Parteisekretär Jun Che überreichte Schleswig-Holstein mit der Schau „Die Schönheit Chinas – eine poetische malerische Impression aus Zhejiang“ am Mittwoch quasi seine kulturelle Visitenkarte. „Immer, wenn Repräsentanten unserer Region auf höchster politischer Ebene einander besuchen, zeigt das unsere Verbundenheit“, bedankte sich Ministerpräsident Daniel Günther am Nachmittag zur Eröffnungsfeier, die die Chinesen mit eigenen Musikern, Tanzakrobaten und digitaler Animation aufwendig gestaltetet hatten. Schon auf seiner Reise nach Hangzhou im vergangenen September hatte Jun Che den MP und seine 50-köpfige Delegation aus Parlament, Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus auffallend luxuriös bewirtet.
Feuerdrache auf Glaskunst
Am Abend revanchierte sich der Ministerpräsident. Zum Essen für die 15-köpfige Delegation und handverlesene Gäste servierte man im Haus B an der Kiellinie Spargelsuppe mit Fördegarnelen, Medaillons von der Holsteiner Färse sowie Erdbeersalat mit weißer Mousse und Haselnusskrokant. Ein Gastgeschenk überreichte Günther dem Parteisekretär auch: zwei Gläser und eine Kristallkaraffe mit Feuerdrachengravur aus der Lübecker Glasmanufaktur Rotter. Der Drache solle Macht, Stärke und göttlichen Schutz symbolisieren, hieß es aus der Staatskanzlei.
factbox
Halle 400 (An der Halle 1, Kiel), 29. Mai bis 2. Juni, geöffnet jeweils 9-16 Uhr
Veranstalter ist das Ministerium für Kultur und Tourismus der Provinz Zhejiang, China
Knallharte wirtschaftliche Interessen
Bei aller Freundlichkeit: Den Akteuren geht es um weit mehr als kulturellen Austausch und Völkerverständigung. China ist Schleswig-Holsteins wichtigster Handelspartner. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums betrug der chinesische Anteil am Gesamtumsatz in diesem Monat neun Prozent. Bei der Ausfuhr lag das Reich der Mitte auf Platz 8, bei der Einfuhr auf Platz 1. Das ist einer der Gründe, warum Günther im vergangenen Herbst in Hangzhou ein eigenes Business-Center eröffnete: Unternehmen aus dem Norden werden dort beraten, wie sie sich vor Ort neue Märkte erschließen können.
China baut seine Neue Seidenstraße aus
Die Volksrepublik wiederum bündelt ihre eigenen Interessen seit 2013 unter dem Schlagwort „Neue Seidenstraße“ und baut massiv das Handels- und Infrastrukturnetz mit 64 weiteren Ländern in Afrika, Asien und vor allem Europa aus. In Kiel wollte Jun Che neben der Landesregierung vor allem German Naval Yards besuchen – die Werft hat sich auf den Bau großer Marineschiffe spezialisiert. Vor seiner Visite im Norden war der Parteisekretär in Budapest gewesen, am Donnerstag weilte er in Hamburg, und an diesem Freitag und Sonnabend trifft er hochrangige Vertreter aus ganz Deutschland in Berlin.
Buchholz: Chancen für den Norden
„Das heutige Gespräch und der Besuch bei German Naval Yards sind eine gute Gelegenheit, die bestehenden Handelsbeziehungen zu China zu festigen und zu vertiefen sowie gegebenenfalls weitere Kooperationsfelder zu identifizieren“, sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Er hatte im September auch die Provinz Sichuan besucht, um den Kaufleuten aus Schleswig-Holstein Türen zu öffnen. „Gerade im Hinblick auf Hamburg als Logistikdrehscheibe spielt die Seidenstraße für Schleswig-Holstein eine große Rolle.“ Das Land sei das Tor nach Skandinavien und ins Baltikum – und damit für die Chinesen hochattraktiv.