Corona-Pandemie in SH: Große Nachfrage in Apotheken nach Gratis-FFP2-Masken

Für Angehörige bestimmter Risikogruppen gibt es FFP2-Masken seit Dienstag kostenlos in den Apotheken. FFP2-Masken bieten einen deutlich höheren Infektionsschutz als gängige Alltagsmasken. In der vergangenen Woche hatten Apotheker darum gebeten, die neuen Masken nicht am ersten Tag abzuholen. Der Andrang war dennoch sehr groß, mancherorts gab es bereits nach wenigen Stunden vorerst keine Masken mehr. Ein älterer Herr kommt mit einer braunen Papiertüte aus der Raths Apotheke am Brauereiviertel in Kiel. Eine Dame, die draußen ansteht, fragt nervös: „Gibt es keine mehr?“, „Doch, ich habe noch welche bekommen“, antwortet der Mann. Wenig später kommt auch die Dame mit einer Tüte aus der Apotheke. Darin: drei kostenlose FFP2-Masken. Die beiden Senioren sind bei Weitem nicht die einzigen, die am Dienstag nach den Masken fragen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Apotheken-Inhaber Jens Rath. Er hätte sich auf einen großen Andrang eingestellt, doch seine Erwartungen seien übertroffen worden. „Bereits um 11 Uhr hatten wir schon 200 Kunden, so viele wie sonst an einem Tag.“ Apotheker warten auf FFP2-Masken-Lieferungen: Vergangene Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, dass über 60-Jährige und Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen Masken kostenlos erhalten sollen. Als Dienstag die ersten Exemplare in den Apotheken ausgegeben wurden, war die entsprechende Rechtsgrundlage allerdings noch nicht veröffentlicht, so Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein. Von der Ankündigung bis zur Umsetzung ist so wenig Zeit vergangen, dass nicht alle Apotheken bereits ausreichend Masken auf Lager haben. „Das Nadelöhr sind die Logistiker. Die Lieferungen kommen per Post, doch dort ist durch die Weihnachtspakete bereits viel zu tun.“ Bis 6. Januar erhalten berechtigte Personen – in Schleswig-Holstein sind das laut Friedrich rund 950.000 Menschen – drei Masken gratis. Im zweiten Schritt können sie ab 1. Januar weitere zwölf Masken erhalten. Erst dann sollen sie von der Krankenkasse Coupons bekommen – für zweimal je sechs FFP2-Masken. Vorgesehen ist dafür ein Eigenanteil von jeweils zwei Euro für je sechs Masken. Kontrolle der Masken-Ausgabe im Dezember kaum möglich: Die Ausgabe der schützenden Mundbedeckung ist kaum überprüfbar. Patienten mit Vorerkrankungen empfiehlt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, eine Eigenerklärung auszufüllen und mit in die Apotheke zu bringen. Im Dezember kann so aber kaum verhindert werden, dass Menschen in mehreren Apotheken Masken abholen – und damit mehr, als ihnen zustehen. „Man sollte sich gemeinschaftlich und sozial verhalten“, sagt Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Landes-Apothekerkammer. Lesen Sie auch: Wo bekomme ich einen Schnelltest in Schleswig-Holstein? Angemessenes Verhalten wünscht sich Jaschkowski auch an anderer Stelle von den Kunden: „Viele Kollegen sind fertig mit den Nerven, sie werden bedrängt und beschimpft.“ Zudem würden Patienten immer wieder diskutieren, weil nicht auf jeder Maske ein CE-Kennzeichen zu sehen sei. „Es werden aktuell unterschiedliche Masken mit verschiedenen Kennzeichen ausgegeben. Ware etwa aus Japan hat kein CE-Kennzeichen.“ FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Luft, doch auch sie bieten keinen 100-prozentigen Schutz vor dem Coronavirus. Damit sie dennoch möglichst gut funktionieren, ist der richtige Umgang mit ihnen wichtig. Dazu zählt, dass Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen und das Einhalten des Abstands auch mit Maske zu beachten sind. Das Bundesgesundheitsministerium weist darauf hin, dass die Hände vor und nach dem Tragen der Atemschutzmaske gewaschen oder desinfiziert werden. Beim Auffalten der FFP2-Maske sollte man nicht in das Innere der Maske fassen. Beim Anlegen der Haltebänder sollten man darauf achten, dass diese nicht zu locker sind, aber auch nicht drücken. Auch verdreht sollten sie nicht sein. Die Maske sollte so ausgerichtet werden, dass sie dicht anliegt. Den Nasenbügel sollte man mit den Zeigefingern leicht auf den Nasenrücken drücken. Nach Gebrauch sollte die Maske an der Luft trocknen, rät eine Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). „Eine feuchte Maske hilft nicht.“ Die FFP2-Masken seien weder waschbar noch sollte man sie mit Desinfektionsmittel benetzen oder in die Mikrowelle tun. Da die Schutzwirkung mit der Zeit abnehme, solle man die Maske regelmäßig wechseln. Bei der Frage, wie lange man den Mundschutz insgesamt tragen kann, solle man die beigefügte Herstellerinformation beachten und im Zweifel in der Apotheke nachfragen. Apotheken bestellen Masken in fünfstelligen Summen: Nun warten die Apotheker auf bestellte Masken. Auch Kerstin Flohrs. „Ich bin über die Summe der bestellten Masken schon ein wenig erschrocken“, sagt die Inhaberin der Bismarck-Apotheke in Rendsburg, die 18.000 Masken geordert hat. Einige Hundert, die noch auf Lager gewesen seien, seien bereits mittags vergeben gewesen. Bis die große Lieferung kommt, habe sie nochmal 750 Masken bestellt – zur Überbrückung, wie sie sagt. Die Ausgabe der Masken sei eine deutliche Mehrbelastung. „Aber grundsätzlich ist es toll, dass das so gemacht wird.“ Lesen Sie auch: Harter Lockdown: Das kommt auf Schleswig-Holstein zu Lockdown: Das steht in der neuen Landesverordnung von Schleswig-Holstein Kiel denkt über Ausgangssperre nach Weihnachten in Schleswig-Holstein: Was erlaubt ist Diese Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein Diese Geschäfte bleiben im Lockdown in Schleswig-Holstein geöffnet Notbetreuung an Schulen und Kitas: Wer hat einen Anspruch? Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. In der Schwentine-Apotheke in Preetz hat Inhaber Kay Hauschild ebenfalls Masken in fünfstelliger Zahl geordert. Die aus seinem Lager seien bereits am Mittag vergriffen gewesen. „Unsere Kunden haben aber Verständnis dafür, dass sie vorerst aus sind.“ Für diese Kunden hat er einen Rat, den auch der Apothekerverband erteilt: „Die Apotheken sollen die Masken primär an ihre Stammkunden ausgeben“, so Hauschild. „Wir können mit den Kundenkarten ganz einfach das Alter überprüfen.“ Und einen weiteren Tipp hat Friedrich: „Man sollte abwarten. Die Masken werden nun nach und nach kommen, ein zu frühes Hingehen kann zu Enttäuschung führen.“