Kritik am Impfstart: Land Schleswig-Holstein will auf impfberechtigte Senioren zugehen

Die Botschaft am Donnerstag: Impfwillige dürften keinesfalls verprellt werden. „Wir müssen auch bei uns in Schleswig-Holstein nachbessern“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zu den massiven Problemen bei der Buchung von Terminen. Das Land werde auf die impfberechtigten Menschen über 80 Jahre zugehen. Günther kündigte auch ein Informationsschreiben des Gesundheitsministeriums an alle Bürger an. Die SPD hatte kritisiert, dass sich derzeit zu viele Menschen um zu wenige Termine bewerben müssten, indem sie bei einer Hotline anrufen oder sich auf einer Internetseite registrieren. „Das mag geeignet sein, um Wahlen für ein Studentenparlament zu organisieren, aber nicht, um Betagte zur Impfung anzumelden“, sagte Fraktionschef Ralf Stegner. Nötig sei stattdessen ein behördlich gesteuertes Einladungsverfahren nach festen Kriterien. Nach dreieinhalbstündiger Debatte lenkte die Regierungskoalition aus CDU, Grünen und FDP ein. Zwischenzeitlich hatte sich der Sozialausschussvorsitzende Werner Kalinka, ein CDU-Mann, überraschend auf die Seite der Kritiker geschlagen. „Unsere Senioren wollen sich schützen und empfinden psychischen Druck, dass sie das nicht können“, sagte er. Wer glaube, über 80-Jährige nur auf dem digitalen Weg erreichen zu können, befinde sich auf dem Holzweg. Lesen Sie auch: Corona-Appell von Daniel Günther: Möglichst niemanden mehr treffen 22 Fälle: Impfteam war trotz Corona-Ausbruch im Lotti-Huber-Haus in Kiel Schulen und Kitas im Lockdown: Das müssen Eltern jetzt wissen Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Corona-Impfung „größte logistische Herausforderung“: Die Koalition legte dazu ein eigenes Papier vor. Die Terminvergabe und das Einladungsverfahren seien „bei Bedarf“ zu optimieren, heißt es darin. Mobile Teams sollten zeitnah auch im betreuten Bereich von Seniorenwohnanlagen impfen. Zu prüfen sei, inwieweit eine Kombination von Alter und bestimmten Vorerkrankungen ein Faktor für eine Impfpriorität sein könnte. Darüber hinaus seien bei einer gesteigerten Impfstofflieferung auch die Dosen an die Krankenhäuser zu erhöhen. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) sprach von der „größten logistischen Herausforderung“, die das Land seit Jahrzehnten zu stemmen habe. Zugleich warb er um Geduld: Pro Woche habe Schleswig-Holstein 24 375 Impfdosen bekommen – bei 300.000 Menschen in Priorität 1. Und 50 Prozent der Dosen müssten für die zweite Impfung reserviert bleiben. „Wir haben alle ein großes Interesse, dass die hohe Impfbereitschaft bestehen bleibt“, sagte Garg. „Aber wir sollten den Menschen auch sagen, dass nicht jeder, der einen Anspruch hat, auch sofort eine Impfung bekommen kann.“