Regeln für Abschlussklassen: Präsenz und Distanz im Wechsel doch erlaubt

„Es gab ein großes Durcheinander und viel Ratlosigkeit, wie die Umsetzung des Präsenzunterrichts für die Schüler der Abschlussjahrgänge aussehen sollte“, monierte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer. Das Ministerium habe mit der Ansage, es solle Unterricht nach Stundentafel geben, für massive Irritation gesorgt und Vertrauen verspielt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hält es angesichts der hohen Infektionszahlen nicht für sinnvoll, die Jugendlichen zu Präsenz in allen Fächern zu zwingen. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatte sich dafür ausgesprochen, die Schüler in einer Mischform zu begleiten. Das sei pragmatischer. Gewerkschaften, SPD und SSW für Konzentration auf Prüfungsfächer: Wenn es nun Chaos an den Schulen gebe, „dann kommt dieses Chaos von oben“, kritisierte der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat das Vorgehen von Ressortchefin Karin Prien (CDU). Ebenso wie der SSW plädiert er für eine Konzentration nur auf die Prüfungsfächer. Einige Schulleiter hätten sich untereinander abgesprochen und sich entgegen Priens ursprünglicher Anweisung nur für Präsenzangebote in den Prüfungsfächern entschieden, so Schauer. In manchem Kreis habe sogar das Schulamt dazu geraten. Lesen Sie auch: Abschlussklassen starteten vielerorts im Wechselmodell Über die Hälfte der Eltern haben kein Verständnis für Präsenz in Nebenfächern: „Zum Glück nutzen viele Schulleiter ihr eigenes Hirn und sind nicht der Maßgabe gefolgt“, sagt Thorsten Muschinski, Vorsitzender im Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen. „Dass es in Deutsch, Mathematik und Englisch zur Prüfungsvorbereitung jetzt Präsenzunterricht geben soll, finden wir gut. Aber warum müssen die Kinder für Musik, Religion oder Kunst in die Schule kommen?“ Einer Umfrage der Elternvertreter zufolge halten 57 Prozent der Familien es nicht für angemessen, dass in Nebenfächern Präsenzunterricht stattfinden soll. GEW: Ministerium hätte Schulen viel Aufregung ersparen können: Das Ministerium betonte: Prüfungsfächer hätten zwar Priorität, die volle Bandbreite der Fächer sei aber für den Abschluss und die Bildungslaufbahn wichtig. In einer neuen Corona-Schulinformation, die gestern an die Schulleiter ging, wird ihnen aber mehr Flexibilität gewährt. Sie sollen abwägen können, welche Fächer bevorzugt in Präsenz und welche auf Distanz abgedeckt werden können. Die GEW begrüßt dies. „Die ganze Aufregung hätte das Ministerium den Schulen aber ersparen können, wenn es von vornherein die notwendigen Handlungsspielräume eröffnet hätte.“