Flüchtlingshilfe ist in Jägerslust jetzt Vereinssache

Die vergangenen Monate waren für die „Freunde“ auch eine Zeit des eigenen Lernens. „Wir sind da am Anfang völlig blauäugig rangegangen“, räumt die stellvertretende Vorsitzende Petra Paulsen aus Felde rückblickend ein. Die Initiative war zunächst von den SPD-Ortsvereinen im Amtsbereich ausgegangen. Gemeinsam wollte man eine Willkommenskultur für die aus fernen Ländern geflohenen Menschen entwickeln und lud zu einem Grillabend in die Unterkunft in Jägerslust ein. Resonanz: zurückhaltend. „Nach den schrecklichen Erfahrungen, die die Flüchtlingen gemacht hatten, hatten sie Angst vor uns. Sie glaubten, wir seien Spitzel“, schildert Petra Paulsen den verunglückten Start. Kontakt und Vertrauen schuf erst die tatkräftige Hilfe. Axel Barre, pensionierter Lehrer, lud Asylsuchende zum Deutsch-Unterricht nach Achterwehr ein. Zusammen mit anderen Helfern bietet er dort viermal in der Woche Deutsch-Stunden an: „Deutsch ist ihre gemeinsame sprachliche Basis.“ Seine Schüler stammen aus Syrien, Iran, Kurdistan, Irak und Eritrea. „Sie lernen voller Eifer und fordern, Hausaufgaben zu bekommen“, sagt Barre. Rita Jensen ist mittlerweile fast täglich in Jägerslust. Die Felderin weiß um die Sorgen und Nöte, aber auch um die seelischen Störungen der Flüchtlinge: „Viele haben Schlafprobleme.“ Trotz der Flucht bleibt für etliche der Terror in den Heimatländern erdrückend gegenwärtig, wenn sie Nachrichten über Hinrichtungen von Familienangehörigen erhalten. „Manche haben auch Angst vor einer Abschiebung nach Bulgarien“, weiß Rita Jensen. Der Freundeskreis hat in den vergangenen Monaten in Jägerlust viel bewegt. So wurde eine Satellitenanlage installiert, Fahrräder zur Verfügung gestellt, Übersetzer und Fahrdienste zur Ausländerbehörde in Rendsburg organisiert, Sachspenden gesammelt und Praktikumsplätze vermittelt. „Dass sie nicht arbeiten können, empfinden die Flüchtlinge als schlimme Situation. In ihrer Heimat hatten sie alle einen Job“, sagt Axel Barre. Intakte Räder, aber auch Herren- und Sportkleidung der kleineren Größen werden weiterhin genauso gebraucht wie Menschen, die Interesse haben, den Flüchtlingen zur Seite zu stehen. Für Sonntag, 25. Januar, 11 Uhr, plant der Verein einen Neujahrsfrühschoppen im Bürgerhaus Melsdorf. Kontakt: Petra Paulsen, Tel. 04340/8046.

Felde - Flüchtlingshilfe ist jetzt Vereinssache