Das müssen Sie zur Masern-Impfpflicht in Schleswig-Holstein wissen

Der Flensburger hat in Kinderkliniken und als Amtsarzt gearbeitet. Seit einigen Monaten ist er Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein. Dr. Oldenburg, für wen gilt die Impfpflicht genau? Martin Oldenburg: Die Nachweispflicht gilt für alle, die in Gemeinschaftseinrichtungenwie Kitas und Schulen betreut werden oder arbeiten, aber auch Geflüchtete, die sich über einen längeren Zeitraum in einer Gemeinschaftseinrichtung aufhalten. Außerdem muss Personal in medizinischen Einrichtungen einen vollständigen Impfschutz nachweisen. Dies gilt aber nur für Menschen, die nach 1970 geboren sind. Warum dieses Datum? Weil 1970 die Impfempfehlung in Deutschland eingeführt wurde. Für alle, die vorher geboren wurden, geht man davon aus, dass sie an Masern erkrankt sind oder Immunität aufgebaut haben. Was genau müssen diejenigen mit Impfpflicht nachweisen? Dass sie zweimal gegen Masern geimpft worden sind oder eine ausreichende Immunität nachweisen können, etwa weil sie an Masern erkrankt waren. Bei den Kindern muss ab einem Jahr mindestens eine Impfung, ab zwei Jahren müssen zwei Impfungen oder eine ausreichende Immunität nachgewiesen werden. Wie erfolgt der Nachweis? Mit dem Impfausweis oder einer ärztlichen Bescheinigung. Lesen Sie auch: Masern-Kontrolle an Segeberger Schule Muss der Impfstatus bei einem Wechsel etwa der Schule wieder nachgewiesen werden? Ja. Sobald das Kind in einer anderen Gemeinschaftseinrichtung angemeldet wird oder Personal in eine andere medizinische Einrichtung wechselt, muss der Nachweis wieder vorgelegt werden. Dazu reicht aber auch eine Bestätigung der zuvor besuchten Gemeinschaftseinrichtung. Lesen Sie auch: Jedes zehnte Kind kommt in Sh ohne Masernschutz in die Schule Was ist, wenn Impfpflichtige nicht ausreichend geimpft sind? Dann können sie sich kostenlos nachimpfen lassen und den Nachweis nachreichen. Gibt es auch Ausnahmen von der Impfpflicht? Ja, etwa wenn eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, zum Beispiel, weil ein Kind eine chronische Erkrankung hat. Das sollten Eltern mit dem Arzt besprechen, der dann eine entsprechende Bescheinigung ausstellt. Weltweit nimmt die Zahl der Masernerkrankungen zu, Deutschland zählt zu den Ausnahmen – und das gilt besonders für Schleswig-Holstein. Laut Robert-Koch-Institut wurden 2017 bundesweit 929 Masernfälle dokumentiert – zehn davon in Schleswig-Holstein. 2018 waren es nur noch fünf Masernfälle in Schleswig-Holstein (Deutschland 543), 2019 gab es sechs Masernfälle im Land (Deutschland 514). Was passiert, wenn die Impfpflichtigen den Nachweis verweigern? Dann sind die Einrichtungen und Arbeitgeber verpflichtet, dies dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Dort lädt man, wenn weiter kein Nachweis erbracht wird, zu einer Beratung ein. Und wenn die Impfung dennoch verweigert wird? Personen ohne Masernschutz dürfen in Gemeinschafts- und medizinischen Einrichtungen ab dem 1.März nicht mehr neu beschäftigt werden. Für das bestehende Personal gibt es aber eine Übergangsfrist bis Ende Juli 2021. Wenn der Mitarbeiter trotz Anforderung dem Gesundheitsamt innerhalb einer angemessenen Frist vorlegt, dann kann ihm das Amt untersagen, die jeweilige Einrichtung zu betreten oder dort tätig zu werden. Wenn Eltern ihrer Nachweispflicht nicht nachkommen, können die Kinder von der Kita ausgeschlossen werden. Schüler, die minderjährig sind und damit der gesetzlichen Schulpflicht unterliegen, dürfen die Schule weiter besuchen. Das gilt auch für volljährige Schüler. Allerdings wird sie das Gesundheitsamt dann auffordern, den Nachweis nachzureichen. Machen sie das nicht in einer angemessenen Frist, kann das Gesundheitsamt Maßnahmen verhängen bis hin zu einem Betretungsverbot - etwa bei einem Krankheitsausbruch - oder einem Bußgeld. Wann drohen Bußgelder? Ein Bußgeld bis zu 2500 Euro kann das Gesundheitsamt verhängen, wenn Betroffene – also Eltern minderjähriger Kinder, volljährige Schüler und Beschäftigte mit Impfpflicht – keinen vollständigen Impfschutz nachweisen können und die Beratung nicht wahrnehmen. Ein Bußgeld droht auch, wenn Leitungen von Einrichtungen, und zwar wenn sie die fehlenden Nachweise ihres Personals oder von Betreuten nicht melden. Und ebenso, wenn sie Personen ohne Nachweis beschäftigen. Erwarten Sie, dass das häufig vorkommt? Nein, das wird sich auf Einzelfälle beschränken. Nach meiner Erfahrung stehen die allermeisten Bürger der Masernimpfung positiv gegenüber, weil sie nicht nur sich selbst und ihre Familie, sondern auch jene schützen wollen, die aus Gesundheitsgründen nicht geimpft werden können. Masern treten bei uns zwar nur noch wenig auf, aber wenn ich solche Patienten gesehen habe, dann in den Kinderkliniken mit schwerwiegenden Folgen wie Hirnschäden. Nähere Informationen zum Impfen finden Sie hier. Weitere Informationen aus Schleswig-Holstein lesen Sie hier.

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