Corona: Migranten in Schleswig-Holstein häufiger infiziert

Im Kreis Rendsburg Eckernförde ist die Rede vom Dreifachen der üblichen Quote. Die liegt bei 6,2 Prozent - 17.000 der 274.000 Menschen im Kreis sind Migranten. Diese Gruppe macht derzeit jedoch 13,8 Prozent der zuletzt gemeldeten neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus aus. Dieser Wert habe laut Kreisverwaltung zuvor schon einmal bei rund 18 Prozent gelegen. So kommt die Behörde darauf, "dass im Verhältnis des Anteils von Migrantinnen und Migranten und der Gesamtbevölkerungszahl im Kreisgebiet das Infektionsgeschehen bei Migrantinnen und Migranten zwei- bis dreimal höher ist als bei inländischen Bürgerinnen und Bürgern". Coronavirus: Migranten verstehen Quarantäne-Vorschriften häufig nicht: Die Gründe sind unterschiedlich. "Ein besonderes Problem ist die Quarantäne. Wir haben festgestellt, dass die genauen Vorschriften häufig nicht verstanden werden, zum Beispiel zur Testpflicht", sagte Professor Stephan Ott, Leiter des Lagezentrums in Rendsburg. Daraus resultierten Verstöße, die wiederum zu weiteren Infektionen führten. Es gebe aber auch Verletzungen der Maskenpflicht und von Betretungsverboten. Bei der Überprüfung habe sich ergeben, dass es sich in den meisten Fällen um Unwissenheit handelte, so Ott. "Häufig spricht nur ein Familienmitglied deutsch, oft nur ein Kind", sagte er. Es gehe ausdrücklich nicht um wissentliche Verstöße, etwa große Versammlungen im Verborgenen oder andere Familienfeiern, wie zum Beispiel Hochzeiten. Lesen Sie auch: Inzidenz über 200: Die große Angst vor der Corona-Mutation in Eckernförde Telefon-Anmeldung zur Corona-Impfung ab Februar nur noch für Senioren Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Corona-Allgemeinverfügungen auch in Englisch, Türkisch und Arabisch: Aus dem Grund will die Verwaltung ihre Allgemeinverfügungen auch in den Sprachen Englisch, Türkisch und Arabisch veröffentlichen. "Der Kreis Rendsburg-Eckernförde möchte damit die für eine effektive Bekämpfung der Corona-Pandemie wesentlichen Informationen allen Menschen im Kreisgebiet gleichermaßen zur Verfügung stellen", hieß es aus Rendsburg. Auch andere Kommunen haben es mit erhöhten Infektionen bei Migranten zu tun - "das Phänomen ist in Kiel im vergangenen November aufgefallen", teilte die Landeshauptstadt auf Nachfrage mit. Genaue Zahlen gebe es jedoch nicht, "da bei der Erfassung der Daten Neuinfizierter nicht nach der Staatsbürgerschaft gefragt wird". Lesen Sie auch: Günther will Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten Das Verhältnis habe sich deutlich verbessert, nachdem eine Kampagne mit Informationen in mehreren Sprachen gestartet worden sei. "Sehr wirkungsvoll war, dass Vertreterinnen und Vertreter der Ethnien und Religionen direkt angesprochen wurden, damit sie Informationen weitergeben." Der Anteil an Neuerkrankungen bei Migranten liege zwar weiterhin über ihrem Bevölkerungsanteil, "aber längst nicht so hoch, wie es jetzt im Kreis Rendsburg-Eckernförde der Fall sein mag". Auch das Gesundheitsministerium konnte keine Zahlen nennen. Informationen zum Coronavirus: Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge übersetzt in zwölf Sprachen: Bund, Länder, Kreise, kreisfreie Städte und Gemeinden informierten teilweise mehrsprachig und in verständlicher Formulierung in deutscher Sprache über aktuelle Regelungen, hieß es. "Dieser Ansatz der Aufklärung über gültige Regelungen wird weiter verfolgt und ausgebaut. Auch das Land Schleswig-Holstein plant weitere, auch mehrsprachige Informationen herauszugeben", so ein Sprecher. So handelt das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge in ihren Unterkünften bereits lange. „Wir übersetzen relevante Informationen für unsere Bewohner in bis zu zwölf Sprachen“, sagte Wolfgang Kossert. Besonders wichtig seien jedoch zusätzliche Schreiben und persönliche Gespräche in einfacher Sprache. „Behördliche Sprache ist für alle schwierig“, bestätigte Cebel Küçükkaraca, Vorsitzender der türkischen Gemeinde Schleswig-Holstein. Er empfiehlt, so zu handeln wie die Landeshauptstadt, und die Moschee- und Kulturvereine, aber auch Sportclubs mit hohem Migrantenanteil, direkt anzusprechen. "Den meisten Migranten ist die Gefahr durch das Coronavirus bewusst": So erfahren sie ihm zufolge Wertschätzung und lassen sich in die Verantwortung ziehen. Denn der Informationsfluss laufe zu einem großen Teil über diese Vereine, die die Hinweise über Telefon, Videokonferenzen und die sozialen Netzwerke teilten. „Damit haben wir positive Erfahrungen gemacht“, so Küçükkaraca. Lesen Sie auch: So ist die aktuelle Corona-Lage in Schleswig-Holstein Den meisten Migranten sei die Gefahr durch das Coronavirus durchaus bewusst, weil bereits Familienmitglieder in den Heimatländern erkrankt seien. Deshalb sei es unter ihnen ebenso weit verbreitet wie unter der Mehrheitsgesellschaft, sich an die Regeln zu halten. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde will es nicht bei der Übersetzung von Allgemeinverfügungen belassen. „Wir nutzen unsere Kontakte zu Sozialberatungen und Migrantenvereinigungen, um die Informationen weiterzugeben“, sagte Jörn Petersen von der Verwaltung.

Corona: Migranten in Schleswig-Holstein häufiger infiziert - Infos oft unverständlich