Heinold wird mit Traumergebnis Spitzenkandidatin

„Unter den ersten zehn auf der Liste ist keiner, der ein Jamaika-Bündnis mit der CDU möchte“, sagte Heinold zufrieden. Parteichefin Ruth Kastner fiel im Listenkampf durch. Umweltminister Robert Habeck trat nicht an, wurde aber für seinen Fast-Sieg bei der Urwahl der Bundespartei kräftig gefeiert. Heinold rechnete schon in ihrer Bewerbungsrede ungewohnt kämpferisch mit CDU und FDP ab. Beide würden sich „verzweifelt“ in „populistischer Kraftmeierei“ verdribbeln. „CDU und FDP versprechen das Blaue vom Himmel, träumen von Jamaika und verlieren sich im Gestern.“ Beifall von gut 120 Delegierten gab es auch für die Bilanz der rot-grün-blauen Regierung. Die Öko-Partei ist dabei für Heinold Motor sowie Garant dafür, dass Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende auch nach der Wahl auf der Tagesordnung bleiben. Die Kielerin bekommt 120 Stimmen. Nur zwei Grüne enthalten sich. Für Heinold ist es die dritte Spitzenkandidatur, aber die erste, bei der sie im Rampenlicht steht. Zu den ersten Gratulanten gehört Habeck. Danach beginnt der Kampf um die Landesliste. Bis mindestens Platz zehn gilt ein Einzug in der Landtag als fast sicher. Wer keinen der streng quotierten Plätze ergattert, müsste einen Direktwahlkreis gewinnen, was in Schleswig-Holstein noch keinem Grünen gelungen ist. Die Männerriege hat sich gut abgesprochen. Listenplatz zwei ergattert Landwirt Bernd Voß aus Steinburg, der klar unterlegene Finanzpolitiker Rasmus Andresen aus Flensburg bekommt Platz vier, Rechtsanwalt Burkhard Peters Platz sechs. Den nächsten Männerplatz erkämpft sich das Nachwuchstalent Lasse Petersdotter aus Kiel. Der Mitarbeiter der Fraktion kann es sich sogar leisten, über die Grünen als „intellektuelle Öko-Partei der Besserverdienenden“ zu lästern. Andreas Tietze, Verkehrsexperte und Präsident der Nordkirchen-Synode, wirft den Hut erst für Platz zehn in den Ring und siegt knapp. Die Frauenplätze sind nach der Wahl von Fraktionschefin Eka von Kalben (Platz drei) heftig umstritten. Bis zu fünf Frauen bewerben sich um ein Ticket, dürfen jeweils zehn Minuten die Werbetrommel für sich rühren. Auf Platz fünf setzt sich Fraktionsmanagerin Marret Bohn aus Rendsburg-Eckernförde durch – auch gegen Landeschefin Kastner. Sie bekommt nur 19 Stimmen, atmet mehrmals durch und steigt aus dem Listenkampf aus. Auf den Plätzen sieben und neun haben am Ende die Umweltpolitikerin Marlies Fritzen (Ostholstein) und die Kommunalpolitikerin Ines Strehlau (Pinneberg) die Nase vorn. Den meisten Applaus bekommt aber Aminata Touré. Die „schwarze Feministin“ aus Neumünster muss sich mit Platz elf begnügen, der möglicherweise noch für ein Mandat reicht. In der Stadthalle beklagten einige Grünen einen „closed shop“. Alle Top-Plätze gingen an Politiker aus Regierung, Fraktion oder deren Mitarbeiter. Heinold formulierte es positiv. Die Liste habe „viel Stetigkeit“, sei aber für Jung-Politiker offen gewesen. Unter den ersten zwölf Kandidaten sind vier um oder unter 30 Jahre. Habeck hielt sich raus („Meine Liste heißt Schleswig-Holstein“) und warb in einer Grundsatzrede für einen neuen Kurs. „Wir sind die Partei der Moderne, nicht mehr der Anti-Moderne.“ Noch mehr Beifall erhielt er für sein Angebot, nach der Wahl wieder ein Ministeramt zu übernehmen. Diesmal war Heinold erste Gratulantin.

Parteitag der Grünen - Heinold hat gar keine Sehnsucht nach Jamaika