Nicht nur in der Ukraine: 5 vergessene Kriege weltweit

Die Welt hat ihre Augen auf die Ukraine gerichtet, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar dort einmarschieren ließ. Doch weltweit gibt es zahlreiche Kriege, Konflikte und gewaltsame Auseinandersetzungen. 355 listet das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) für das vergangene Jahr auf, darunter 204 Kriege und gewaltsame Krisen. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind viele davon in kollektive Vergessenheit geraten, obwohl die russischen Angriffe vielerorts Auswirkungen haben. Lebensmittel, Gas und Benzin werden noch teurer als ohnehin schon in Kriegsgebieten, zudem haben die internationale Aufmerksamkeit und damit auch das Spendenaufkommen nachgelassen, um Menschen in anderen Kriegsgebieten zu helfen. Die fernen Opfer von Russlands Krieg Hilfen für Ukrainer: WHO-Chef wirft Weltgemeinschaft Rassismus vor Jemen: „Ignorierter Krieg“ seit 2011: Vom „vergessenen Krieg“ oder vom „ignorierten Krieg“ ist zu lesen, wenn es um den Jemen geht. Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit befindet sich das Land auf der arabischen Halbinsel seit 2011 im Bürgerkrieg. Sieben Jahre zuvor hatte die jemenitische Regierung versucht, den Anführer der Volksgruppe Huthi, Hussein Badreddin al-Huthi, verhaften zu lassen. Immer wieder kam es in der Folge zu Gewalt, die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen nahmen Gebiete ein, Präsident Hadi floh 2015 aus dem Land, ehe eine Militäroperation unter Federführung Saudi-Arabiens gegen die Huthi vorging. Weite Teile des Jemen wurden im Zuge des Bürgerkriegs zerstört, je nach Quelle sollen zwei bis vier Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht sein. Da die Grenzregionen umkämpft sind und viele Menschen in Armut leben, können nur wenige ins Ausland flüchten. Rund 13 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten sind von Hunger bedroht, warnt „Aktion gegen den Hunger“, alle zehn Minuten sterbe ein Kind an Unterernährung. 21 der rund 30 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, 15 Millionen haben keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nach sieben Kriegsjahren ist dennoch ein wenig Hoffnung in den Jemen zurückgekehrt. Seit dem 2. April 2022 gilt eine zweimonatige Waffenruhe – viele hoffen, dass der brüchige Frieden auf Zeit auch danach anhalten wird, auch, weil Präsident Hadi im April überraschend zurückgetreten ist. Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, sagte der „ Tagesschau “, dass es „mutmachende Signale“ gebe. „Es gab deutlich weniger Gewalt und keine Luftangriffe mehr. Die Benzinimporte laufen wieder an. Die Waffenrufe dürfe nicht unterschätzt werden – sowohl „auf das Leben der Bürger und auch als Symbol“. „Eine der schlimmsten Krisen der Welt“: Angelina Jolie besucht das Bürgerkriegsland Jemen 2,2 Millionen Kindern im Jemen droht laut Prognose Mangelernährung Huthi-Rebellen im Jemen bieten Saudi-Arabien einseitigen Waffenstillstand an Krieg in Afghanistan: Die Rückkehr der Taliban: Es ist einer der misslungensten Einsätze in der Geschichte der westlichen Mächte: Als im vergangenen August die Nato ihre Truppen überhastet aus Afghanistan zurückzog, dauerte es nur Tage, bis die Taliban, denen der Einsatz galt, die Macht übernahmen. Wir sahen Bilder von Babys, die über Zäune geworfen wurden, damit sie in einem Flugzeug gen Westen gerettet werden könnten. Frauenrechtsdemo in Afghanistan: Taliban treiben Demonstrantinnen mit Schüssen auseinander 1996 übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan, die aus dem bis dahin fortschrittlichen Land ein islamistisches Gefängnis machten. Nur wenige Tage nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001, für die die Taliban verantwortlich gemacht werden, startete die USA mit Luftangriffen auf Afghanistan. Die Taliban wurden vertrieben, Präsident Hamid Karzai eingesetzt und die Nato startete einen Sicherheitseinsatz. Über Jahre wurden afghanische Sicherheitskräfte ausgebildet – doch als sich die Nato zurückzog, ergaben sich die meisten sofort. Die Taliban starteten ihren Siegeszug im August 2021, nahmen nach und nach Land ein. Die Regierung übergab schließlich die Macht an die Terrormiliz. Offiziell endete der Afghanistankrieg am 15. August, als die Taliban den Palast des Präsidenten übernahmen. Doch für die Menschen in Afghanistan geht der Krieg weiter. Täglich kommt es zu Anschlägen, oft mit vielen Toten und Verletzten. Verschiedene islamistische Gruppen wie Taliban, Al Qaida und IS kämpfen um die Macht. Die Taliban führen ihr altes System wieder ein, Mädchenschulen wurden geschlossen, für Frauen gilt die Burkapflicht. Taliban schreiben Frauen in Afghanistan wieder Burka vor IS organisiert