Seltene Wetterlage: Wiederholt sich die Schneekatastrophe von 1978/79?

Eisige Luftmassen aus Skandinavien stoßen auf ein mildes Tiefdruckgebiet aus dem Süden. Und dort, wo warm und kalt aufeinandertreffen, fällt kräftiger Niederschlag. Die Wetterkonstellation erinnert an die Luftmassenverteilung über Europa im Katastrophenwinter 1978/79. Damals sanken die Temperaturen auf Minus 25 Grad und Schnee türmte sich nach Verwehungen mancherorts bis zu vier Meter in die Höhe. Solche Schneemassen wie damals wird es diesmal aber wohl nicht geben. „Die Hauptniederschlagszone wird sich über Bremen und Niedersachsen bis zum Elberaum einpendeln“, sagt Meteorologe Kent Heinemann von Wetterwelt in Kiel. Dort dürfte es zu Schneehöhen von bis zu einem halben Meter kommen. In nördlicheren Teilen Schleswig-Holsteins werde es zwar auch zu starkem Schneefall kommen, aber nicht in diesen Dimensionen. Ändere sich der Wind, könne die Luftmassengrenze allerdings langsam in Richtung Norden hochrutschen. So eine Wetterlage, bei der zwei Luftströmungen mit extremen Unterschieden aufeinanderprallen, sei bei uns selten. Normalerweise sind Tiefs mit einer solch eisigen Luft weiter nördlich unterwegs – etwa auf der Höhe von Island und Nord-Skandinavien. Lesen Sie auch: Liveblog – Die aktuelle Verkehrs- und Wetterlage in SH In Kiel gab es zuletzt im Jahr 2010 viel und lange Schnee: „Alles wird halb so wild“, meint der Hobby-Meteorologe Martin Neujahr, der seit Jahren Wetterdaten von Kiel auswertet. „Wir werden Schnee bekommen, aber nicht so viel wie vor rund 40 Jahren.“ Richtig viel davon kam in der Landeshauptstadt zuletzt im Jahr 2010 runter. Damals lag laut Daten des Deutschen Wetterdienstes im Januar an 29 Tagen und im Februar an 28 Tagen mehr als ein Zentimeter Schnee. Landes- und bundesweit war der Winter 2010 demnach schneelastig. Damals war es im Februar durchschnittlich Minus 1,1 Grad kalt in Schleswig-Holstein. Auffällige Schnee-Jahre habe es hier zuvor in den 80er-Jahren und früher gegeben. Dass es überall im Land über längere Zeit zu Dauerfrost kam, ist laut Heinemann eine ganze Weile her. „Wir nennen das dann einwintern.“ Im Februar 2018 und 2012 lag das Gebietsmittel in Schleswig-Holstein zuletzt im Minusbereich. Den kältesten Februar gab es im Jahr 1929 mit Minus 8,8 Grad. Am Montag rechnet der Deutsche Wetterdienst mit zehn Zentimetern Schnee: „Verhältnisse wie 1978/1979 bekommen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht“, sagt auch Oliver Weiner vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Damals habe in vielen Orten Schleswig-Holsteins deutlich mehr 60 Zentimeter Schnee gelegen. Die Entwicklung sei zwar noch recht ungenau zu vorhersagen, aber: „Davon sind wir weit entfernt.“ Der DWD rechnet gemittelt von heute bis Sonnabendmorgen mit Schneehöhen von einem bis drei Zentimetern in Schleswig-Holstein. Bis Sonntagfrüh könnte die weiße Schicht auf bis zu fünf Zentimeter wachsen und am Montag sogar zehn Zentimeter erreichen. Bis Mittwoch bleibt es bei Dauerfrost. Wenn kräftiger Wind weht, kann sich der Schnee auch höher auftürmen: „Dazu kommt eine Ostströmung, die insbesondere am Sonntag für kräftigeren Wind und folglich örtlich auch Schneeverwehungen sorgt“, so Weiner. Durch Schauer seien zum Beispiel an der Trave, der Schlei oder der Kieler Förde größere Schneehöhen möglich. „Wenn warme Ostseeluft und kalte Polarluft übereinander streifen, könnten richtig lange Schneeschauer entstehen“, so Heinemann. Dann könne es bis zu 12 Stunden durchgehend schneien. „Aktuell ist der Schnee relativ nass, wenn die Temperaturen deutlich frostiger sind, bekommen wir aber pulvrigen, fluffigen Schnee.“ Bei starkem Wind verwehe der schnell und könne sich auftürmen.