Corona in Schleswig-Holstein: Plexiglas und Mindestabstand in Apotheken

Sie hätten nicht damit gerechnet, dass sie draußen vor der Apotheke Schlange stehen müssten, sagen Silke Willers und Kim Wagner am Wochenende. Beide stehen vor den Glastüren der Apo-Rot Esmarch-Apotheke am Blücherplatz in Kiel. Ins Geschäft darf nur noch eine bestimmte Anzahl von Kunden. Darauf weist ein Zettel neben einem Desinfektionsmittelspender hin - eine Vorsichtsmaßnahme wegen des Coronavirus. "Das ist schon sinnvoll", so Willerts. Und Wagner ergänzt: "Es ist egal, ob ich draußen oder drinnen warte." Bei dem guten Wetter stehe sie lieber draußen. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Wegen Corona: Maximal drei Kunden gleichzeitig in der Esmarch-Apotheke: Nur drei Kunden lässt Steffen Delfs, Inhaber der Apo-Rot Esmarch-Apotheke, gleichzeitig herein. So viele, wie an den Kassen bedient werden können. Zwar habe die Apotheke eigentlich fünf Kassen, zwei davon würden aber derzeit nicht genutzt, um zwei Meter Abstand zwischen den Kunden wahren zu können, so Delfs. Die Kunden würden vor allem mit Verständnis reagieren. "Nur vereinzelt ist jemand genervt, weil er draußen warten musste." Weitere Maßnahmen, wie Plexiglasscheiben auf den Tischen, sollen folgen. Insgesamt arbeite sein Team am Limit, es gehe nicht nur darum, Kundschaft zu bedienen, sondern etwa auch um die Herstellung von Desinfektionsmittel, schildert der Apotheker. Er lese sich nachts Informationen durch, damit die Apotheke tagsüber funktioniere. "Die ganze Situation ist für alle Neuland. Die letzte Pandemie hatten wir vor 102 Jahren", sagt Delfs. Lesen Sie auch: Notfallverfahren für Arzt-Rezepte Alte Rats-Apotheke in Kiel bedient nur über den Notdienstschalter: Die Alte Rats-Apotheke in Kiel bedient ihre Kunden zurzeit nur noch über den Notdienstschalter. "Wir haben eine Steril-Abteilung, in der Chemotherapien und Infusionen für schwerstkranke Patienten hergestellt werden", erklärt Inhaberin Frauke Ipsen die Maßnahme. Um diese Menschen bestmöglich zu schützen, würden Kunden seit Freitag, 13. März, nur noch durch die Notdienstklappe bedient. „Es sollen nicht mehr Keime als unbedingt nötig in die Apotheke kommen.“ In der Bismarck-Apotheke in Rendsburg wurden auf den Verkaufstischen Plexiglasscheiben als Spritzschutz aufgestellt, wie Inhaberin Kerstin Flohrs erklärt. "Wir bitten um Abstand. Wir können nur helfen, wenn wir gesund bleiben." Ohnehin gibt es in der Apotheke einen Drive-In-Schalter. "Der ist zurzeit stärker nachgefragt als sonst", so Flohrs. Für den Fall, dass jemand aus ihrem Team positiv auf das Coronavirus getestet wird, hat sich Flohrs Maßnahmen überlegt. "Wenn mein eigener Test in so einem Fall negativ ist, quartiere ich mich in der Apotheke ein und bediene durch den Notdienstschalter." Das sei aber das Worst-Case-Szenario. "Erstmal hoffen wir, dass wir davon verschont bleiben." Lesen Sie auch: Coronavirus in Schleswig-Holstein: Das müssen Sie wissen Coronavirus: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein 131 Schleswig-Holsteiner mit Coronavirus infiziert (Stand 16.03.2020) Von Helgoland bis Sylt: Schleswig-Holstein riegelt die Inseln ab Land SH gibt Beschäftigten Sonderurlaub für Kinderbetreuung Coronavirus: Das ändert sich alles bei der Landespolizei Wie geht es den ersten Covid-19-Patienten aus Schleswig-Holstein? 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Erste Grippe-Tote in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Corona-Maßnahmen sollen Infektionsschutz in Apotheken verbessern: "Jede Maßnahme, die den Infektionsschutz der Mitarbeiter verbessert, ist eine gute", sagt Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Die Kammer stehe im täglichen Austausch mit dem Gesundheitsministerium, gemeinsame Empfehlungen sollen am Montag oder Dienstag an die Apotheken herausgegeben werden. So sollten etwa Teams möglichst in zwei Schichten geteilt werden, die sich nicht begegnen, rät Jaschkowski. Andere Vorschläge: Bargeld sollte nicht direkt in die Hand, sondern auf den Zahlteller gelegt werden. Die Verkaufstische sollten mindestens im Stundentakt desinfiziert werden. "Apotheken können uns auch ihre Ideen mitteilen." "In den Apotheken ist derzeit mehr los als sonst", erklärt Jaschkowski. Viele würden sich ihre Dauermedikamente nun in größeren Mengen holen. Zudem seien fiebersenkende Medikamente und Hustenmittel derzeit stark nachgefragt. "Man sollte sich nicht wild bevorraten, sondern dann etwas kaufen, wenn es benötigt wird." Spürbare Lieferengpässe sind laut Jaschkowski vorhanden. Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) betont, dass es zwar Lieferengpässe gebe, diese sich aber nicht wegen des Coronavirus verschärft hätten: "Aktuell liegen keine belastbaren Hinweise vor, die auf eine kurzfristige Einschränkung der Arzneimittelversorgung aufgrund von Produktionsausfällen in Regionen, die von der Ausbreitung des Coronavirus besonders betroffen sind, schließen lassen", so der BfArM-Sprecher. Weitere Nachrichten aus Schleswig-Holstein lesen Sie hier.

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