Kein Platz für schwimmende Häuser

Eine Impulsgeberin dabei war die Schiffswerft Gebr. Friedrich. Mit dem Living-on-Water-Projekt ging die mittelständische Werft das Thema mit schiffbaulich professioneller Herangehensweise an. Die Werft entwickelte ein Hausboot für fast alle Bereiche von Gewässern. Flüsse, Seen, Kanäle und Häfen sollten als Liegeplätze in Frage kommen. Energieversorgung und Abwassermanagement wurden dabei nach Anforderungen des Schiffbaus geplant. Werftchefin Katrin Birr ist stolz auf das Projekt: „Wir haben gezeigt, dass man so etwas bauen kann.“ Mehrere Jahre hat die Werft in Konstruktion und Bau investiert. „Leider hat es sich für uns nicht ausgezahlt“, schiebt Birr nach. Sie hat das, was viele Interessenten nicht haben: einen Liegeplatz. Das Hausboot liegt am werfteigenen Kai. Wer keine Werft oder zumindest eine Hafenanlage besitzt, hat eigentlich keine Chance auf die Verwirklichung des Traums vom Hausboot. Gleich im Dutzend sind Projekte mit schwimmenden Wohnsiedlungen in Norddeutschland gescheitert. Mal war es der Umweltschutz, mal das Baurecht, mal die Anwohner von Gewässern, die Planungen stoppten. In den größeren Häfen sind die Uferbereiche zudem Teil der Bundeswasserstraßen. Dort dürfen allenfalls Hafenanlagen entstehen. In anderen Fällen wurden Uferbereiche von Flüssen, Kanälen oder Seen durch das Land als Schutzgebiete ausgewiesen. „Das ist alles sehr, sehr kompliziert und in Deutschland eigentlich auch kaum umsetzbar“, sagt Birr. Das war mal anders. 2002 fand sich für das Projekt „Living on water“ eine Gruppe zusammen, die normalerweise wenig Berührungspunkte hat. Die Friedrichsorter Werft, die Muthesius-Schule sowie Schiffbau- und Ingenieurbüros bündelten ihre Hausboot-Ideen. Nach einem Jahr Bauzeit erfolgte im November 2005 der Stapellauf der „Living on Water 1“. Auf drei Ebenen gibt es 140 Quadratmeter Wohnfläche. 120 Quadratmeter Decksfläche sind außen als Sonnendeck oder Terrasse nutzbar. Heizkörper sucht man an Bord vergebens. Eingepackt in den Lehmputz liegen die Heizschlangen an den Wänden. Sonnenkollektoren auf dem Dach sorgen für Warmwasser. Der Wintergarten hat eine Deckenflächenheizung, die im Sommer auch als Klimaanlage dient. Langlebig soll das Haus auch sein: So wurde das gesamte Unterwasserschiff mit einem Spezialanstrich überzogen. Es ist bislang bei der Baunummer 1 geblieben. Das Schwimmhaus wird aber genutzt. Für Ausstellungen, Jubiläen, Familienfeiern und Präsentationen wird es vermietet. Dabei wird an Bord auch oft über einen Nachbau verhandelt. Konkret ist aber noch nichts geworden. Die Hoffnung aufgeben will man bei der Stadt Kiel dennoch nicht. „Ich sehe schon Chancen für eine Realisierung“, sagt Bürgermeister Peter Todeskino (Grüne). Für Schwimmhäuser sieht er gute Chancen dort, wo Teile des Hafens mit Molen gegen Wellenschlag geschützt sind. „Der Tonnenhof in Holtenau wäre ein Beispiel“, sagt Todeskino. Bei der Weiterentwicklung des großen Areals mit dem Marinefliegerhorst in Holtenau ergeben sich viele Möglichkeiten – auch für schwimmende Wohnprojekte, ist Todeskino sicher.

KN/SZ-Serie Wohnen in Schleswig-Holstein - Kein Platz für schwimmende Häuser