Test: Glyphosat und andere Pestizide in Weihnachtsbäumen in Kiel

Insgesamt erwarb der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) an 23 Stellen in Deutschland Weihnachtsbäume und ließ sie von einem unabhängigen Labor auf Rückstände untersuchen. Bei 14 Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden. In Schleswig-Holstein wurden drei Bäume gekauft, und zwar alle in Kiel. Oft mehrere Pestizide in Weihnachtsbäumen gefunden: "Unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt", so die Bund-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. "Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt. Die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt." Mit sieben Funden sehr häufig wurde das Insektenbekämpfungsmittel Lambda-Cyhalothrin nachgewiesen. Es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid. Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hochgiftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an. In zwei Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen. Lesen Sie auch: Diese Corona-Regeln gelten an Weihnachten Besonders schädliches Pestizid bei Bäumen in Schleswig-Holstein: Einer dieser Bäume wird auch in Schleswig-Holstein angeboten: Die getestete Nordmanntanne stammt aus dem Sauerland und wurde beim Bauhaus in Kiel gekauft. Sie ist mit 0,3 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm belastet gewesen, außerdem wurden Lambda-Cyhalothrin und Azoxystrobin nachgewiesen. Auch bei einer Tanne, die vor dem Citti-Park angeboten wurde, fand das Labor Lambda-Cyhalothrin und Azoxystrobin sowie zusätzlich noch Mydobutanil. Dieser Weihnachtsbaum stammt aus Hohenlockstedt. Wer seinen Tannenbaum in diesem Jahr im Kieler Bauhaus oder Citti-Park gekauft hat, muss laut Bund aber nicht in Panik verfallen. Eine direkte Gesundheitsgefahr gehe von dem Baum im Wohnzimmer nicht aus. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass Kinder oder Haustiere nicht mit dem Grün der Tanne spielen. Tannenbaum bei Ikea ohne Pestizide: Der dritte untersuchte Baum wurde vor Ikea in Kiel verkauft: Er wuchs in Groß Nordsee und war nach Angaben des Bund frei von Pestiziden. In anderen Bundesländern wurden zum Teil zwei Pestizide nachgewiesen wurden, die entweder in Deutschland (Chlorpyrifos) oder für den Weihnachtsbaumanbau (Tau-Fluvalinat) gar nicht zugelassen sind. Der Bund will nun diese illegale Anwendung aufklären lassen. Hier gibt es Weihnachtsbäume ohne Schadstoffe: Mehr als ein Viertel der vom Bund getesteten Bäume war mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet, drei Bäume enthielten sogar Rückstände von drei Pestiziden. "Nicht nur die Mehrfachbelastung, sondern auch die vielen Wirkstoffe, die zu den gefährlichsten Pestiziden gehören, sind beängstigend. Diese Pestizide gehören verboten und nicht in die Weihnachtsbäume in unseren Wohnzimmern", erklärte Hölzel. Sie rät, zertifizierte schadstofffreie Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen oder einen Baum aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern, die nicht mit Pestiziden behandelt werden. Auskunft über FSC-zertifizierte Forstbetriebe geben die Internetseiten des FSC Deutschland. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood hat eine Liste mit Verkaufsstellen für Bio-Weihnachtsbäume zusammengestellt. Gefahr für Bienen und Artenvielfalt: Der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen ist vor allem ein Problem für die Artenvielfalt. "Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. Vier der gefundenen Wirkstoffe sind hochgiftig für Bienen", sagt die Bund-Pestizidexpertin und fordert "wirksame Verbote von bienengiftigen Wirkstoffen". Weiterhin fehlen konkrete Maßnahmen, um den Pestizideinsatz mindestens um 50 Prozent bis 2030 zu reduzieren, so wie es die EU-Kommission 2020 vorgeschlagen hat.