sich in Pakistan und Afghanistan neu Nahostkonflikt: Keine (Zwei-Staaten-)Lösung in Sicht: Der Konflikt zwischen Musliminnen und Muslimen sowie Juden und Jüdinnen in Israel und Palästina ist auch 2022 noch aktuell. Alleine seit März diesen Jahres kamen 18 Menschen auf Seiten Israels und 30 Menschen auf palästinensischer Seite ums Leben. Immer wieder kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und Anschlägen, seit Israel in Folge des Holocausts 1948 als unabhängiger Staat ausgerufen wurde und dadurch arabische Siedlerinnen und Siedler verdrängt wurden. Israel argumentiert damit, nach Jahrhunderten der Verfolgung die eigenen Grenzen und die eigene Bevölkerung schützen zu wollen, Kritikerinnen und Kritiker werfen dem Staat vor, Siedlungspolitik in arabischen Gebieten zu betreiben und Palästinenserinnen und Palästinenser durch geschlossene Grenzen gefangen zu halten. Nach Beschuss aus dem Gaza-Streifen: Israel fliegt Vergeltungsangriffe Internationale Bemühungen für ein Zwei-Staaten-Modell scheiterten bisher. Immer wieder verüben palästinensische Extremisten Anschläge in Israel oder schießen aus dem isolierten Gaza-Streifen Raketen in Richtung Israel. Immer wieder schlägt Israel mit Waffengewalt und Vergeltungsangriffen zurück. Offizielle Friedensverhandlungen gibt es derzeit nicht. Bürgerkrieg in Äthiopien (Tigray-Konflikt): Krieg trotz Friedensnobelpreis: Nach dem Friedensnobelpreis kam der Krieg zurück. 2019 erhielt der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed die Auszeichnung für seine Friedensbemühungen mit dem Nachbarstaat Eritrea. 13 Monate später befand sich sein Land erneut im Krieg und Ahmed weigert sich, internationale Gruppen zu Friedensverhandlungen zuzulassen. Was war passiert? Ahmed hatte mit Verweis auf die Corona-Pandemie die geplanten Wahlen absagen lassen. In der Region Tigray sahen viele Machtmissbrauch – und wählten dennoch. Die siegende Partei TPLF, die sich für die Befreiung des Tigray einsetzt, übernahm regionale Militärstützpunkte, woraufhin Ahmed seine Truppen schickte. In den folgenden Monaten wurden mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben, etliche leiden an Hunger oder Krankheiten, können wegen fehlender Infrastruktur nicht versorgt werden. Krieg in Tigray - von der Öffentlichkeit abgeschnitten Ende März hatte die Regierung zu einem unbefristeten Waffenstillstand aufgerufen, die Tigray-Rebellen stimmten zu. Doch auch wenn es ruhiger wurde, sind noch immer Kämpfe zu verzeichnen. Im Oromia gab es jüngst Angriffe der Regierung gegen die Rebellengruppe Oromo, nachdem diese Menschen getötet und entführt haben sollen, berichtet die „ Neue Zürcher Zeitung “. Zudem hatten Amnesty International und Human Rights Watch Anfang April einen Bericht veröffentlicht, wonach Sicherheitskräfte wohl unter Beteiligung des äthiopischen Militärs Menschenrechtsverletzungen im Tigray begangen hätten. Verschärft wird die Situation derzeit durch eine anhaltende Dürrekatastrophe, die sich im Osten Afrikas ausbreitet. Menschenrechtler berichten von Kriegsverbrechen in Tigray-Region in Äthiopien Mehr als 1000 Palästinenser müssen Dörfer verlassen Konflikt in Mali (Krieg in Nordmali): Auch die Nato brachte keinen dauerhaften Frieden: Die Verteilung von Land, Macht und Ressourcen stürzten Mali seit seiner Unabhängigkeit mehrfach in kriegerische Konflikte. Der jüngste begann 2012 mit Unabhängigkeitsbestreben der Volksgruppe Tuareg, der zu ethnischen Konflikten mit anderen Volksgruppen im Norden von Mali führte. Einige Tuareg waren zuvor im Libyen-Krieg ausgebildet worden und kämpften dort für die Regierung. Gestärkt griff die von Tuareg gegründete Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad, einer Bezeichnung für Gebiete im Norden Malis, Städte in der Region an. Die neue malische Regierung, die sich wenige Wochen später an die Macht putschte, bat die einstige Kolonialmacht Frankreich um Hilfe, was wiederum zu einem von Frankreich geführten Nato-Einsatz führte. „Operation Serval“ und danach „Operation Barkhane“ liefen bis 2021, als das Kommando an nationale malische Streitkräfte übergeben wurden. Bis zum Abzug der internationalen Streitkräfte kam es immer wieder, auch in Timbuktu und der Hauptstadt Bamako, zu Anschlägen. Mali: Nach Bombenanschlag mindestens 12 deutsche Soldaten verletzt Im Zuge des Krieges in Nordmali starben rund 4000 Zivilistinnen und Zivilisten, Amnesty International und Human Rights Watch dokumentierten Hunderte Fälle von Menschenrechtsverletzungen, vor allem ausgehend von den malischen Streitkräften, verübt an Tuareg und Araberinnen und Arabern. Es handelt sich dabei etwa um Hinrichtungen und Verstümmelungen. Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter Von Miriam Keilbach/RND