Doch es hapere nach wie vor an der Umsetzung. „Eine intensive Nutzung an Land wirkt sich zunehmend negativ auf die Küsten und Meere aus. Das Verhalten an Land und die Meeresbelastungen sind eng miteinander verknüpft“, sagte Jessel. Viele Stoffe gelangen vom Land in die Fließgewässer und irgendwann in die Meere.“ Das gilt für Medikamentenrückstände, Kunststoffe aus Pflegeprodukten, Verpackungen und der Reinigung von Kleidung ebenso wie für den Reifenabrieb. Eine Hauptursache sei zudem die Überdüngung durch eine intensive Landwirtschaft, betonte Heinz-Werner Persiel, Vorsitzender des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz und Hauptorganisator des Deutschen Naturschutztages.
"Landwirtschaft ist ein Hauptverursacher"
„80 Prozent der Stoffeinträge in die Gewässer stammen aus diffusen Quellen, im Wesentlichen aus der Landwirtschaft“, ergänzte Jessel und forderte eine naturverträgliche Agrarwirtschaft und eine entsprechende EU-Agrarpolitik. „Dazu zwingen Politik und Landwirtschaft nicht nur die EU-Vorgaben, sondern auch unser Grundgesetz“, sagte Persiel. Paragraph 20 verpflichtet den Staat, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten. „Die Politik muss dafür Personal und Finanzressourcen bereitstellen.“
Jugend stellt System infrage
Prof. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings, setzt aber auch auf die Jugend. Zwar nimmt insgesamt das Naturbewusstsein bei unter-30-Jährigen ab. Aber die, die sich engagieren, würden das System insgesamt infrage stellen. „Junge Leute weisen daraufhin, dass Deutschland reich geworden ist, weil es auf die Übernutzung der Natur gesetzt hat, und sie fordern eine grundsätzliche Wende.“
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) wird deshalb auf der Agrarministerkonferenz in dieser Woche diskutieren, wie die Nitrat-Einträge in die Gewässer so gesenkt werden können, dass die Vorgaben der EU eingehalten werden.