Serie "Nicht meckern, machen!": Die Wegbereiter von Wintermoor

Ihnen ist es zu verdanken, dass der Bahnhof nicht wie andere stillgelegt wurde. Jahrelang haben acht Bürger unermüdlich dafür gekämpft, dass der kleine Heideort seine Anbindung ans Schienennetz behält. Mit Erfolg. Es gibt Orte in der Lüneburger Heide, die mehr hermachen als Wintermoor, das zur Gemeinde Schneverdingen gehört. Denn Wintermoor hat keinen expliziten Ortskern, nur mehrere Straßen, an denen mal mehr, mal weniger Häuser stehen. Seit vielen Jahren versorgt der Lebensmittelladen Max Manke die etwa 1000 Bewohner mit Dingen des täglichen Lebens. Fast wäre Wintermoor auf der Strecke geblieben: Wintermoors Vorteil: Der Ort liegt an der Heidebahn, die Buchholz in der Nordheide mit Hannover verbindet. Die Strecke wurde vor ein paar Jahren in mehreren Abschnitten für viele Millionen Euro ertüchtigt und ausgebaut. Doch dabei wäre Wintermoor fast auf der Strecke geblieben. „Als die Pläne bekannt wurden, war von unserem Bahnhof keine Rede“, erinnert sich Ortsvorsteherin Karin Meyer. Niemand im Ort mochte sich vorstellen, wie man zurechtkommen würde, wenn die Bahn ohne Halt durchrauschen würde. Immerhin war der Bahnhof seit 1901 im Betrieb. Die einzige Hoffnung: Mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, also mehr Pendler zum Umsteigen auf den Zug zu bewegen. Initiative stellte Schlachtplan auf: Und so wurde die Gruppe aktiv und entwickelte einen Schlachtplan. Die WBI organisierte zwei Bahnhofsfeste, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. „Wir haben Handzettel verteilt mit der Aufforderung: Leute, fahrt mit der Bahn!“, sagt Meyer. Und Mitstreiter Kirchner ergänzt: „Mit der Überschrift „Einmal im Monat kann jeder“ haben wir geworben. Die Rechnung sei ja einfach gewesen. Im Umkreis des Bahnhofs leben gut 1000 Einwohner, „wenn jeder einmal Bahn fährt, sind es 2000 Ein- und Ausstiege“. Inzwischen ist viel passiert. Die Zahl der Fahrgäste sei deutlich gestiegen. „Der Zug fährt im Stundentakt. Es gibt von Montag bis Freitag je 20 Züge Richtung Hannover und je 20 Richtung Buchholz/Hamburg“, sagt Karin Meyer. Der erste Zug der Heidebahn hält gegen 4.30 Uhr, der letzte kurz nach Mitternacht. Am Wochenende fährt der Zug bis Harburg durch, während der Woche müssen die Fahrgäste in Buchholz umsteigen. Lauter kleine und große Erfolge: Der Bahnsteig in Wintermoor wurde höher gelegt und verlängert, es gibt abschließbare Fahrradboxen, außerdem ausreichend Parkplätze. Und auch sonst haben Ortsvorsteherin Meyer und ihre Mitstreiter viel bewegt. Es gibt in Bahnhofsnähe einen Beachvolleyballplatz, eine Grillhütte und einen Picknickbereich. Auch um die Radwegbeschilderung hat sich die Initiative gekümmert und Fördergelder dafür eingeworben. Der Heideshuttle, ein kostenloser Freizeitbus während der Sommermonate, hält auf Betreiben der Initiative ebenfalls am Bahnhof Wintermoor. "Wir hatten einen langen Atem": Zudem wurden alle Pensionen und Unterkünfte im Umkreis mit Fahrplänen versorgt und gebeten, den Fahrplan auf ihren Homepages zu verlinken. Auf einer Internetseite für das Dorf finden sich sämtliche Vereine und wichtige Termine. Schnelles Internet gibt es ebenfalls in Wintermoor. Das Neubaugebiet mit seinen 30 Bauplätzen ist ausgebucht. Immerhin liegt Hamburg in nur 50 Kilometern Entfernung. „Wir hatten einen langen Atem“, sagt Melissa Othman zufrieden. Aber es geht immer noch mehr. Wintermoor-Hamburg ohne Umsteigen im Buchholz zum Beispiel. Da sei hoffentlich das letzte Wort noch nicht gesprochen. Mehr aus unserer Serie "Nicht meckern - machen!": Bahnfahren leicht gemacht Damit es die Frühchen besser haben Der Retter der Trauerseeschwalben Lotsin in der Schattenwelt des Netzes Der Schützer der Hamburger Grenzsteine In unserer Serie erzählen wir mit unseren Partnern vom „Hamburger Abendblatt“, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, der „Ostseezeitung“ und NDR Info eine Woche lang Geschichten, die Mut machen. Bei NDR Info können Sie die Episoden um 7.48 Uhr hören. Von Elisabeth Jessen

"Nicht meckern, machen!" - Die Wegbereiter von Wintermoor