Fehlermeldungen statt digitaler Unterricht: Iserv frustriert Schüler und Lehrer in SH

Einige Eltern und Schüler berichten, dass sich morgens die Seite der Schulplattform Iserv nicht aufbaute. Videokonferenzen ließen sich nicht starten. "Es gibt erneut landesweit Probleme mit Iserv, stellenweise funktioniert es gar nicht", sagt auch der Landesschülersprecher der Gymnasien, Jonas Fischer. Solche Probleme gibt es etwa im Gymnasium Kronshagen. "In der ersten Stunde haben die Videokonferenzen erst einigermaßen funktioniert, sind dann aber zusammengebrochen", schildert Schulleiter Hans-Jörg Dose. In der Schule hätten sie alles überprüft, das Problem müsse ein externes sein. "Insgesamt gibt es schon beim Einloggen extrem lange Wartezeiten." Am Montag hatte ein technisches Problem bei Iserv den digitalen Unterricht in Norddeutschland ausgebremst, weil eine Vermittlungsstelle für Videokonferenzen nicht funktionierte. "Das Problem ist inzwischen behoben", sagt Iserv-Geschäftsführer Jörg Ludwig. "Die Zahl der Zugriffe auf das Modul sind heute zwar horrend hoch, aber das System für die Videokonferenzen läuft stabil." Iserv habe angesichts des erwarteten Andrangs die Serverkapazitäten dafür verdoppelt. Laut Iserv liegt das Problem an den Servern vor Ort: "Eine andere Baustelle sind allerdings die Server an den Schulen vor Ort", so Ludwig. Zwar hätten viele ihre Server im vergangenen Jahr aufgerüstet, sie hätten aber teilweise nach wie vor nicht genug Leistungsreserven für die hohe Belastung durch Homeschooling für alle. Dann komme es zu Überlastungen und der Server werde sehr langsam. "Das liegt aber nicht in unserer Hand, sondern in der Verantwortung der Schulträger." Um dem Problem akut entgegenzuwirken, rät Ludwig dazu, die Zugriffe besser über den Tag zu verteilen, so dass nicht alle Schüler gleichzeitig auf die Lernplattform zugreifen. Bei Lehrern und Eltern sorgen technische Probleme für Frustration: "Die Bitte von Iserv kollidiert mit unserer Intention, möglichst nach Stundenplan zu unterrichten", sagt Schulleiter Dose. Dabei sei ein geregelter Tagesablauf sowohl für jüngere als auch ältere Schüler wichtig. "Wir haben ein Distanzlernkonzept entwickelt, dass eine gewisse Variabilität bieten soll, dazu gehören auch Videokonferenzen." Im Moment hingegen könne man den Schülern bestenfalls Aufgaben stellen. "Dass Iserv nicht verlässlich ist, erschwert den Kollegen die Arbeit. Es sorgt auch für ein bisschen Frustration: Man macht sich viele Gedanken und kann das dann nicht umsetzen." Lesen Sie auch: Inzidenz über 200: Die große Angst vor der Corona-Mutation in Eckernförde Telefon-Anmeldung zur Corona-Impfung ab Februar nur noch für Senioren Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Auch den Eltern geht langsam die Geduld aus. "Es ist für Schüler und ihre Familien genauso wie für die Lehrer extrem unbefriedigend, wenn sie morgens erstmal eine halbe Stunde vorm Rechner sitzen und sich nichts aufbaut oder aus einer Videokonferenz ständig jemand rausfliegt", sagt Claudia Pick vom Landeselternbeirat Gymnasien. Da müsse man schon eine hohe Frustrationstoleranz haben. Aus Sylt habe sie beispielsweise von einer Klasse gehört, in der sich nur 9 von 30 Schülern in eine Videostunde einwählen konnten, weil das System schon beim Einloggen streikte. Die Rückmeldungen aus dem Land Schleswig-Holstein seien sehr gemischt. An einigen Stellen habe Iserv an diesem Vormittag einwandfrei geklappt, woanders sei nichts gegangen - nicht einmal der Zugriff auf die Plattform, um Aufgaben abzurufen. "Wir haben die Erwartung, dass so etwas nach Monaten in der Pandemie doch endlich mal funktionieren muss." Prien will Schulen mit Serverkapazitäten helfen: Anmeldeprobleme habe es übrigens auch auf der Lernplattform Itslearning gegeben. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte am Montag gesagt, die Kapazitäten der Server über den die Plattform des Landes läuft, seien ausreichend. "Wir wissen aber, dass es verschiedene technische Probleme mit Systemen gab, die direkt über die Schulen oder die Schulträger beschafft und betreut werden", so Prien. Deshalb stehe das Angebot des Landes Schleswig-Holstein, den Schulen zu helfen. "Wir haben weitere Kapazitäten, um mehr als die gut 300 Schulen mit dem Lernmanagement auszustatten." Von Anne Holbach und Jördis Früchtenicht