Dr. Teresa Hanß ist Elternvertreterin einer Abitur-Klasse der Kieler Käthe-Kollwitz-Schule in Kiel und Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie hält die Entscheidung der Bildungsministerin auch aus medizinischer Sicht nicht für nachvollziehbar.
Hier der Wortlaut Ihres Briefes an die Ministerin
Sehr geehrte Frau Ministerin Prien,
gerade habe ich aus der Presse erfahren, dass Sie beabsichtigen, in diesem Jahr in Schleswig-Holstein keine Abiturprüfungen und weitere Abschlussprüfungen durchführen zu lassen.
Das kann ich und bisher kein anderer Mensch, mit dem ich heute in Schleswig-Holstein gesprochen habe, nachvollziehen.
Die eventuelle Absage kann nicht medizinisch begründet sein. Wir haben leere Schulen und genügend Lehrkräfte, die die Prüfungen unter Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion mit dem Corona Virus abnehmen können. Daher kann Ihre evtl. Entscheidung nur juristisch begründet sein. Damit handeln Sie medizinisch nicht richtig, sondern sehen sich vielleicht juristisch abgesichert und durch die breite Akzeptanz der Bevölkerung zu den Maßnahmen zur Vermeidung der Ausbreitung des Virus (und diese sehe ich alle als richtige Entscheidungen an) auf der richtigen Seite.
Es gehen momentan tausende von Menschen in Schleswig-Holstein ihrer Arbeit nach, kaufen ein etc. unter Einhaltung von Abstandsregeln und weiteren Maßnahmen. Da muss es möglich sein und ich bitte hier um Ihren Mut, Prüfungen durchzuführen!
Ich bitte Sie inständig, darüber nachzudenken, was Sie den einzelnen jungen Menschen für Lebensperspektiven verbauen, wenn diese nur ein „Anerkennungs-Abitur“ erreichen/ablegen können bzw. dürfen, das möglicherweise nicht in allen Bundesländern, geschweige denn im Ausland als gleichwertig angesehen wird und mögliche Zugangsbeschränkungen etc. für schleswig-holsteinische Schülerinnen und Schüler erschwert. Warum werden in anderen Bundesländern die Abitur-Prüfungen durchgeführt und hier in Schleswig-Holstein bei aktuell ca. 600 Infektionen bei 2,89 Millionen Bürgern nicht?
Lehrer, Schulleiter, Schüler und Bewohner von Schleswig-Holstein verstehen Ihre Motivation nicht. Und ich als Ärztin kann Ihnen in diesem Punkt überhaupt nicht folgen.
Von daher bitte ich Sie, die Prüfungen durchzuführen und keinen Alleingang von Schleswig-Holstein zu planen mit allen Nachteilen für die Abiturienten und Abiturientinnen in diesem Bundesland. Diese jungen Menschen arbeiten seit Jahren auf diesen Schulabschluss Abitur hin.
Medizinische Indikationen werden von der Bevölkerung getragen, juristische Indikationen nicht. Ihre geplante Maßnahme wird medizinisch keine Vorteile bringen, aber sehr viele Nachteile für unsere jungen Menschen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Teresa Hanß
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