Dienstgeräte für Lehrer in SH: Das Warten auf die digitale Wende

Im vergangenen Jahr konnten dank eines Sofortausstattungsprogramms zuerst viele Schüler mit Geräten für den Distanzunterricht versorgt werden. Eine halbe Milliarde Euro will der Bund nun für die Ausstattung der Lehrer lockermachen. 17 Millionen Euro sind aus der Zusatzvereinbarung „Leihgeräte für Lehrkräfte“ zum Digitalpakt für Schleswig-Holstein vorgesehen. Schon im Herbst einigten sich Bund und Länder darüber, bis aber alle die Vereinbarung unterschrieben dauerte es Monate. Offiziell ist sie deshalb erst Ende Januar in Kraft getreten. Schleswig-Holstein unterzeichnete noch im Dezember. GEW: Wartung und Administration müssen sichergestellt werden: „Leider geht alles viel, viel zu langsam“, kritisiert die stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Katja Coordes. Einer bundesweiten Umfrage der GEW zufolge, benutzten 2020 neun von zehn Lehrern ihr privates Gerät für dienstliche Zwecke. Nun könne zwar endlich Geld vom Bund für die Dienst-Laptops fließen. Aber: „Es ist ja nicht einfach damit getan, Lehrkräften ein Gerät hinzustellen.“ Die GEW erwarte nicht nur, dass das Land den Lehrkräften Dienstgeräte bereitstelle. „Auch Wartung und Administration müssen sichergestellt werden.“ Schleswig-Holstein: Ministerium muss zunächst viele Fragen klären: Das Bildungsministerium verweist darauf, dass auch die Frage geklärt werden müsse, nach welcher Systematik die Geräte angeschafft werden sollen. „Soll es ein Einheitsgerät für jede Lehrkraft geben? Sollen die Lehrkräfte das gleiche Gerät bekommen, das die Schüler ihrer Schule nutzen? Verwaltet die Schule die Geräte? Oder läuft das landesweit zentral?“, nennt Sprecher David Ermes einige Beispiele. Manche Schulen setzten bislang auf Apple, andere auf windowsbasierte Lösungen. Es solle mit Blick auf die übrige schulische IT nicht zu Brüchen kommen. Im Moment kläre das Ministerium in enger Abstimmung mit dem Digitalisierungsministerium, den Kommunalen Landesverbänden und weiteren Akteuren, wie die Umsetzung am besten erfolgen könne. „Da diese Fragen noch nicht abschließend geklärt sind, haben wir aus diesem Programm auch noch keine Endgeräte angeschafft.“ Lehrervertreter drängen auf schnelle, sorgfältige Entscheidungen: Die Lehrervertreter haben durchaus Verständnis dafür, dass solche Dinge vorab geklärt werden müssen. „Ich würde mir wünschen, dass die Planungen nicht nur mit Sorgfalt, sondern auch mit größtmöglicher Schnelligkeit abgeschlossen werden“, sagt Dirk Meußer von der Interessenvertretung Lehrkräfte (IVL). Denn jetzt sei der Zeitpunkt, an dem die Lehrer die Geräte besonders dringend benötigten. Auch die GEW drängt auf schnelle Entscheidungen. „Wir können nicht warten, bis die Pandemie vorbei ist. Wenn die Lehrer Distanzunterricht durchführen sollen, müssen sie dafür auch die notwendige Hard- und Software erhalten“, so Coordes. Bremen und Nordrhein-Westfalen sind schon weiter: Andere Bundesländer sind schneller unterwegs als Schleswig-Holstein. Bremen hat beispielsweise schon im vergangenen Sommer damit angefangen, an seine Lehrkräfte Laptops und Tablets zu verteilen. Nordrhein-Westfalen entschied, 103 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, und hat bis Dezember bereits Tausende Lehrkräfte ausgestattet. In Bayern und Baden-Württemberg stehen immerhin schon die Förderrichtlinien, so dass der Abruf der Mittel Anfang Februar starten konnte. Die Vereinbarung sieht zwar vor, dass Geräte für Lehrer auch rückwirkend seit dem 3. Juni abgerechnet werden können. Theoretisch hätten also Schulen auch schon vorher Material ordern können, vereinzelt haben sie das Gewerkschaften zufolge auch aus eigenen Haushaltsmitteln getan. Ohne die Förderbedingungen vorher zu kennen, ist das aber risikobehaftet. Schulträger wie die Stadt Kiel haben zum Beispiel noch keine Geräte für die Lehrer bestellt. „Die Landeshauptstadt wird tätig, sobald eine Förderrichtlinie vorliegt“, so Sprecherin Kerstin Graupner.