“ hat, könnte an ihrer symbolischen Bedeutung liegen, die ihr vor allem in der Marine zugemessen wird. Allerdings passt diese Nostalgie nicht ganz zu dem jahrzehntelangen offensichtlichen Dahinrotten des Dreimasters.
Vielleicht ist von der Leyens fehlendes klares Bekenntnis deshalb nur ein Anfang und dient dazu, die Truppe schrittweise auf ein baldiges Aus der „Gorch Fock“ vorzubereiten. Das wäre zumindest wünschenswert. Denn ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser, als der bisherige Schrecken ohne Ende.
Von Christian Burmeister/RND