Fast wie in einer richtigen Redaktion

Seit Projektbeginn vor gut zwei Wochen haben die Schüler der Klasse 4b jeden Tag mindestens zehn Minuten Lesezeit in der Schule. Denn sie bekommen, genauso wie die 4a, die Kieler Nachrichten direkt ins Klassenzimmer geliefert. Manchmal würden sie auch Zuhause weiterlesen, wenn eine Geschichte spannend sei, erzählt die zehnjährige Levke und blättert durch ihre HZ-Ausgabe. Dann beschäftigen sich die Schüler in den unterschiedlichen Unterrichtsfächern oder mit Lehrerin Hilde Kommert-Heyn (4b) mit dem, was sie in den Artikeln erfahren, gesehen und gelernt haben. „Wir gucken uns die Schlagzeilen an, welche Artikel wo stehen und in welche Sparten sie sortiert sind“, so Levke weiter. Joshua hat zum Beispiel zu einem schulinternen Brennballturnier gleich die Chance genutzt, sich ins Reporterdasein zu stürzen, und ein großes Interview mit Lehrern und Schülern darüber gemacht. Stolz zückt er seine kleine blaue Kamera, mit der er auch Fotos schießt. Neugierig saugen die Vierklässler alles auf, was sie über die Arbeit eines Redakteurs erfahren können. Die neuen Erkenntnisse setzen sie sofort um und basteln große Wandplakate, Enten aus Zeitungsschnipseln oder Kunstwerke mit Wasserfarbe und Zeitung. Jedes Kind hat eine Mappe, in die es einzelne Artikel und Arbeitsblätter abheftet. Fast wie eine richtige Nachrichtenredaktion sieht der Klassenraum der 4b aus. Überall stehen Kisten mit Material zu zeitungsbezogenen Themen wie „Fotografie“, „Recherche“ oder „in der Redaktion“. Ein fast identisches Bild bietet sich in der Klasse 4a. Auch hier sind die Wände voll mit ausgeschnittenen Artikeln, Zeitungsenten und großen Arbeitspostern. „Wir haben eine besondere Aufgabe bekommen: Wir interviewen den Hausmeister oder die Sekretärin darüber, wie ihre Arbeit ist“, berichten Laura und Lena Maren (beide 10). Das sollen in den nächsten zwei Wochen eigene Artikel werden. Und spezielle Titelseiten haben die Schüler von Lehrerin Janina Uthoff (4a) gebastelt. Nicht nur mit selbst geschriebenen Texten, sondern auch mit Collagen von verschiedenen Artikeln, Überschriften und privaten Fotos. Die bunten Blätter hängen im Foyer der Schule, damit sie jeder sehen kann. Doch der Blick auf die Zeitung ist auch kritisch. „Da stehen zu viele Wörter drin, die Kinder nicht verstehen können“, sagt Maya (10) aus der 4b. Ihr Mitschlüler Lasse fordert mehr lustige Comics. Und wenn das nicht geht, „dann wenigstens eine Kinderseite, die aber täglich und nicht nur am Wochenende erscheint“, so der Neunjährige. Dennoch: Das Interesse für Zeitung ist geweckt. Vielleicht sitzen in der Wasbeker Grundschule ein paar Nachwuchsjournalisten – auf jeden Fall neu gewonnene Zeitungsleser.

Hermann-Claudius-Schule in Wasbek - Fast wie in einer richtigen Redaktion