Verkauf von Weihnachtsbäumen geht auch unter Corona weiter

In Schleswig-Holstein wachsen nach Angaben der Landwirtschaftskammer auf rund 2000 Hektar nahezu 20 Millionen Weihnachtsbäume. 90 Prozent sind Nordmanntannen. Besonders im Trend ist dabei die Auswahl des eigenen Baums beim Erzeuger. Besonders Familien fahren aufs Land und holen sich ihren Baum. In der Stadt war es bei den Veraufsstellen am Sonnabend dagegen recht ruhig. Der große Ansturm auf die Bäume blieb aus. Die etwas gestiegenen Preisen sind dabei aus Händlersicht nicht der Grund. „Das dritte Adventswochenende war in diesem Jahr sehr voll. Das lag wohl daran, dass niemand genau wusste, ob der Lockdown auch den Tannenbaumverkauf betrifft“, vermutet Waldbauer Thorsten Rabeler. Über 600 Bäume hat er allein an dem Wochenende verkauft. In seinem Weihnachtswald in Schönwohld bei Achterwehr stehen aber auch am letzten Adventswochenende bereits vor dem Verkaufsstart um 10 Uhr die ersten Kunden auf der Plantage unweit der Rendsburger Landstraße. Wer die Wahl hat, hat die Qual: Die Auswahl des Baums mit einem Ausflug in die Natur zu kombinieren, liegt voll im Trend. „Wir waren auch im vorigen Jahr hier und sind sehr zufrieden“, sagt Harald Riettiens aus Achterwehr. Mit Ehefrau Elke und Hund Faxi geht es durch die Reihen der angepflanzten Nordmanntannen. Nach 15 Minuten ist der Weihnachtsbaum 2020 gefunden. „Sehr gut gewachsen, schöne Spitze und viele Äste. Der Baum muss gut ins Zimmer passen“, so Frau Elke. Den eigenen Baum mit der Handsäge zu fällen und abzuholen, ist ein Erlebnis. Wobei die Auswahl bei jüngeren Familien mit Kindern schnell zum Abenteuer wird. Als Familienausflug haben Friederike und Christoph Heul mit Söhnen Felix und Max sowie Lars und Anne Öffner mit Mira, Kaja und Emil die Baumsuche angelegt. Zu viele Bäume sorgen aber auch für Probleme. Zu klein, zu spitz, zu schräg oder zu ungleich gewachsen, hört man. Das familiäre Baumcasting zieht sich hin, je mehr Bäume zur Auswahl stehen. Die neunköpfige Gruppe verliert sich ein ums andere Mal in dem Wald aus den Augen. Kindernamen werden gerufen. Antworten kommen aus dem Dickicht. Bewegende Baumspitzen verraten die Positionen der Kinder. Nach 20 Minuten hat Lars Öffner den perfekten Baum gefunden. Mit dem gelben Fuchschwanz an dem ausgestreckten Arme wedelt er aus dem Nordmanntannen-Dickicht. Kurzer Familienrat und der Baum wird gefällt. Wie ein erlegtes Wildschwein wird der Baum aus der Plantage gezogen. Auswahl wird zum Abenteuer: Bei Familie Heul dauert es etwas länger. „Mit Brille und Maske ist es gar nicht so einfach, hier den Durchblick zu behalten und den richtigen Baum zu sehen“, sagt Vater Christoph. Söhne Felix und Max helfen bei der Suche. Bei Familie Heul ist die kompakte Aststruktur das Kriterium. Schließlich hat Mutter Friederike das letzte Wort. „Wir nehmen den Baum mit der Doppelspitze“, sagt die Mutter nach der Sichtung verschiedener Bäume. Die zwei Spitzen stören nicht. „Der Baum steht eh etwas in der Ecke, da kann man ihn so drehen, dass man das nicht sieht“, sagt Mutter Friedrike. Kurz danach ist das Geräusch zu hören, wie sich der Fuchsschwanz durch den Stamm arbeitet. "Baum fällt", ruft Vater Heul. „Es ist ein Erlebnis. Wir wollen einen Baum aus der Nähe und ohne Pestizide. Und hier unterstützen wir ein gutes Projekt“, so Christoph Heul. Der Weihnachtswald vor den Toren Kiels ist Teil einer 5,5 Hektar großen Fläche, die Thorsten Rabeler 2018 gekauft hat. Eigene Masken für den Baumverkauf: Sein Ziel ist die langfristige Umwandlung der Flächen in einen Laubmischwald. Mit dem Verkauf der Weihnachtsbäume wird das Projekt finanziert. 2018 hat Rabeler die Flächen gekauft und die bestehende Weihnachtsbaumplantage übernommen. Rund 30000 Nordmanntannen stehen auf der Fläche. „Etwa 2670 Bäume haben wir jetzt schon verkauft“, sagt Rabeler. Deshalb ist auch für das nächste Jahr noch genug über. 2021 gibt es dann vielleicht auch wieder Punsch und Auswahl ohne Maske. Für dieses Jahr hat er passend zu Corona auch eigene Masken mit Weihnachtswald-Motiv fertigen lassen.