Ferien an den heimischen Stränden: "Wir bleiben in Schleswig-Holstein"

„Heute Morgen gab es Zeugnisse und jetzt sind wir hier“, sagt Lena Feddeck fröhlich. Gerade ist die Neunjährige mit ihrer Freundin Franziska Keil aus dem Wasser gekommen, wo sie mit Schwimmring und einem „Wave Rider“ unterwegs waren. Vater Jan pumpt ein neues Board zum Stand-up-Paddling auf, Mutter Krystyna sitzt mit Sohn Thomas vor der Strandmuschel im Schatten. „Wir fahren oder fliegen nicht weg, sondern bleiben in Schleswig-Holstein“, sagt die 47-Jährige. Auf Regen vorbereitet: Eigentlich wollte die Kieler Familie nach Polen reisen, aber in der aktuellen Lage sei ihnen zu ungewiss gewesen, ob das klappt. „Wir machen jetzt eine Woche Urlaub in Sankt Peter-Ording“, sagt Jan Feddeck. „Und meine Freundin und ich fahren noch ein Wochenende auf den Reiterhof“, fügt Tochter Lena hinzu. Die Familie ist auch für den Fall gewappnet, dass das Wetter nicht so perfekt wie an diesem Nachmittag bleibt. „Wir haben noch etwas Stabileres, was ein bisschen Regen aushält“, sagt Jan Feddeck und zeigt auf die Strandmuschel. Schweden gilt noch als besonders riskant: Ihr Freund Christian Keil hat noch die Hoffnung, dass es mit einem Urlaub in Schweden etwas wird. „Wir hatten das für Himmelfahrt gebucht. Die Reise musste wegen Corona ausfallen. Jetzt müssen wir mal gucken, ob wir das diesen Sommer nachholen können.“ Das Auswärtige Amt warnt vorerst noch vor Reisen dorthin. Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat Schweden auf eine Liste von Ländern gesetzt, die sie in der Corona-Pandemie als besondere Risikogebiete einstuft. Der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell nannte die Entscheidung „eine totale Fehldeutung der Daten“. Reisebüros kämpfen mit den Stornierungen: Die Nachfrage nach Auslandsreisen ist insgesamt weiter im Keller. Claudia Boger versucht trotzdem, der aktuellen Lage etwas Positives abzugewinnen. „Die ganz Mutigen buchen schon wieder“, sagt die Inhaberin des Reisebüros Zugvogel in Kiel. Nach wie vor sind sie und ihre Kolleginnen viel damit beschäftigt, Stornierungen abzuarbeiten. Flüge in europäische Urlaubsregionen seien vielfach schon wieder im Angebot, doch häufig tauchten noch Probleme auf, etwa kurzfristige Änderungen der Abflugzeiten. Türkei-Buchungen in der Schwebe: Extrem groß ist die Unsicherheit für Urlauber mit dem Ziel Türkei. Nachdem die Bundesregierung ihre Reisewarnung bis Ende August verlängert hat, sind viele Türkei-Buchungen noch in der Schwebe, andere Veranstalter haben schon abgesagt. Und der Fernreisemarkt? „Der ist faktisch noch immer am Boden“, sagt Boger. Auch wenn die Kunden langsam wiederkommen, liegt der Umsatz ihres Betriebes noch rund 80 Prozent unter dem normalen Sommerniveau: „Wir kämpfen um jede Buchung.“ Großer Andrang an Nord- und Ostsee: Die Ferienorte an der Nord- und Ostsee berichten dagegen von einer sehr guten Buchungslage. Laut Sparkassen-Tourismusbarometer Schleswig-Holstein geben 82 Prozent der Tourismusorganisation im Land an, dass sie diesen Sommer ein gleichbleibendes oder höheres Volumen an Anfragen haben als in einem Normaljahr. Schnell an den Strand vor der Haustür: „Es wird bestimmt voll am Strand, weil viele Leute zu Hause bleiben“, glaubt Nina Möllers. Sie hat mit ihrer Familie für die ganze Saison einen Strandkorb gemietet. „Wir haben uns für Schilksee entschieden, weil das von Altenholz vor der Tür liegt.“ Wenn das Wetter schön bleibe, könne sie so jeden Tag schnell an den Strand – auch nach der Arbeit. Die 43-Jährige hat es sich mit einer Zeitschrift gemütlich gemacht. Tochter Franziska hat mit ihrer Oma Ursula ein Eis geholt. Eine Auslandsreise sei für sie diesen Sommer keine Option gewesen, sagt Möllers. Sie hatte im Mai eine Kreuzfahrt von Spanien nach Kiel geplant, die ins Wasser fiel. „Da mussten wir auch erst mal abwarten, ob wir das Geld zurückbekommen.“ Die Oma lebe normalerweise ein Großteil des Jahres in Spanien, verbringe den Sommer wegen der Hitze aber meist in Deutschland. „Sie bleibt dieses Jahr länger hier als sonst.“ Weitere Nachrichten aus Schleswig-Holstein finden Sie hier