Offener Brief an Karin Prien: Abiturienten wollen keine Nebenfach-Klausuren

Ihr Schreiben beginnen die Abiturienten aus Kiel und Umgebung mit einem Lob, zu den vom Ministerium angekündigten Erleichterungen bei den Abschlussprüfungen: „Wir sind aber trotzdem enttäuscht, dass Ihr Ministerium die Klausuren, die jetzt in den Nebenfächern geschrieben werden sollen, nicht abgesagt hat.“ Unterzeichnet haben den Brief die Mehrheit der Abiturjahrgänge des Gymnasiums Kronshagen, der Kieler Gelehrtenschule, der Humboldt-Schule, der Käthe-Kollwitz-Schule, der Ricarda-Huch-Schule, der Max-Planck-Schule, des Ernst-Barlach-Gymnasiums und der Gemeinschaftsschule Friedrichsort. Über Whatsapp-Gruppen haben sich Jahrgangs- und Schülersprecher zusammengefunden und gemeinsam den Inhalt des Schreibens entwickelt. Sechs Klausuren in nur sechs Wochen: „Wir müssen noch vor Beginn der Abiprüfungen im März sechs Klausuren in Nebenfächern schreiben. Bei den Schülern aus dem Nawi-Profil sind es nur noch fünf. Aber für alle sind es viele Klausuren in kurzer Zeit“, sagt Jasper Mikuteit. Der 17-Jährige geht auf das Gymnasium Kronshagen und ist einer der Initiatoren des Schreibens. Den Schülern blieben nur noch sechs Wochen, um die Leistungsnachweise zu erbringen. „Das ist selbst unter normalen Umständen eine anspruchsvolle Aufgabe, wie jeder Schüler weiß. Doch derzeit leben und arbeiten wir nicht unter normalen Umständen“, heißt es im Brief. Seit Wochen erfahren sie Unterricht im Pandemiebetrieb. Neben Präsenzstunden in ihren Prüfungsfächern bekommen sie in Nebenfächern häufig Wechselunterricht. Sie haben deshalb nicht nur das Gefühl, dass ihnen große Teile des Stoffes für die Klausuren fehlen, sondern auch, dass Ungleichheiten innerhalb der Kurse bestehen. Schließlich hätten nicht alle denselben Zugang zu Besprechungen der Aufgaben gehabt. Diese Unterschiede erschwerten auch den Lehrern die Arbeit, eine passende Klausur zu erstellen. Hier kann man sich auf Corona testen lassen Günthers Perspektivplan: Schon ab Montag Lockerungen in SH? Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Zusätzlicher Druck steht nicht im Verhältnis zur Bedeutung: Die Schüler setzen die Klausuren zusätzlich unter Druck, sagt Mikuteit. „Der Stress, der dadurch entsteht, steht überhaupt nicht im Verhältnis dazu, wie wenig Bedeutung diese Arbeiten am Ende für die Abiturnote haben.“ Parallel müssen sich die Abiturienten auf ihre wichtigen Abschlussprüfungen vorbereiten, viele säßen zudem schon über Bewerbungen für Praktika oder Studienplätze für die Zeit nach dem Abitur. Hinzu komme, dass sich der schulische Druck nicht beim Sport oder Partys am Wochenende entladen könnten, weil solche Aktivitäten wegen Corona alle nicht möglich seien. Erleichterungen für Sportabiturienten gefordert: Sorge macht den Schülern auch die Lage der Sportabiturienten. Sie würden immer wieder mit neuen Regelungen konfrontiert, was das Training für die Praxisprüfung deutlich erschwere. Deswegen würden sich die Schüler wünschen, dass das Ministerium die Anforderungen für das praktische Sportabitur herabsetzt. „Auch wenn es am Ende nicht immer möglich sein wird, den geäußerten Wünschen zu entsprechen, werden die Argumente der Schüler natürlich in die Abwägung einbezogen“, sagt der Sprecher des Bildungsministeriums. Da die Halbjahresnoten ins Abitur eingebracht werden können, gebe es sicher auch Schüler, die in Leistungsüberprüfungen eine wichtige Chance zur Verbesserung sähen. „Wie schon im vergangenen Jahr beim ersten Abitur unter Coronabedingungen, werden wir auch in diesem Jahr faire und praktikable Lösungen finden, die den Schülerinnen und Schülern gute Abschlüsse ermöglichen, die auch die Vergleichbarkeit der Abschlüsse und damit Studienchancen in ganz Deutschland gewährleisten.“ Es werde derzeit beraten, wie mit Blick auf das Pandemiegeschehen im neuen Halbjahr insgesamt mit Klassenarbeiten umzugehen sei.