Bei manchen Menschen heilen gebrochene Knochen schlecht zusammen. Für diese Patienten wäre es ein Segen, wenn gelänge, woran deutsche und dänische Wissenschaftler seit fast drei Jahren forschen.
Die Forscher der Universitäten und Krankenhäuser in Lübeck, Odense und Næstved wollen aus winzigen Knochenresten, etwa von orthopädischen Eingriffen, Stammzellen isolieren, um daraus neues Knochenmaterial zu züchten. Knochenteilchen von rund 100 Patienten lagern bereits in einer Knochenbank oder Bonebank, abgeleitet vom englischen Wort „bone“ für Knochen.
Noch Jahre bis zur Anwendung beim Patienten
„Die Forschungsergebnisse sind sehr erfolgversprechend. Doch bis zur klinischen Anwendung bei Patienten kann es noch einige Jahre dauern“, sagt der Präsidiumsbeauftragte des Interdisziplinären Centrums für Biobanking Lübeck (ICB-L) und Spezialist für Humangenetik, Jens Habermann.
In dem Projekt arbeiten Universitäten und Krankenhäuser aus Lübeck sowie aus Odense und Næstved in Dänemark zusammen. Außerdem sind mehrere Medizintechnik- und IT-Firmen sowie das Netzwerk Life Science Nord beteiligt.
Eigene oder gespendete Knochenstammzellen implantieren
Ziel des Teams mit insgesamt 30 Mitarbeitern in Deutschland und Dänemark ist es, Patienten mit Verletzungen oder Erkrankungen des Skelettapparats eigene oder gespendete Knochenstammzellen zu implantieren. Dazu nutzen die Forscher stammzellenhaltiges Knochenmaterial, das bei Routineoperationen anfällt und normalerweise weggeworfen wird.
„Wir sammeln das Material mit Zustimmung der Patienten, isolieren die Knochenstammzellen und frieren sie bei Temperaturen von unter minus 150 Grad Celsius in Stickstoff ein“, erläutert Habermann. Nach dem Auftauen können die Stammzellen neue Knochenzellen, aber auch Knorpelgewebe bilden. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit zur Entwicklung von neuen Medikamenten.
Stammzellen werden in Lübeck gelagert
Eingelagert werden die Stammzellen in Stickstofftanks in Lübeck und auch in Dänemark. „Da wir uns noch im Forschungsstadium befinden, frieren wir nicht nur isolierte Stammzellen, sondern auch unbearbeitetes Knochenmaterial ein“, sagt Habermann. So wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie sich Zellen verhalten, die erst nach dem Auftauen isoliert werden.
Gefördert wird das Bonebank-Projekt durch das deutsch-dänische Interreg-Förderprogramm. Die ursprünglich bis 2019 befristete Förderung wurde inzwischen bis 2020 verlängert. Die Fördersumme liegt jetzt bei knapp 2,1 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Von dpa