Buchläden in Kronshagen und Felde: Kampf gegen Amazon und Corona-Krise

„Wir haben uns als Unternehmen 2020 verändert“, sagt Inhaberin Annegret Thiemann, die die Buchhandlung Edition-115 gemeinsam mit ihrem Mann Michael Thiemann betreibt. Sie haben einen kleinen Modernisierungsschub hinter sich – und profitieren nun davon. Das Geschäft der Felder fußt auf drei Säulen: Antiquariat, Verlags- und Sortimentsbuchhandlung. Etwa die Hälfte der Einnahmen kommen aus dem aktuellen Buchgeschäft. Und sich in diesem gegen die Konkurrenz eines Internetriesen zu behaupten, wenn der Laden in Lockdown-Phasen geschlossen bleibt, „ist schon eine Herausforderung“, sagt Thiemann. Diese haben die Felder im vergangenen Jahr aber gemeistert. Lesen Sie auch: Dorfladen beliefert alle Kontinente Wie das gelingen kann? Verkürzt gesagt über Service, Mundpropaganda und einen ins Leben gerufenen Internetauftritt. „Die Präsenz im Internet ist sicherlich ein Faktor. Wir brauchten etwas, das uns präsenter für die digitale Generation macht. Wir wollten uns aktiv zum Kunden bewegen“, beschreibt die Buchhändlerin die Entscheidung, Mitte Juni mit der ersten Version der Internetseite online zu gehen. Auch dadurch habe man „viele Neukunden gewonnen, die vorher nicht wussten, dass es uns gibt“, ergänzt sie. Das galt auch für Kunden aus der näheren Umgebung. Denn das Geschäft in der Dorfstraße 115 ist nicht gleich als solches zu erkennen. „Und dann haben wir schon bemerkt, dass es einige Kunden gibt, die sich bewusst entscheiden, beim lokalen Handel zu kaufen, um diesen zu unterstützen“, sagt Thiemann. Zudem schätzten die Kunden die individuelle Beratung. „Das geht in der aktuellen Phase natürlich nur telefonisch. Auch stöbern im Laden ist nicht möglich. Das schränkt uns schon besonders ein. Was im Rahmen der Vorgaben möglich ist, versuchen wir aber möglich zu machen“, sagt sie. Wichtigste Voraussetzung: Ein treuer Kundenstamm: Ähnlich ist es auch bei der Buchhandlung von Sabine Dietzel in der Kronshagener Ladenzeile. Zum Abholen von Bestellungen darf derzeit maximal ein Kunde in das Geschäft kommen. Im Normalbetrieb ließen sich etwa zwei Drittel der Kunden durch das Stöbern im Geschäft inspirieren, schätzt Dietzel. Das gelte besonders für die Kinder- und Jugendbuchliteratur – das größte Segment im Laden der Kronshagenerin. „Dieser Bereich hat schon sehr gelitten im vergangenen Jahr. Die Leute müssen sich diese Bücher ansehen“, sagt Dietzel. Unter den „Corona-Gewinnern“ seien eher Titel aus der Belletristik wie „Zugvögel“ von Charlotte McConaghy oder „Offene See“ von Benjamin Myers. Rätselhefte und Stickerbücher zur Beschäftigung für die Kinder gingen auch vermehrt über den Ladentisch. Wie das Geschäft wirtschaftlich 2020 gelaufen ist, „stehe noch in den Sternen“. Für die schwierigen Verhältnisse sei sie aber zufrieden, sagt die Kronshagener Buchhändlerin. „Unsere treuen Kunden haben uns wieder sehr gut unterstützt“, ergänzt sie. Die wichtigste Voraussetzung, damit die lokalen Buchläden auch in der Krise weiter bestehen können.