Kritik an Gesundheitsämtern: Mal Quarantäne an Schulen und mal nicht

Nachdem Ende der Woche Coronafälle am Gymnasium Elmschenhagen und unterschiedliche Quarantäne-Anordnungen der Gesundheitsämter Kiel und Kreis Plön für Frust bei betroffenen Familien gesorgt hatten, lässt nun eine Entscheidung des Gesundheitsamtes im Kreis Rendsburg-Eckernförde Schüler und Lehrer um ihre Gesundheit fürchten. Neuer Fall an Peter-Ustinov-Schule in Eckernförde: Obwohl am Freitag eine Schülerin der 13b an der Peter-Ustinov-Schule in Eckernförde positiv getestet wurde, entschied das Amt: Der Präsenz-Unterricht soll weiterlaufen. Alle anderen Schülerinnen und Schüler wurden als „Kontaktpersonen der Kategorie 2“ eingestuft. Amt spricht von "vorbildlichem Hygienekonzept": Begründung: „In den weiterführenden Schulen des Kreises und so auch in der Peter-Ustinov-Schule besteht im Rahmen des aktuellen Lockdowns eine Maskenpflicht auch während des Unterrichtes.“ Da im Rahmen eines „vorbildlichen Hygienekonzeptes“ zudem ausreichend und gut gelüftet und der Abstand eingehalten werde, sei das Infektionsrisiko für die übrigen Schüler „als gering einzuschätzen“. Lesen Sie auch: Lockdown-Regeln: Geht Schleswig-Holstein eigene Wege? Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Eckernföder Klassensprecher ist fassungslos: Jan-Hendric Biegemann macht diese Entscheidung fassungslos. Der 18-Jährige ist Klassensprecher und Mitglied im Vorstand der Schülervertretung. Er berichtet, dass das Gesundheitsamt von Schülern und Lehrern darüber informiert worden sei, dass es um die Umsetzung des Hygienekonzeptes nicht so vorbildlich bestellt sei, wie von der Behörde dargestellt: „Mehrere Schülerinnen und Schüler haben die Maske in Pausen oder Freistunden abgenommen, und auch gelüftet wurde nicht regelmäßig.“ Der Klassensprecher befürchtet deshalb, dass das Virus weitergetragen wurde. Mehrere Schüler würden über Symptome klagen. Jan-Hendric Biegemann hat sich am Montag einem Test unterzogen, da er Symptome hat. Die Entscheidung des Gesundheitsamtes irritiert ihn auch, weil Schüler eines 13. Jahrgangs in der Regel keine Probleme mit dem Fernunterricht hätten. Klassenlehrer kritisiert "laxes Vorgehen": Auch Klassenlehrer Johann Knigge-Blietschau (52) kritisiert das „laxe Vorgehen“. Er habe das Amt deutlich darauf hingewiesen, dass es sowohl beim Masketragen als auch beim Lüften Defizite gebe: „Man hatte den Eindruck, das Amt sucht nur nach vagen Hinweisen, dass schon alle Hygieneregeln eingehalten werden.“ Ministerium zeigt Verständnis für Quarantäne-Regeln: Das Gesundheitsministerium hingegen zeigt Verständnis für die Bewertung des Amtes. Einen Automatismus, der für ganze Klassen eine Quarantäne-Anordnung vorsehe, gebe es nicht. Und: „Das Gesundheitsamt hat das Ministerium darüber informiert, dass sowohl die Einhaltung der Maskenpflicht als auch das korrekte Lüften gewährleistet war.“ Quarantänemaßnahmen würden angeordnet, wenn ein Ansteckungsverdacht aufgrund eines engen Kontaktes bestehe: „Wenn die Mundnasenbedeckung konsequent getragen wurde und auch die übrigen Hygienemaßnahmen eingehalten wurden, kann in der Regel auf eine Quarantäne-Anordnung verzichtet werden.“ Die Situation in den Schulen zeige derzeit „immer wieder Viruseinträge, aber keine oder wenige Übertragungen“. Nach Angaben der Stadt Kiel wurden insgesamt bislang 35 Schüler und Lehrkräfte mit Wohnsitz Kiel positiv getestet. Zum Vergleich: Rund 33 000 Schüler und Lehrkräfte gibt es im Kieler Schulbetrieb. Umstrittene Entscheidung für Gymnasium Elmschenhagen: Nicht einverstanden ist das Ministerium mit den gegensätzlichen Anordnungen der Ämter im Fall des Gymnasiums Elmschenhagen. Dort wurden von der Kieler Behörde nach einem Fall alle Schüler einer achten Klasse als unmittelbare Kontaktpersonen eingestuft. Daraufhin ordnete das Plöner Amt für die 27 Schülerinnen und Schüler mit Wohnort im Kreis samt deren Familien Quarantäne an. Kiel hingegen verweist auf die Prüfung jedes Einzelfalles. Durch das erreichte „Schutzniveau bei Einhaltung aller empfohlenen Hygienemaßnahmen“ könne die Zahl der engen Kontaktpersonen, die eine Quarantäneanordnung erhalten müssen, begrenzt werden. Bei kreisübergreifenden Fällen werde eine Abstimmung der Gesundheitsämter untereinander angestrebt, diese sei aber „letztlich nicht immer umsetzbar“. Dieses unterschiedliche Vorgehen „entspricht nicht dem vom Land festgelegten Verfahren“, kritisiert das Ministerium. Dort geht man „von einer vorübergehend abweichenden Handhabung“ aus.