Kantar-Studie liefert Themen für Landtwagswahl 2022 in Schleswig-Holstein

Die Schleswig-Holsteiner sind mit ihrem Leben, ihrer Heimat und mit ihrer Regierung zufrieden. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Marktforschungsunternehmens Kantar im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hervor. Die Daten wurden schon im Sommer 2020 erhoben, also vor der zweiten Welle der Pandemie, liefern den Parteien allerdings erste spannende Hinweise für den Landtagswahlkampf 2022. Gute Noten für Günther: Die Studie bestätigt frühere Umfragen, laut der in Schleswig-Holstein die glücklichsten Deutschen leben. Demnach waren im August 2020 rund 86 Prozent der Schleswig-Holsteiner mit ihrem Leben eher oder sogar ganz zufrieden. Bestnoten bekam auch die Jamaika-Regierung (CDU, FDP, Grüne) für ihren Kampf gegen Corona. 77 Prozent zeigten sich zufrieden mit der Arbeit von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und seines Kabinetts. Abseits standen nur Anhänger der AfD. Kantar-Autor Christoph Döbele wies allerdings darauf hin, dass damals alle Regierungen in Deutschland Top-Bewertungen erhielten. Die Folgen der zweiten Corona-Welle „werden sicherlich auch in Schleswig-Holstein Ängste auslösen und manch positiven Befund verwässern“, ergänzte FES-Studienleiter Dietmar Molthagen. Schule ist wichtigstes Thema: Um so heikler für die Parteien sind denn auch weitere Ergebnisse der Studie. Den größten Handlungsbedarf sehen die Schleswig-Holsteiner im Bereich Schule und Bildung. Kritisiert wird der Zustand und die Ausstattung der Schulen, insbesondere die fehlende digitale Infrastruktur. Diese Daten dürften Günther alarmieren. Der Regierungschef weiß genau, dass CDU-Schulministerin Karin Prien für viele Mängel die politische Verantwortung trägt und dass man mit Schulpolitik zwar keine Wahlen gewinnen, wohl aber verlieren kann. Aufmerken muss aber auch die SPD. Mehr als 80 Prozent der Bürger finden, dass es in Schleswig-Holstein gerecht zugeht. Die alte SPD-Gerechtigkeitskampagne dürfte damit ins Leere laufen. Auch die sozialdemokratische Forderung nach „guter Arbeit“ fällt bisher kaum auf fruchtbaren Boden. Nur ein Viertel der Befragten spricht sich für eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich aus. Wichtiger sind vielen Menschen ein gutes Betriebsklima und ein angemessenes Einkommen. Klimaschutz ja, große Veränderung nein: Viel Futter für die gut 15 Monate bis zur Landtagswahl liefert die Studie auch den Grünen. Ihr Kernthema Umwelt und Klima ist für die Bürger zwar das zweitwichtigste Thema. Gleichwohl spricht sich eine Mehrheit für mehr Parkplätze statt mehr Busspuren (46 zu 40 Prozent) und für den Weiterbau der A20 statt des Moorschutzes (49 zu 37 Prozent) aus. Dazu passt die Erkenntnis, das viele Bürger auf E-Autos und damit „einen klimafreundlicheren motorisierten Individualverkehr“ setzen. „Neben der geäußerten Bereitschaft, für den Klimaschutz aktiv zu sein, zeigt sich zugleich die Hoffnung, dass dies ohne größere Veränderung der eigenen Lebensgewohnheiten erfolgen könne“, bilanzierte Molthagen. Von Ulf B. Christen