Lockdown: So läuft es in Arche Warder, Tierpark Neumünster, Tierpark Gettorf und Wildpark Eekholt

Arche Warder -Nicht nur die Ferkel fühlen sich einsam Normalerweise begegnen den freilaufenden Hühnern und Enten viele Menschen auf den Wegen im Tierpark Arche Warder. Die Besucher füttern die Ferkel in der „Ferkelstube“, streicheln Schafe oder schauen den Turopolje-Schweinen beim Schwimmen zu. Zurzeit bekommen die Tiere nur die ihnen vertrauten Menschen zu Gesicht – Tierpfleger, Gärtner, Handwerker. 6000 Euro kostet der Parkbetrieb täglich: Viele Abläufe bleiben trotz Schließung gleich, sagt Stefanie Klingel, Tierpark-Pädagogin und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Neue Ställe und Unterstände werden gebaut, die Tierpfleger kümmern sich um das Wohl der mehr als 1200 Tiere. Ein relativ normaler Betrieb, der auch die üblichen Kosten verursacht: Gehälter, Futter, Reparaturen. 6000 Euro pro Tag. 2018 erhielt der Verein Arche Warder Gesamtspenden von 1,26 Millionen Euro – das waren etwa 70 Prozent des Budgets. Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor, aber Tierpark-Pädagogin Klingel schätzt die Spendensumme höher als 2018 ein. „Die Spenden haben in diesem Jahr natürlich nochmal an Bedeutung gewonnen. Wir sind unseren Spendern wirklich super dankbar, dass sie uns so toll durch das Jahr gebracht haben.“ Von kleinen bis größeren Beträgen sei alles dabei. Doch auch mit Futterspenden unterstützen die Leute. Vor Kurzem brachte jemand mehrere Heuballen auf einem Anhänger vorbei. „Andere kaufen etwas in unserem Hofladen oder sichern sich eine Jahreskarte für 2021.“ Lockdown-Regeln: Geht Schleswig-Holstein eigene Wege? Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Sorgen muss man sich nicht machen: „Wir hoffen, dass wir im Dezember wieder öffnen können“, sagt Klingel. Grundsätzlich müsse sich aber niemand Sorgen machen, dass die Arche Warder das Jahr 2020 nicht übersteht. Die Arche hat auch Überbrückungshilfe für den November beantragt und geht davon aus, dass es etwas Geld gibt. Tierpark Gettorf - Die Menschen am Zaun fehlen „Wir vermissen euch, liebe Besucher!“, heißt es im digitalen Corona-Tagebuch des Tierparks Gettorf. „Das würden Affen, Zwergziegen und Papageien dick unterstreichen, wenn sie könnten“, sagt Silke Plagmann. Sie ist eine der Biologinnen des privaten Tierparks. „Tatsächlich fehlt einigen Tierarten die menschliche Gesellschaft auf der anderen Seite des Zauns.“ November ohnehin ein besucherschwacher Monat: Für Tierparkchef Jörg Bumann kommt die erneute Schließung „zum Glück im ruhigsten Monat, wenn die Besucherzahl auf 5000 sinkt“. Er und sein Team tragen den Lockdown diesmal mit mehr Fassung. „Voraussetzung dafür, über die Runden zu kommen, ist aber, dass die zugesagte Hilfe bald fließt“, sagt er. „Schwieriger wäre es gewesen, mit verschärften Auflagen, die zusätzliches Personal erfordern, in den einnahmeschwachen Monaten klarzukommen. Tierpfleger und Biologen sind ja auch jetzt voll ausgelastet.“ Plüschtiere und Saisonkarten helfen: Helfen kann man dem Tierpark mit dem Kauf von Plüschtieren und Saisonkarten für 2021. Tatsächlich kommen täglich Fans nach Gettorf, die im Pavillon vor dem Tor nach Weihnachtsgeschenken stöbern. Und wer noch Äpfel am Baum oder Gemüse im Kühlschrank hat, das zu verderben droht, darf das gern in die Spendenkarre vorm Eingang legen. „Jede kleine Futterspende hilft, falls die Durststrecke doch länger wird“, heißt es vom Tierpark. Wildpark Eekholt – Versteckspiel für Fuchs, Waschbär und Co. Um die Tiere im Wildpark Eekholt zu beschäftigen, haben sich Geschäftsführer Wolf von Schenck und seine Mitarbeiter Spiele ausgedacht. „Bei den Waschbären und Füchsen zum Beispiel verstecken wir das Futter, damit sie es suchen müssen“, erzählt von Schenck. Da keine Zuschauer mehr kommen, fehle ihnen der Anreiz, sich zu bewegen. „Wie bei den Menschen ist das auch für die Tiere nicht gut.“ Eigentlich viel Platz für Abstand: Für das Öffnungsverbot hat der Geschäftsführer wenig Verständnis, zumal die Landesregierung sich auch anders hätte entscheiden können. „Der Berliner Zoo darf öffnen, wir nicht.“ Dabei sei Eekholt mit 67 Hektar viel weitläufiger. Von Schenck ist zuversichtlich, die Besucherzahl des Vorjahres – 280 000 – annähernd auch in diesem Jahr zu erreichen. „Wir hatten in der Zeit nach dem ersten Lockdown sehr viele Gäste. Die Menschen hatten ein großes Bedürfnis, in die Natur zu gehen.“ Was die beiden Schließungen finanziell für den Park bedeuten, vermag von Schenck noch nicht zu sagen. Vor allem fehlen die Einnahmen aus der Wildparkschule. In Kurzarbeit schickte er die Mitarbeiter aber nicht. „Wir erledigen jetzt vieles, was mit Publikum schwierig ist.“ Dankbar ist von Schenck den vielen Spendern. So hätten Wildparkfreunde Masken genäht und damit 10 000 Euro für Eekholt eingenommen. „Und Kinder haben uns ihr Taschengeld überlassen, das ist doch toll.“ Tierpark Neumünster - Ungeliebte Ruhezeit Verena Kaspari könnte sich den ganzen Tag lang ärgern, dass sie die Tore des Tierparks Neumünster geschlossen halten muss. „In anderen Bundesländern dürfen die Zoos öffnen, wobei ja sogar die Tiergehege in Kiel offen sind“, sagt die Direktorin. Besucher kamen nach dem ersten Lockdown in Scharen: Generell könnten die zoologischen Gärten ja auch einen positiven Beitrag leisten, weil die Menschen sich in Zeiten von Corona dort an der frischen Luft bewegen und sich aus dem Weg gehen könnten; der November sei schließlich nicht gerade der besucherstärkste Monat. Im Frühjahr hatte der Lockdown den Park ungleich härter getroffen, denn die besucherstarken Ostertage fehlen im Jahresplan. „Allerdings hatten wir zwischen der Wiederöffnung im April und September etwa 30000 Besucher mehr als üblich. Da konnten wir etwas aufholen. Die Menschen waren regelrecht hungrig“, sagt Verena Kaspari. Die Mitarbeiter seien zurzeit alle an Bord, um die Tiere zu pflegen und Renovierungen durchzuführen