Lockdown in Schleswig-Holstein: Eltern fordern mehr Notbetreuung und Urlaub

Man hangele sich weiter von Monat zu Monat, kritisieren Yvonne Leidner und Axel Briege vom Landesvorstand. „Die bereits im Dezember verkündeten zusätzlichen Urlaubstage wurden immer noch nicht umgesetzt. Hier stellt sich nach wie vor die Frage, wann dieses Versprechen endlich eingelöst wird. Die jetzt zusätzlich gewährten Krankentage sind jedenfalls kein adäquater Ersatz, sondern allenfalls eine flexible Ergänzung.“ Dazu muss man wissen, dass normalerweise der Anspruch auf Kinderkrankengeld pro Kind gilt: Aktuell stehen jedem gesetzlich versicherten Elternteil mit Anspruch auf Kinderkrankengeld diese Leistung pro Kind für maximal zehn Arbeitstage im Jahr zu. Bei Alleinerziehenden sind es bis zu 20 Arbeitstage je Kind. Insgesamt hat jeder Elternteil Anspruch auf höchstens 25 Arbeitstage Kinderkrankengeld pro Kalenderjahr, Alleinerziehende auf bis zu 50 Arbeitstage. Jetzt soll dieser Anspruch, so hat es die Ministerpräsidenten-Konferenz am Dienstag beschlossen, erhöht werden – allerdings pro Elternteil und nicht pro Kind. Pro Elternteil soll es zehn zusätzliche Tage und für Alleinerziehende 20 zusätzliche Tage geben. Eingesetzt werden können die Tage, „wenn eine Betreuung des Kindes zu Hause erforderlich wird, weil die Schule oder der Kindergarten beziehungsweise die Klasse oder Gruppe geschlossen ist oder die Präsenzpflicht im Unterricht ausgesetzt beziehungsweise der Zugang zum Kinderbetreuungsangebot eingeschränkt wurde“. Betreuung im Lockdown: Was ist mit den Standard-Kinderkrankentagen? „Die Regelung ist offenbar maßgeschneidert, damit die Eltern über den Januar kommen, mehr aber auch nicht“, konstatiert der Landesvorsitzende Briege. Denn unklar sei, ob auch die zehn Standard-Kinderkrankentage für durch die Pandemie bedingte Kita- und Schul-Ausfälle genutzt werden dürfen. Lesen Sie auch: Corona-Appell von Daniel Günther: Möglichst niemanden mehr treffen 22 Fälle: Impfteam war trotz Corona-Ausbruch im Lotti-Huber-Haus in Kiel Schulen und Kitas im Lockdown: Das müssen Eltern jetzt wissen Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Außerdem stelle die Regelung über Kinderkrankengeld die Familien schlechter, als wenn man die versprochenen zusätzlichen Urlaubstage gewährt hätte. Das Brutto-Kinderkrankengeld beträgt 90 Prozent des Nettoarbeitsentgelts. Davon müssen im Regelfall noch Sozialversicherungsbeiträge zur Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung abgeführt werden. Urlaubstage werden dagegen voll bezahlt. Zwar können Eltern eine Elternentschädigung erhalten, wenn sie ihre Kinder (nicht älter als zwölf Jahre) zu Hause betreuen müssen, weil Kita und Schule geschlossen sind oder der Präsenzunterricht aufgehoben ist. Das geht aber nur, wenn es keine zumutbare Alternative gibt. Und die Entschädigung beträgt nur 67 Prozent des Verdienstausfalls, höchstens 2016 Euro monatlich. „Das können sich viele Familien einfach nicht leisten, gerade wenn sie wenig verdienen und ohnehin auf jeden Cent schauen müssen. Aber auch, wenn sie eine Immobilie oder andere Kredite abbezahlen müssen“, sagt Briege. Arbeit der Eltern: Arbeitgeber machen Druck: Aus solchen finanziellen Gründen, aber auch weil einige Arbeitgeber Druck machen, werden nach Einschätzung der Landeselternvertretung deutlich mehr Eltern weiter arbeiten müssen als von der Politik geschätzt. „Deshalb muss die Notbetreuung allen Kindern zustehen, deren Eltern trotz Lockdown arbeiten müssen.“ Bisher steht die Notbetreuung Kindern von Eltern in systemrelevanten Berufen, Kindern von alleinerziehenden Berufstätigen sowie Kindern mit besonderem Förderbedarf und Schutzbedürfnis offen. Die Co-Vorsitzende Yvonne Leidner vermisst vor allem ein klares, verlässliches und nachvollziehbares Gesamt-Konzept für die Familien, das die Zukunft der Kinder durch Bildung und soziale Teilhabe und die Existenz der Familien sichere. Das sei umso unverständlicher, weil solch ein Konzept längst existiere: Im Sozialministerium hatte man dafür das Vier-Phasen-Modell aus dem ersten Lockdown noch einmal überarbeitet. Das Modell sagt genau, ab welcher Inzidenz welche Maßnahmen ergriffen werden, um Kitas unter Pandemiebedingungen betreiben und Kinder dort betreuen zu können. Nach diesem Konzept könne auch jetzt verfahren werden, forderte die Landeselternvertretung.