SH: Ministerpräsident Günther wegen positiven Corona-Tests in Isolation

In der heißen Phase des Landtagswahlkampfes in Schleswig-Holstein ist Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie die Staatskanzlei am Montag mitteilte, war zunächst ein routinemäßiger Selbsttest am späten Sonntagnachmittag positiv ausgefallen. Ein PCR-Test am Montagmorgen habe dann ebenfalls ein positives Ergebnis gehabt. Der 48-Jährige sei in häuslicher Isolation, symptomfrei und führe die Amtsgeschäfte vorläufig von zu Hause in Eckernförde weiter. „Der Wahlkampf geht weiter“, betonte ein CDU-Sprecher am Montag. „Wo es möglich ist, wird Günther digital vertreten sein.“ Der Regierungschef muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens am siebten Tag freitesten. Die bundesweite Verkürzung der häuslichen Isolation auf fünf Tage greift erst zum 1. Mai 2022. Nach Auslegung von Günthers Heimatkreis Rendsburg-Eckernförde beginnt die Isolation bereits ab dem Tag des Abstrichs (also am Sonntag), eine Freitestung ist deshalb am kommenden Sonnabend möglich. Günther ist an diesem Tag in Schleswig und Flensburg für Auftritte an Wahlständen eingeplant. Sollte er nicht kommen können, werde ihn voraussichtlich Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack vertreten, sagte der Sprecher. Aufgrund zahlreicher Kontakte habe sich Günther in den vergangenen Wochen täglich teilweise mehrfach getestet, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, hieß es. Ein Selbsttest am Sonntagmorgen sei noch negativ ausgefallen. In Schleswig-Holstein wird am 8. Mai der Landtag neu gewählt. Lesen Sie auch Dunkelziffer zu hoch: Kreise und Städte in SH melden keine Corona-Zahlen mehr So funktioniert das Neun-Euro-Ticket in Schleswig-Holstein Von Kostenlos-Kita bis Hauskauf-Rabatt: Die teuren Wahlversprechen der Parteien in Schleswig-Holstein Daniel Günther hatte bei Wahlkampfterminen viele Kontakte: Günther hatte in jüngster Zeit zahlreiche Wahlkampftermine mit vielen Begegnungen absolviert. Erst am Freitag war er bei den Kieler Nachrichten zum Podcast „Klare Kante“ und saß eine Stunde am Lesertelefon. Am Sonntag war er in Hamburg in der mit 13 200 Zuschauern ausverkauften Barclays-Arena beim Sieg des THW Kiel im Finale um den DHB-Pokal gegen den SC Magdeburg dabei. Am Freitag lieferte er sich in Rendsburg im Boxring beim sogenannten Politboxen vor hunderten Zuschauern einen harten verbalen Schlagabtausch mit den anderen Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller (SPD), Monika Heinold (Grüne) und Bernd Buchholz (FDP). Und am Tag zuvor war Günther in Kiel Gastgeber einer Ministerpräsidentenkonferenz der norddeutschen Länder. Stundenlang berieten die Regierungschefs miteinander, aßen zusammen Mittag und besuchten eine Werft. Für diesen Dienstagabend ist im NDR-Fernsehen ein Triell mit Günther, Losse-Müller und Heinold vorgesehen, bei dem Günther nicht live dabei sein kann. „Das ist bedauerlich, aber wir machen das Beste aus der Situation“, sagte ein NDR-Sprecher unserer Zeitung. „ Wir schalten Günther per Video dazu. Das ist in vielen Sendungen gewohnte Praxis.“ Die anderen Parteien seien damit einverstanden. SPD-Sprecher: „Es wird schwieriger, sich zu streiten“: Ein SPD-Sprecher bedauerte, dass man aufgrund der veränderten Situation mit deutlich weniger Interaktion zwischen den drei Kontrahenten rechne. „Es wird schwieriger, sich zu streiten.“ Parteistrategen merken ohnehin kritisch an, dass Günther in dieser Woche zur Plenartagung des Landtags, der letzten vor der Wahl, keine großen Auftritte mehr geplant hatte. „Das ist ziemlich schräg, wenn man doch angeblich so stolz auf fünf Jahre Regierungshandeln ist“, hieß es aus dem Fraktionsbüro. „Zumindest im Sitzungsablauf wird man Günther also nicht vermissen.“ Die große Rede zum 400-Millionen-Euro-Notkredit für die Ukraine-Hilfe ist Finanzministerin Monika Heinold vorbehalten, der Spitzenkandidatin der Grünen. Dort hatte man zwar erst vergangene Woche ein 25-Punkte-Programm veröffentlicht und sich auf Kampf eingeschworen. Am Montag gab sich ein Parteisprecher aber versöhnlich und wünschte gute Besserung. „Gerade in dieser heißen Phase des Wahlkampfs ist die direkte inhaltliche Auseinandersetzung zwischen den Parteien und ihren Kandidierenden wichtig. Wir werden diese Auseinandersetzung auf faire Art und Weise führen.“ Nach der jüngsten Umfrage von Infratest dimap zur Landtagswahl liegt die CDU mit 38 Prozent klar vorn. Es folgen die SPD mit 20, die Grünen mit 16 und die FDP mit neun Prozent. Von Wolfgang Schmidt und Christian Hiersemenzel