Flensburg: Ausgangssperre und Kontaktverbot kommen

In Flensburg ist ein Großteil der Corona-Neuinfektionen auf die britische Coronavirus-Variante zurückzuführen - und das wirkt sich auch auf den benachbarten Kreis Schleswig-Flensburg aus. Auch dort steigen die Neuinfektionen. Corona-Regeln in Flensburg und Schleswig-Flensburg werden verschärft: Das diffuse Ausbruchsgeschehen hat nun Konsequenzen, teilten Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Mittwoch mit. Mitunter sollen die Corona-Regeln verschärft werden. Das betrifft 90.164 Menschen in Flensburg und 201.156 Personen in Schleswig-Flensburg. So darf etwa nur noch eine Person pro Haushalt einkaufen gehen. Dies gilt für den Einzelhandel und Wochenmärkte. Auch die Besuchsregeln in Alten- und Pflegeheimen wurden verschärft. Grundschulen und Kindergärten öffnen nicht zum 22. Februar. Eine Notbetreuung wird weiter sichergestellt. Eine Maskenpflicht gilt auch auf Spielplätzen. Bestellte Speisen dürfen in Gaststätten nur noch nach Terminvereinbarung abgeholt werden. Vorerst gelten die Regeln für eine Woche. "Wir werden uns ansehen, wie sich die Situation dort entwickelt", sagt Günther. Nach einer Woche wolle man die Lage erneut beurteilen und gegebenenfalls die Maßnahmen verlängern. Ausgangssperre und Kontaktverbot in Flensburg ab Sonnabend: Für Flensburg greifen darüber hinaus noch weitere Maßnahmen, da dort die Entwicklung "besorgniserregend" sei, so Heiner Garg. Daniel Günther kündigte eine Ausgangssperre ab Sonnabend an. Sie gelte von 21 bis 5 Uhr morgens, zunächst für eine Woche befristet mit einer Verlängerungsoption um eine Woche. Nur Personen, die einen triftigen Grund haben, dürfen dann ihre Wohnung verlassen. Darunter fallen Arztbesuche oder berufliche Arbeitswege. "Zudem wird es private Treffen in Flensburg erstmals nicht geben", so Günther. Heißt: Es gilt ein Kontaktverbot. Die Regel, ein Hausstand darf maximal eine Person treffen, ist dort am Sonnabend außer Kraft. Ausnahmen: Besuche im Krankenhaus, eine registrierte Person darf Angehörige in einer Pflegeeinrichtung besuchen (bei Vorlage eines negativen Coronatests); und Ausnahmen für Paare mit getrennten Wohnsitzen und Kinder von getrennt lebenden Eltern. Soweit es irgendwie geht, sollen Menschen auch Dienstversammlungen in Präsenz - wenn möglich - auf ein Minimum reduzieren, so Heiner Garg. Eine Bitte richtet Daniel Günther an alle Schleswig-Holsteiner: "Bitte verzichten Sie aufs Reisen." Zum einen Flensburger und Schleswig-Flensburger aus der Region heraus und umgekehrt Menschen aus anderen Kreisen und Städten nach Flensburg und Schleswig-Flensburg. Wer die Regeln nicht einhält, muss mit einem Bußgeld rechnen. Die Sätze wird die Stadt Flensburg festlegen. Corona-Tests werden ausgebaut: Aufgrund für ganz Schleswig-Holstein besonderen Situation unter anderen durch das dynamische Geschehen und der verstärkten Ausbreitung der Virusvarianten wird das Land außerdem kurzfristig bis zu 230.000 Schnelltests der Stadt Flensburg und dem Kreis-Schleswig-Flensburg zur Verfügung stellen. Damit werden Stadt und Kreis kostenfreie kommunale Testzentren für die Bürgerinnen und Bürger aufbauen und dort diese Tests einsetzen. Livestream: Daniel Günther und Heiner Garg zur Corona-Lage in Flensburg und Schleswig-Flensburg: Reaktionen von Oberbürgermeisterin Simone Lange und Landrat Wolfgang Buschmann: Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange sagt zu den verschärften Maßnahmen: „Die aktuelle Situation in Flensburg ist besorgniserregend. [...] Deshalb habe ich mich heute an die Landesregierung gewandt, um zusätzliche Maßnahmen zu verabreden, damit wir gemeinsam der Entwicklung Einhalt gebieten können. In den nächsten Tagen müssen wir die Lage kritisch im Blick behalten, um zeitnah auf mögliche Veränderungen reagieren zu können. Ich weiß, dass der Schritt für alle Beteiligten kein einfacher ist, bitte aber insbesondere die Flensburgerinnen und Flensburger ganz herzlich um Verständnis. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, wird es uns gelingen, die Pandemie in ihre Schranken zu weisen, davon bin ich überzeugt.“ Landrat Dr. Wolfgang Buschmann sagte: „Das Virus kennt keine Kreis- oder Stadtgrenzen, vielmehr sind der Kreis Schleswig-Flensburg und die Stadt Flensburg epidemiologisch als eine gemeinsame Region zu sehen. Ich bin daher erleichtert, dass das Land diese Einschätzung teilt und unseren Wunsch, Lockerungen bis zum 1. März auszusetzen, sofort aufgegriffen und umgesetzt hat. Es bleibt daher auch im Kreisgebiet bei dem jetzigen Status quo: Kitas und Schulen bleiben vorläufig bis zum 1. März geschlossen.“ Lesen Sie auch: Heike Stüben kommentiert die Ausgangsbeschränkung Die aktuelle Corona-Lage in Flensburg und Schleswig-Flensburg: Flensburg rangiert mittlerweile mit 181,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf Platz sieben der Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Vor zwei Monaten hatte die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt noch bei 53 gelegen. In Schleswig-Flensburg liegt die Inzidenz mittlerweile bei 84,5 - vor zwei Monaten betrug der Wert 36,3. Grund für den rasanten Anstieg in Flensburg ist mitunter die britische Coronavirus-Mutation. Sie sei deutlich ansteckender und gefährlicher, sagte ein Stadtsprecher. Einen einzigen Ausbruchsherd gebe es nicht, dass Virus sei in allen Stadtteilen und an verschiedensten Stellen. „Es ist beunruhigend.“ Prof. Helmut Fickenscher: Gesundheitsamt Flensburg ist sehr kompetent: Das aktuelle Corona-Geschehen in Flensburg ist nach Ansicht des Leiters der Landesmeldestelle Schleswig-Holstein, Prof. Helmut Fickenscher, ursprünglich vor allem auf Aktivitäten einer größeren Personalvermittlungsfirma zurückzuführen. „Diese haben mehrere größere Betriebe im Raum Flensburg und auch in Dänemark betroffen“, sagte der Kieler Infektionsmediziner am Mittwoch. „Und das hat sich in der Bevölkerung in Flensburg und in angrenzenden Gebieten des Kreises Schleswig-Flensburg fortgesetzt.“ Betroffen seien vor allem Menschen im Umfeld infizierter Beschäftigter dieser Firmen. 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Einen Zusammenhang mit dem deutsch-dänischen Grenzverkehr sieht Fickenscher bisher nicht. Flensburg: Britische Corona-Mutante tauchte erstmals am 15. Januar 2021 auf: Die in Großbritannien entdeckte Variante B1.1.7 wurde am 15. Januar erstmals in Flensburg nachgewiesen und hat sich seitdem rasant ausgebreitet. Am Mittwoch (Stand 11.00 Uhr) betrug die Zahl der vordiagnostizierten Meldungen 283 Fälle.

Flensburg: Ausgangssperre und Kontaktverbot kommen - neue Corona-Regeln