Gottesdienste abgesagt: Viele Kirchen bleiben in SH Weihnachten leer

Nach dem harten Lockdown hatten die vier Lübecker Innenstadtgemeinden den Anfang gemacht. In den vergangenen Tagen zogen dann landesweit viele Gemeinden der Nordkirche nach. „In Kiel hat bisher die Hälfte der Gemeinden ihre Präsenz-Angebote abgesagt. Sie bieten verschiedenste Alternativen an – auch online“, berichtete Almut Witt, Pröpstin im Kirchenkreis Altholstein. Die neuen Regeln, unter denen Gottesdienste stattfinden, seien so streng, dass viele Helfer gebraucht würden. Der Mangel an Ehrenamtlichen für die Festtage sei auch der Grund, warum die zehn katholischen Gemeinden in Kiel etliche ihrer Weihnachtsgottesdienste absagen mussten, sagte Propst Thomas Benner. „Das ist schade, aber ich kann es gut verstehen.“ Ihre gemeinsame Präsenz-Andacht in der Landeshauptstadt wollen die beiden Pröpste der evangelischen und der katholischen Kirche aber aufrechterhalten. Schleswig-Holstein hat strengere Gottesdienst-Regeln als andere Bundesländer: Gottesdienste sind zwar weiterhin sowohl drinnen als auch draußen erlaubt. Schleswig-Holstein ist jedoch das einzige Bundesland, das die Regeln auch für Gottesdienste verschärft hat. Im Freien sind höchstens 100 Besucher zugelassen, in Kirchenräumen maximal 50. In anderen Ländern hängt die Teilnehmerzahl von der Raumkapazität der Gotteshäuser ab. Und während hierzulande das Singen untersagt ist, ist es in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg mit Masken erlaubt. Unter freiem Himmel statt unter der Kirchen-Kanzel: Der zentrale Gottesdienst an Heiligabend wird in Kiel am Bootshafen gefeiert. Die evangelische Pröpstin Almut Witt und der katholische Propst Thomas Benner wollen vom Ponton aus drei halbstündige ökumenische Andachten jeweils ab 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr geben. Sie wollen die Weihnachtsgeschichte lesen, Gebete und Segen sprechen. Die musikalische Begleitung kommt vom Kieler Blechbläser Ensemble. „Neben all den berechtigten Gottesdienstabsagen wollen wir hier Präsenz zeigen und Zuversicht geben“, kündigte Witt an. „Ich finde es schön, dass wir draußen sein können, hier weht der Wind, hier ist es nicht so schwierig wie in der Kirche“, befand Benner. Zugelassen sind pro Andacht maximal 100 Teilnehmer. Bürgermeister Ulf Kämpfer hat sich bereits angekündigt. Einlass gibt es nur nach Anmeldung, diese werden zentral beim Kirchenkreis Altholstein entgegengenommen. Bischöfe haben Verständnis für Gottesdienstabsagen: Nach der Verfassung der Nordkirche, die sich über die drei Bundesländer erstreckt, entscheiden die 1000 evangelisch-lutherischen Gemeinden selbst, ob sie Gottesdienste anbieten wollen. Die Bischöfe zeigten in einem Brief an die Gemeinden Verständnis für Absagen. Lesen Sie auch: Karen Schwenke kommentiert: Der Rückzug ist falsch Man sei „mit den Hygienekonzepten inzwischen so erfahren, dass Präsenzgottesdienste stattfinden können“. Wenn die Gemeinden das anders sehen, „dann ist das eine ebenso gut begründete Entscheidung und sie haben dafür selbstverständlich unsere Rückendeckung“, schrieb der Bischofsrat unter Leitung von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Lockdown: Das steht in der neuen Landesverordnung von Schleswig-Holstein Weihnachten in Schleswig-Holstein: Was erlaubt ist Weihnachtspost im Lockdown: Fristen für Briefe und Pakete Diese Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein So werden die Corona-Regeln kontrolliert Diese Geschäfte bleiben im Lockdown in Schleswig-Holstein geöffnet Notbetreuung an Schulen und Kitas: Wer hat einen Anspruch? Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Nun wird in den Gemeinden diskutiert. Gemeinderäte und Pastoren ringen mit sich, was sie verantworten wollen und können. Wie schwer die Entscheidung, zeigt das Beispiel der Claus-Harms-Gemeinde in Kiel: „Wir sind gespalten: Wir haben eine große Verantwortung für die Gesundheit der Menschen, wir haben aber eine genauso große Verantwortung für ihre Seele“, so Pastorin Diana Wegener. Ihr Kollege, Pastor Thomas Lemke, gibt zu bedenken: „Egal, ob wir Weihnachten nun Gottesdienste anbieten oder nicht, unsere Entscheidung wird immer auf Kritik stoßen“.