Unterricht im Hotel? SH-Bildungsministerin Prien ist dagegen

„Wenn die Schulen Platzprobleme haben, sodass Kinder nicht auf Abstand in den Klassen sitzen können und gleichzeitig in den Hotels über Monate die Tagungsräume oder Festsäle leer stehen, müsste man diese Kapazitäten doch nutzen können“, sagt Gregor Abt. Die Gastwirte bekämen Einnahmen, die Schüler hätten mehr Platz: Für den Münchner Unternehmer und Vater von zwei Kindern ist das eine Win-Win-Situation, die sich auch in Schleswig-Holstein umsetzen ließe. Schule im Hotel: In München stehen erste Kooperationen schon fest: Auf die Idee kam Abt im Gespräch mit einem befreundeten Event-Manager. Er habe dann in München einige Hotels kontaktiert. „Die waren alle sehr aufgeschlossen. Genauso wie der örtliche Hotel- und Gaststättenverband.“ Eine Kooperation gibt es in der bayrischen Hauptstadt schon zwischen dem Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel und einer Schule. Im großen Saal auf dem Nockherberg, wo sonst zum jährlichen Starkbier-Anstich die Politiker beim „Derblecken“ aufs Korn genommen werden, sollen Oberstufenschüler aus einem nahegelegenen Gymnasium sitzen. Der Festsaal mit Platz für 2300 Menschen sei dafür vom Referat für Bildung und Sport freigegeben worden. Umgesetzt wurde der Plan vor dem Lockdown aber nicht mehr. „Wenn es schon so ein behördlich geprüftes Konzept gibt, müsste das auf andere übertragbar sein“, glaubt Abt. Auch die Hotelgruppe Accor, zu der Ibis, Mercure und Novotel gehören, sei bereits mit Schulen im Austausch. Lesen Sie auch: Lockdown, Situation an Schulen: So geht es in Schleswig-Holstein weiter Bewegungsradius eingeschränkt: Was das für Städte und Orte in Schleswig-Holstein bedeutet Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Initiator: Länder und Kommunen müssten klar Interesse signalisieren: Wenn Länder und Kommunen den Schulen klar kommunizieren würden, dass solche Lösungen gewollt seien und welche Bedingungen dafür erfüllt werden müssten, würden sich sicher viele dafür interessieren, so Abt. „Aber es muss ein klares Signal dafür geben.“ Auch Lehrer könnten sich für Videounterricht im Hotel einquartieren, wenn dafür die Internetverbindung und die technische Ausstattung in der Schule oder im Homeoffice nicht reichen. GEW findet Idee sympathisch, sieht aber Probleme bei Finanzierung: Um für Entlastung bei Platzproblemen für geteilte Lerngruppen oder genug Abstand in Klassen zu sorgen, sei es klug, Alternativräume in Betracht ziehen, findet Astrid Henke. „Wir sollten da nach allen Möglichkeiten greifen“, so die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Das Deutsche Jugendherbergswerk habe schon im November angeboten, seine Häuser dafür zu nutzen. „Auch Hotels sind eine denkbare Variante.“ Probleme sieht sie allerdings bei der Finanzierung, denn die kommunalen Schulträger müssten die Raummiete tragen. Abt hält dagegen: „Ob der Staat nun die Hotels mit Hilfen unterstützen muss oder Geld ausgibt, um dort Räume zu buchen – in beiden Fällen wird Geld ausgegeben. Das ist doch nur ein Rechenspiel.“ Bildungsministerin Prien hält Hotel-Idee nicht für praktikabel: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien kann dem Konzept nicht viel abgewinnen. „Ich halte diese Idee aus organisatorischen Gründen für nicht praktikabel“, sagt die CDU-Politikerin. Auch Dehoga-Landeshauptgeschäftsführer Stefan Scholtis ist eher skeptisch, was die Durchführung in der Praxis angeht. „Für mich ergeben sich da zu viele Fragen. Fakt ist aber, wir waren und sind immer bereit zu helfen, wenn Not am Mann ist.“ Auch diese Idee könnten Betriebe natürlich prüfen. Was ist mit dem Schülerverkehr? Ein Haken könnte der logistische Aufwand sein, Kinder oder Lehrer von der Schule ins Hotel und zurückzubringen. Es müsse gewährleistet sein, dass das Hotel gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sei, sagt Abt. Ein Jahrgang dürfte nicht innerhalb eines Tages die Location wechseln müssen. Ideal sei natürlich ein Standort in direkter Nachbarschaft. Um die Vermittlung zwischen Schulen und Hotels sowie weitere Organisationsfragen soll sich ein Team von Event-Managern kümmern. Die hätten ohne Veranstaltungen schließlich ebenfalls Kapazitäten frei. Auf der Internetseite schule-im-hotel.de sucht Abt weitere Unterstützer.