Corona in SH: Pflegeforum fordert Schnelltests für zu Hause

Bisher dürfen die Corona-Schnelltests in Deutschland noch nicht für den Privatgebrauch verkauft werden. Doch entwickelt sind solche Tests bereits. Nach Meinung des Forums Pflegegesellschaft Schleswig-Holstein sind sie auch dringend notwendig. Der Apothekerverband sieht das jedoch skeptisch. Bisher muss für einen Corona-Schnelltest genügend Sekret aus dem Rachen und oft auch noch aus dem oberen Nasenbereich entnommen werden. Dafür muss das Stäbchen relativ weit in Rachen und Nase eingeführt werden – nicht gerade angenehm. Wie aussagekräftig ist das Testergebnis? Sich selbst auf diesem Weg zu testen, kostet eine gehörige Portion Überwindung. Und wird der Abstrich nicht tief genug gemacht und nicht genug Sekret abgenommen, ist das Testergebnis nicht aussagekräftig. Es könnte infizierte Personen sogar in falscher Sicherheit wiegen. Deshalb wird der Abstrich bisher nur von geschultem Personal vorgenommen. Doch nun will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Weg frei machen für Alternativen, die für den Hausgebrauch geeignet sind. Firmen haben dafür Schnelltests entwickelt, bei denen eine Flüssigkeit ausgiebig gegurgelt und dann auf Testmaterial gespuckt werden muss. Andere haben reine Spucktests entwickelt und werben mit hoher Sensitivität und Zuverlässigkeit – zum Einzelpreis von rund 11 Euro. Auch die Firma Care Integral aus Bad Schwartau hat einen Corona-Spucktest für zu Hause angekündigt. Lesen Sie auch: Wo kann ich mich in Schleswig-Holstein auf Corona testen lassen? Die Schnelltests zählen zu den Medizinprodukten. Als solche müssen sie nicht vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen werden. Es genügt, wenn die Hersteller eigenverantwortlich ein Konformitätsbewertungsverfahren durchführen. Dann sind die Voraussetzungen für den Marktzugang erfüllt, ohne dass eine Behörde einbezogen wird. Forum Pflegegesellschaft: Lücke in der Testverordnung schließen: Nach dem Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium sollen solche Schnelltests für den Hausgebrauch bald in Apotheken, Drogerien und auch über das Internet verkauft werden. Beim Forum Pflegegesellschaft, in dem sich Anbieter von stationärer und häuslicher Pflege und Altenpflegeschulen zusammengeschlossen haben, hält man das für dringend notwendig. Lesen Sie auch: Corona lässt die Immobilienpreise in Schleswig-Holstein steigen Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. „Damit würde erneut eine Lücke in der Testverordnung geschlossen und mehr Sicherheit für die pflegerische Versorgung zu Hause ermöglicht“, sagt Anette Langner, Sprecherin des Forums Pflegegesellschaft. „In Österreich werden diese Tests bereits seit letztem Jahr durchgeführt, dass muss doch bei uns auch möglich sein.“ Was passiert, wenn der Test negativ ist? Aktuell können die ambulanten Pflegedienste bereits seit dem letzten Jahr sowohl ihre Mitarbeiter als auch die Kunden testen, die pflegenden Angehörigen bleiben aber außen vor. „Die Anfragen bei den Pflegediensten steigen. Gerade die pflegenden Angehörigen wünschen sich dringend mehr Unterstützung", sagt Langner. Allerdings müssten die Schnelltests dazu nachweislich sicher, aussagekräftig und auch von Laien so praktizierbar sein, dass die Gefahr falsch-positiver oder falsch-negativer Testergebnisse gering ist. Doch beim Apothekerverband ist man skeptisch. „Was passiert, wenn der Test negativ ist? Meldet sich derjenige dann wirklich beim Gesundheitsamt, um einen PCR-Test machen zu lassen und erst einmal in Quarantäne zu gehen?“, fragt Dr. Peter Froese, Vorstandvorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein. „Ich verstehe den Bundesgesundheitsminister, weil der Druck enorm ist. Alle fordern diese Tests für Zuhause. Aber klar ist auch: Das kann zu ganz unerwünschten Effekten führen.“