Frettchen sind Leselust-Attraktion

Zusammen mit Harald Pohl, Tierparkpädagoge der Arche Warder, besuchten die kleinen Marder die Schüler. Es gab vieles zu fragen und manches zu entdecken. Auf den Stühlen hält es die 23 Kinder längst nicht mehr. Zwei Frettchen laufen durch den Raum. Das Staunen steht den Viertklässlern in den Augen. Und die Tiere sind weder schüchtern noch verlegen, schnuppern an fast allem, lassen sich auf den Arm nehmen, streicheln. Das spitze Gesicht immer neugierig umherwendend. „Echt knuddelig“, findet Jendrik (10). Da ist er nicht der Einzige. In Trauben sammeln sich die Schüler um die zahmen Marder, vergessen sind zunächst die vielen Interviewfragen an Harald Pohl, die ganze DIN-A4-Seiten füllen. Der nimmt das gelassen, steckt den Tieren einige Trockenfleischkrumen zu. Doch auch Frettchen brauchen eine Pause. Schließlich seien sie nachtaktiv, schlafen also tagsüber – bis zu 18 Stunden, erklärt Pohl. Die Fragen an den Tierparkpädagogen drängen außerdem: „Gab es schon mal ganz ausgestorbene Tiere?“ Ja, weltweit sterbe eine Haustierrasse pro Monat aus. Das Husumer Schwein wurde in der Arche Warder rückgezüchtet, es war Ende der 1960er von der Liste der lebenden Hausschweine verschwunden. „Was ist das schnellste Tier im Tierpark?“ Pohl überlegt: „Das sind unsere Tarpane, eine Wildpferderasse“, sagt er. „Die schaffen eine Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde, schneller als ein Auto in der Stadt.“ „Ist schon ein Tier ausgebüxt?“ Ja, nicht das schnellste, aber das größte, mit bis zu 1,80 Metern Schulterhöhe und 800 Kilogramm Gewicht: ein Wasserbüffel-Bulle. Der trottete dann gemächlich außerhalb seines Geheges im Tierpark umher, bis er bei den Steppenrindern einen männlichen Widersacher erblickte. Die Ruhe war vorbei. Und die Tierpfleger hatten Mühe, den Büffel zur Umkehr zu bewegen. „Aber eigentlich sind diese Begegnungen ungefährlich“, sagt Pohl. Die vielfältige Arbeit mit Leselust fasziniert Traute Uthmöller, Klassenlehrerin der 4a, an dem Medien-Projekt. „Die Zeitung weckt das Interesse der Kinder, es finden sich tausend Gesprächsanlässe und sie lernen, sich selbstständig mit Themen auseinanderzusetzen“, erklärt sie. So auch bei der Vorbereitung für das Interview. Das soll in der Klassenzeitung erscheinen, zusammen mit selbstgeschriebenen Erlebnissen, Witzen und Sudokus. Die Deutschlehrerin ist mit ihrer Klasse zum zweiten Mal bei Leselust dabei. Sie erinnert sich: „Letztes Jahr war die Hemmschwelle viel größer. Meine Schüler hatten Schwierigkeiten, die Kieler Nachrichten richtig aufzuschlagen, zu handhaben. Das war jeden Morgen eine neue Herausforderung“, sagt die 60-Jährige. „Jetzt sitzen sie wie alte Hasen vor dem Blatt und lesen.“ Nur eben heute fällt die Konzentration schwer. Denn Bob und Pulli wieseln im Klassenzimmer herum. Noch einige letzte Streicheleinheiten, dann geht es für die beiden zurück zur Arche Warder. Aber ein Wiedersehen gibt es bestimmt: Im Mai beim Klassenausflug in den Tierpark geht es sicherlich auch zum Revier der kleinen Marder.rih

Besuch eines Tierparkpädagogen der Arche-Warder - Frettchen sind Leselust-Attraktion