Prozess: Brand auf dem Künstlerhof Kollmor

Der 1696 erbaute Künstlerhof Kollmor südlich von Jevenstedt, der beim Kreis Rendsburg-Eckernförde als Museum gelistet ist, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Vier Bewohner(innen) gerieten in der Nacht zum 2. Oktober 2019 in Lebensgefahr. Alle hatten Glück und blieben unverletzt. Die Mieter und weitere Zeugen aus der Nachbarschaft wurden durch lautes Knallen, Prasseln und Knistern des Feuers aus dem Schlaf gerissen. Es sei schon alles verqualmt, sie komme nicht mehr aus dem Haus, meldete eine verzweifelte Mieterin um 1.35 Uhr über den Notruf: „Ich glaube, mein Nachbar brennt die Wohnung ab.“ Sekunden später meldeten weitere Bewohner das Feuer und äußerten denselben Verdacht. Der drogenabhängige Hartz-IV-Empfänger, der sich seit Mittwoch wegen heimtückischen Mordversuchs in vier Fällen vor dem Kieler Landgericht verantworten muss, soll mit seinen Nachbarn im Clinch gelegen haben. 35-Jähriger bedrohte seine Nachbarn: So beschwerte sich bereits anderthalb Stunden vor dem Feueralarm eine Mieterin telefonisch bei der Polizei über massive Lärmbelästigung und Drohungen des 35-jährigen Mannes: Der Nachbar randaliere herum und nehme seine ganze Wohnung auseinander. „Er schreit, er wolle uns umbringen“. Als die Polizei 20 Minuten später an der Tür des Randalierers klingelt, öffnet dieser sofort. „Total ruhig, gelassen und entspannt“ habe der Mann eingeräumt, ein Werkzeug geworfen zu haben, berichtete ein Polizeibeamter beim Prozessauftakt vor Gericht. „Er gelobte Besserung und versprach, sich nun ruhig zu verhalten.“ Zwei Streifenwagen rückten daher wieder ab. Eine gute Stunde später brannte dann das dreigeschossige Mehrfamilienhaus lichterloh. Da wurde der einzige noch vermisste Bewohner bereits als Tatverdächtiger gesucht. Vor der Schwurgerichtskammer schweigt er zu den Vorwürfen. Dabei hatte er sich bei seiner Festnahme bei der Tankstelle an der Bundesstraße 77 auch gegenüber der Polizei zur Brandstiftung bekannt. Cannabiskonsument ließ das Katzenklo verlottern: „Ja, ich bin's gewesen“, sagte er ungefragt einem Kieler Kriminalbeamten, berief sich dabei jedoch auf Fahrlässigkeit. „Er sagte, er sei mit der Zigarette in der Hand auf dem Sofa eingeschlafen“, so der 29 Jahre alte Polizist, der als Zeuge aussagte. Laut Anklage war aber bei dem Brand Vorsatz im Spiel. Hintergrund sollen Spannungen im Haus gewesen sein. Den Nachbarinnen stank es im Wortsinn, dass der bekennende Cannabiskonsument in seiner vermüllten Wohnung das Katzenklo nicht säuberte. Rückfragen des Kreisveterinäramts ignorierte der Angeklagte, bis am 27. August die Amtstierärztin mit der Polizei und einem Durchsuchungsbefehl vor der Tür stand. Laut Protokoll öffnete der Angeklagte erst nach 15 Minuten, halb bekleidet und verschwitzt. In der verwahrlosten Wohnung soll Chaos geherrscht haben. Ein Matratzenlager zwischen Müll, Lebensmittelresten und Katzenkot. Auf die Wegnahme seiner abgemagerten Katze reagierte der Angeklagte „stark gereizt und aufgewühlt“. Er setzte sich auf seine verschmutzte Matratze und begann zu rauchen, so die protokollierte Aussage der Tierärztin. Als sie das Haus verließ, hörte sie lautes Knallen – offenbar warf oder schlug der aufgebrachte Mann mit Gegenständen um sich. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil Anfang April erwartet. Weitere Nachrichten aus Schleswig-Holstein lesen Sie hier.

Kieler Landgericht - Prozess: Brand auf dem Künstlerhof Kollmor