Neue Partei: Team Todenhöfer gründet Landesverband in Kiel

136 Mitglieder hat das „Team Todenhöfer – Die Gerechtigkeitspartei“ in Schleswig-Holstein. Bis zum Sommer sollen es 1000 werden. Das berichtet Orkun Kilic. Der Kieler hat im vergangenen Herbst bei Todenhöfer als politischer Referent und Parteijustiziar angeheuert. Er ist dafür im Oktober 2020 aus seiner Geburtsstadt nach München gezogen, an den Sitz der Parteizentrale. Das hat Kilic nicht gehindert, am Neujahrsabend den Vorsitz des Landesverbandes Schleswig-Holstein zu übernehmen. Es war der erste Landesverband der neuen Partei. Seitdem sind nach Kilic' Angaben in kürzester Zeit in fast allen Bundesländern Landesverbände entstanden, nur Hamburg steht noch aus. Geschäftsstelle in Kiel gesucht: Seinen Verband führt Kilic online. Wenn die Corona-Bedingungen es zulassen, will er einmal im Monat zur Sitzung des fünfköpfigen Landesvorstands nach Kiel kommen. Eine Geschäftsstelle in der Innenstadt wird noch gesucht. Das Ziel ist klar: Das „Team Todenhöfer – Die Gerechtigkeitspartei“ will bei der Wahl im September 2021 in den Bundestag einziehen. Parteigründer Todenhöfer hat selbstbewusst zehn Prozent der Wählerstimmen als Wahlziel ausgegeben. Der norddeutsche Realist Kilic weiß: „Die Corona-Bedingungen werden uns erschweren, dieses Ziel in so kurzer Zeit zu erreichen.“ Lesen Sie auch: Todenhöfer gründet eigene Partei Öffentliche Veranstaltungen sind kaum möglich. "Uns sind Hände und Füße gebunden", klagt Kilic. Das Team Todenhöfer konzentriert sich derzeit auf Social Media, Pressearbeit und TV-Auftritte seines prominenten Gründervaters. Nach dem Lockdown sind bundesweit 500 Veranstaltungen geplant. Dafür, so Kilic, „suchen wir nach kreativen Wegen, um unsere Botschaft zu verbreiten“. Zum Beispiel mit einer mobilen Bühne auf einem Pritschenwagen. Junge Leute in die Parlamente: Politisch steht die Partei laut Kilic für Werte wie Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Unabhängigkeit. Alte Leute sollten vor Vereinsamung geschützt, junge Leute gehört werden. Es müssten mehr junge Leute in die Parlamente. Todenhöfer selbst ist bei der Gründungsveranstaltung am 12. November 2020, seinem 80. Geburtstag, am Brandenburger Tor in Berlin konkreter geworden: Ende von Bundeswehreinsätzen im Ausland, Stopp von Waffenexporten in Krisenregionen, Steuersenkungen für die Mittelschicht, bis zu drei Jahre Elternzeit, Bau von einer Million Wohnungen im Jahr. Das Parteiprogramm soll am 25. Januar in Berlin vorgestellt werden. Kilic hat Zahlen und Fakten zum Kapitel "Kosten der öffentlichen Verwaltung" beigetragen. Er ist überzeugt: Ein Drittel aller Stellen könnte auslaufen. Mit mehr Effizienz und Digitalisierung sieht er ein Einsparpotenzial von 50 Milliarden Euro. Nicht links, nicht rechts: Seine Partei will Kilic nicht links oder rechts verorten. Das seien veraltete Kategorien. Er zitiert Todenhöfer: "Wir sind nicht links, nicht rechts, wir sind vorne!" Kilic versichert, koalitionsfähig sei das Team Todenhöfer "mit allen Parteien außer AfD und NPD: Mit denen wollen wir nichts zu tun haben!" Ihm sei bewusst, so Kilic, dass Frust, Wut und Misstrauen bei deren Wählern zu falschen Schlüssen führe. „AfD und NPD täuschen ihre Wähler und liefern ein Feindbild: das Fremde.“ Das Team Todenhöfer verurteile Rassismus. Die Unterscheidung in „Migranten und angebliche Bio-Deutsche“ wolle man beenden. Der Enkel eines Gastarbeiters: Orkun Kilic selbst ist ein Paradebeispiel dafür. Sein Großvater ist einst aus dem Osten der Türkei als Gastarbeiter nach Kiel eingewandert, hat als Schweißer bei HDW gearbeitet. "Harte Arbeit", weiß der Enkel. Er leitet daraus sein politisches Bekenntnis zu Bildungs- und Aufstiegschancen für alle Schichten ab. Kilic hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Jura studiert. Das ist der Parteigründer: Parteigründer Todenhöfer zählte in seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter von 1972 bis 1990 zum rechten Flügel der CDU. Danach ist er als Medienmanager, Bestsellerautor, Friedensaktivist und Weltreisender in Krisenregionen in Erscheinung getreten. 2020 hat Todenhöfer der CDU den Rücken gekehrt, um seine eigene Partei zu gründen. Begründung: Es brauche einen „neuen Politikertyp“, einen, dem „es wieder um die Menschen geht und nicht um die eigene Karriere“.