Orchestermusiker besuchten Grundschüler

Leselust: Die fängt bei den Schülern nach eigenen Worten schon beim Lesen des Fernsehprogramms, der Werbung oder der Tiergeschichten der Kieler Nachrichten an. Und natürlich können bei ihnen die Sportseiten, die Feuerwehrgeschichten punkten – ganz im Gegenteil zu den Geschichten über Waldsterben oder kranke Kinder. Mit der Leselust wollen die Klassenlehrerinnen Gisela Popp-Becker und Ute Krause-Dethleff ihrer Integrationsklasse noch mehr bieten. Musik etwa. Nicht vom Handy oder dem MP3-Player. Sondern selbst gemachte Musik im großen Stil. So haben sie mit den Orchestermusikern zusammen eine Bruckner-Probe durchgestanden. Musikinstrumente aus unmittelbarer Nähe erlebt, gespürt, dass gerade tiefe Töne durch Mark und Bein gehen können. Und sie wissen: Auch die Profis müssen üben. Manchmal kann das Stunden dauern. Was aber so ein Berufsmusiker genau macht und warum, das erfordert genaue Nachfragen. Daher sind Stephan Eichmann mit Geige und Markus Günst mit Kontrabass plus Sänger Johann Becker als Interviewgäste in die Schule gekommen. Wo sie auch gleich mit einem gut vorbereiteten Fragenpaket konfrontiert werden. Was man dann mache, wenn man sich verspiele („Passiert selten, wir proben doch“), ob der Dirigent streng sei („Eigentlich nicht“) und was denn das schlimmste Erlebnis gewesen sei? Da beschreibt der Bassist jenen Moment, als er bei einem Konzert aus seinem Bogen (mit dem streicht der die Saiten) alle Haare herausriss. Er habe dann einfach so getan, als ob er weiterspiele, allerdings keinen Ton hervorgebracht. Auch sei es darum gegangen, dass sein Musikerkollege das nicht sehe, weil dann vermutlich ein großer Lachanfall gefolgt wäre. Und das hätte die Sache nur noch viel schlimmer gemacht. Lea will wissen, wie ein Kontrabass funktioniert, Mats fragt den Geiger nach seinem schönsten Erlebnis (er beschreibt ein lustiges Erlebnis: Als alle Musiker plötzlich im Dunkeln saßen und ihre Noten nicht mehr sehen konnten, da während des Konzertes der Strom im Orchestergraben ausgefallen war) und Cara will von Johann wissen, ob er denn vor lauter Gesang noch Zeit für die Schule habe (Na klar). Und ob er auch unter der Dusche singe (Nicken). Und bei welchen Opern er schon gesungen habe (Tosca, Carmen, Turandot). Aus dem gesamten Material werden sie ein Interview schreiben. Und in ein paar Tagen natürlich selbst ins Opernhaus gehen. Einige der Schüler spielen auch selbst ein Instrument. Blockflöten beispielsweise. Ehrensache also, dass nach der Fragerunde noch zusammen in der Klasse musiziert wird. Und spätestens das zeigt: Leselust ist mehr als nur (manchmal ziemlich komplizierte) Buchstabenkost, fette Überschriften und viele bunte Bilder.

Projekt Leselust - Orchestermusiker besuchten Grundschüler