Gymnasium in Heikendorf: So läuft der Lernsommer

„Non, je ne les invite pas“, schreibt Lea Rebensburg an die Tafel (Deutsch: Nein, ich lade sie nicht ein). Die ehemalige Schülerin von der Heinrich-Heine-Schule übt gerade mit sechs Jugendlichen französische Objektpronomen. Sie zählt zu den Schülermentoren, die am Heikendorfer Gymnasium den Lernsommer mitgestalten. Montag bis Mittwoch standen von 8 bis 13 Uhr Crashkurse in den zweiten Fremdsprachen auf dem Programm. In den vergangenen Ferienwochen waren schon Deutsch, Mathe und Englisch auf dem Stundenplan. Auch Workshops zum Programmieren von Apps, Psychologie oder Selbstpräsentation gehören zum Angebot. Ferienprogramm wird gut angenommen: Rund 200 der 940 Schüler des Gymnasiums machen beim Lernsommer mit, den Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ausgerufen hat, um Lernlücken, die durch die Corona-Schulschließungen entstanden sind, zu schließen. Zielgruppe seien alle gewesen, die ihre Potenziale durch ihre häuslichen Umstände in der Corona-Zeit nicht voll entfalten konnten, sagt Schulleiterin Karin Bobertz. „Jeder konnte sich anmelden.“ Aber die Stufenleiter hätten sich angeschaut, ob gerade die Schüler mitmachten, die besonders Förderung brauchen. Teenager glauben, dass ihnen die Extrastunden fürs neue Schuljahr helfen: „Habt ihr das Gefühl, ihr kommt so gut ins neue Schuljahr und das bringt euch was?“, fragt Ministerin Prien, die zum Besuch vorbeigekommen ist, die Französischklasse. Die meisten Teenager stimmen zu, ein Junge schüttelt den Kopf. Auf Nachfrage erzählt er der Ministerin, dass er vier Kurse mitgemacht habe und deswegen kaum etwas von seinen Ferien gehabt hätte. „Ich war fast die ganze Zeit hier. Ich kann nur hoffen, dass mir das nächste Schuljahr wirklich was bringt“, sagt er. Ein Stockwerk höher sitzen Gabriel Quaas und Christian Kloß über Latein-Arbeitsblättern. Die 13-Jährigen setzen gerade Verben ins Perfekt als die Ministerin um die Ecke kommt. „Und, schwer?“, fragt sie die Jungs, die im August in die achte Klasse kommen. Sie nicken. Schüler nehmen Angebot positiv auf: Dass sie hier in den Ferien sitzen und lernen, sei nicht ganz freiwillig gewesen, geben sie zu. „Die Initiative kam schon von meiner Mutter aus“, sagt Christian. „Aber jetzt macht es eigentlich Spaß und ich möchte ja auch meine Noten gerne verbessern.“ Gabriel, der bereits die Kurse in Mathe und Englisch besucht hat, glaubt ebenfalls: „Am Ende zahlt sich das aus.“ Lea Griesmeyer findet es nach den vielen Wochen zu Hause eine gute Abwechslung wieder mit anderen zusammen zu lernen. „Ich glaube, dass es für das neue Schuljahr hilft.“ Lehrer loben Unterricht in Kleingruppen: Französischlehrerin Leonie Korok genießt es, dass sie mit kleinen Gruppen arbeiten kann. „Der Unterricht ist so viel intensiver. Ich kann genau gucken, wo es brennt.“ Es seien nicht nur schwächere Schüler dabei, sondern auch solche, die gerne zusätzlichen Input haben wollten. Der Mix sorge dafür, dass sich die Kinder untereinander helfen. „Wichtig für die Fremdsprachen ist, dass wir wieder viel reden, das ist beim Onlineunterricht zu kurz gekommen“, sagt die Lehrerin. Einige seien nun gehemmt, auf Französisch zu sprechen. Ehemalige unterstützen Schule bei Lernprojekten: 20 Lehrer waren in den Ferien im Einsatz, sie hatten jeweils die Unterstützung von drei ehemaligen Schülern. Insgesamt knapp 50 Mentoren geben bereits seit Mai ehrenamtlich Schülern digitale Nachhilfe. Die Initiative kam von den Ehemaligen selbst, weil sie ihrer Schule in der schwierigen Corona-Phase helfen wollten. Prien findet das Engagement der Lehrer und der Ehemaligen „beeindruckend“. Das Programm sei beispielgebend für den Lernsommer im ganzen Land. Allerdings musste die Heinrich-Heine-Schule anders als andere nicht bei Null anfangen. Das Gymnasium hat bereits Erfahrung mit Ferienprogrammen, seit 2014 gibt es dort ein MINT-Camp. „Das haben wir als Basis für den Lernsommer genutzt“, sagt Oberstufenleiter Wilfried Wentorf. Die Schule hatte zudem vorher über die Klassensprecher die Bedürfnisse der Schüler abgefragt. In der Orientierungsstufe war besonders Englisch gefragt. Der Aufholbedarf in Mathe sei bei den Siebt- und Achtklässlern groß gewesen. Prien will Förderstunden einplanen: Der Lernsommer sei eine Brücke ins neue Schuljahr, so Prien. Mit Blick auf die Zeit nach den Ferien sagt Bobertz, dass es dann zwar eine gute Bestandsaufnahme des Leistungsstands geben müsse. „Aber viele Tests am Anfang des Schuljahres bringen nichts“, glaubt die Schulleiterin. „Wir müssen mitten rein und sehen, wo es fehlt.“ Sie will, so gut es geht, Förderstunden einplanen und hofft dabei auch auf personelle und finanzielle Unterstützung durch das Ministerium. Mehr Nachrichten aus Schleswig-Holstein lesen Sie hier. 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