Ins Haus der Familie kommen Eltern mit ihren Kindern, um unter Anleitung gemeinsam zu basteln, zu malen oder zu kochen. Da viele Besucher einen Migrationshintergrund haben, werden die gemeinsamen Aktivitäten genutzt, um spielerisch die deutsche Sprache zu erlernen. Während der Corona-Pandemie jedoch darf der beliebte Treffpunkt im Karlstal nicht öffnen. Die Familien, die überwiegend aus dem Stadtteil Gaarden kommen, stellt diese Schließung aus mehreren Gründen vor Probleme.
Ärmere Familien trifft Corona besonders hart
Die meisten Familien, die die kostenlosen Angebote normalerweise nutzen, haben nicht viel Geld und sind dankbar, dass es beispielsweise Mal- oder Kochkurse gibt, da sie sich die Materialien für den privaten Gebrauch nur schwer leisten können. „Die Corona-Krise trifft sie nun besonders hart“, berichtet Barbara Klöpfer, die als Beraterin im Haus der Familie arbeitet. Da zu Hause kaum Spielsachen vorhanden und draußen die Spielplätze gesperrt sind, müssen die Familien nach Alternativen suchen, um ihre Kinder zu beschäftigen. Ohne Stifte, Kuscheltiere oder Autos ist der Alltag für den Nachwuchs häufig schnell langweilig. Hinzu kommt noch, dass viele Familien in beengten Wohnverhältnissen mit mehreren Kindern leben.
„Natürlich würden die Kinder gerne rausgehen und sich bewegen, aber es fehlt das Spielzeug, dass sie draußen oder drinnen benutzen können“, sagt Klöpfer. Daher hat das Haus der Familie 50 „Care-Pakete“ mit Malsachen, Seifenblasenflaschen und Büchern zusammengestellt und an die Haushalte verteilt oder die Familien informiert, dass sie die Pakete abholen können.
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Familien sollen nicht alleine gelassen werden
„Wir haben Sorgen, dass die Familien in dieser Zeit alleine gelassen werden“, sagt Domenica Psiuk, die die Aktion betreut hat. Es gehe darum, den Eltern und den Kindern Abwechslung zu bieten. Da die Familien die Anlaufstelle nicht besuchen können, kontaktieren die Mitarbeiterinnen aus dem Haus der Familie ihre Klienten derzeit telefonisch. „Normalerweise melden sie sich bei uns, wenn sie Hilfe brauchen“, sagt Klöpfer. „Jetzt sind wir es, die den Kontakt suchen und regelmäßig nachfragen, wie es geht und ob Hilfe benötigt wird.“
Aus den Rückmeldungen ergibt sich, dass die Nöte groß sind. Die Anliegen sind dabei ganz unterschiedlicher Natur. So benötigen einige Familien Hilfe, um ihre Kinder in der Kita anzumelden. Das scheitert meist daran, dass ein Großteil der Anmeldungen derzeit nur online möglich sind und nicht vor Ort, da die Kindertagesstätten im Notbetrieb oder geschlossen sind. Doch nicht alle Familien verfügen über einen Internet-Zugang. Die Mitarbeiterinnen vom Haus der Familie berichten auch von einem Vater, der ans Fenster der geschlossenen, aber nach wie vor besetzten Anlaufstelle geklopft hat, weil er eine dringende Frage zur Kita-Anmeldung hatte. Durch die Scheibe wurde das Anliegen geklärt.
Mitarbeiterinnen nähen Masken
Auch Geldnöte treiben die Familien um. Viele von ihnen sind auf die Hilfsangebote der Tafel angewiesen. Dass die Essensausgabe derzeit keine Lebensmittel verteilen kann, führt dazu, dass sich die Eltern sorgen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Die Maskenpflicht, die am kommenden Mittwoch eingeführt wird, beschäftigt die Klienten ebenfalls. Ein Vater hat sich gemeldet: Er hat vier Kinder und braucht für sie, seine Frau und sich selbst insgesamt sechs Masken. Da der Mundschutz aber derzeit kaum für einen bezahlbaren Preis zu erhalten ist, hat er sich an das Haus der Familie gewandt.
Der Mann ist kein Einzelfall. Viele Menschen haben das Problem, dass sie sich keine Masken leisten können. Deshalb hat das Haus der Familie eine zusätzliche Honorarkraft eingestellt, die gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen den Mundschutz für die bedürftigen Familien nähen soll.
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