Schlachthof geht wieder in Betrieb

Gut einen Monat nach einer Razzia hat das Landwirtschaftsministerium einem Schlachthof in Bad Bramstedt wieder grünes Licht zur Wiederaufnahme des Betriebs gegeben. Betreiber Vion müsse bis Herbst rund 40 einzelne Bedingungen erfüllen, sagte Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag in Kiel. „Bei strikter Einhaltung kann so in Zukunft ein mängelfreier Betrieb gewährleistet werden.“ Außerdem sollen die Kontrollen deutlich verstärkt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der Tierquälerei und des Verstoßes gegen Hygienevorschriften. Habeck geht davon aus, dass der Betrieb „voraussichtlich am Montag“ wieder losgeht. Vion selbst hatte zuvor angekündigt, noch in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro zu investieren. „Die neuen technischen Anlagen entsprechen dem Stand der Technik, teilte das Unternehmen mit. Lüftungssysteme, Kühltechnik und Hygieneschleusen sollen erneuert oder modernisiert, Mitarbeiter in Tierschutz und Hygiene zusätzlich geschult werden. Für die Schlachthofleitung sollen zwei unabhängige Experten verpflichtet werden. Zu den Bedingungen des Ministeriums gehört aber vor allem, dass bis zum Sommer eine neue Betäubungsanlage für die Rinder installiert wird. Bis dahin dürfen nur 45 statt bislang 70 Rinder pro Stunde geschlachtet werden. Eine Videoüberwachung soll sicherstellen, dass die Tiere ordnungsgemäß betäubt werden. Eine Reihe von Hygienemängeln an Decken, Wänden und Böden hat Vion laut Ministerium bereits behoben. Ende Februar war der Betrieb nach einer Razzia vorübergehend gesperrt worden. „So, wie der Schlachtbetrieb gearbeitet hat, konnte es nicht weiter gehen“, sagte Habeck und verteidigte das von ihm später eingeleitete Verfahren zum Entzug der Betriebsgenehmigung. Technische Änderungen reichen dem Grünen-Politiker aber nicht aus. Auch das Kontrollsystem soll verstärkt werden. Auf Kreisebene soll ein Fachtierarzt für Fleischhygiene als zusätzliche Überwachungsebene die Arbeit des vor Ort tätigen Fleischhygieneamtes kontrollieren. Die Zahl der Kontrollen wird erhöht, an den monatlichen Überprüfungen soll auch ein Veterinär eines anderen Kreises teilnehmen. Auch das Ministerium als Fachaufsicht will selbst unangekündigt kontrollieren. „Aus unserer Sicht ist ein gewisses Misstrauen angebracht“, sagte Habeck. An „irgendeiner Stelle“ sei die Informationskette im Fall Bad Bramstedt unterbrochen worden. Die Betäubung der Tiere vor dem Bolzenschuss habe dort in der Vergangenheit dauerhaft und häufig nicht funktioniert. „Das hätte nicht passieren dürfen.“ „Der konkrete Fall in Bad Bramstedt hat eine Reihe von Fragen zum System Tierproduktion und Schlachtung aufgeworfen“, sagte Habeck. Er will das Kontrollsystem unter die Lupe nehmen und denkt darüber nach, die nicht angestellten amtlichen Tierärzte zwischen den einzelnen Kreis-Veterinärbehörden rotieren zu lassen. Möglichen Schadensersatzforderungen sieht Habeck gelassen entgegen. „Das wir in dem Fall falsch gehandelt haben, kann ich nicht sehen. Ich fürchte deshalb keine Regressansprüche“, sagte er. Sollten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Ergebnis konkrete Vergehen feststellen, muss es seiner Ansicht nach personelle Konsequenzen geben. „Verstöße gegen Tierschutz- und Hygienevorschriften sind keine Lappalien.“ Der Schlachthof in Bad Bramstedt ist mit 120 000 Schlachtungen im Jahr der größte in Norddeutschland. Mit insgesamt knapp 400 Mitarbeitern erwirtschaftet er laut Vion einen Umsatz von 200 Millionen Euro.

Bad Bramstedt - Schlachthof geht wieder in Betrieb